Donnerstag, 13. Januar 2011

Sarah Palin´s America by Heart

Sarah Palin tauchte im Jahre 2008 aus dem Nirgendwo als Vizepräsidentschaftskandidatin von John McCain auf. Damals wusste sie gerade einmal, dass Alaska zu den USA gehört. Ob sie auch weiß, wann die USA es vom zaristischen Russland erworben hatten, ist nicht bekannt. Ihr Weltbild ist mit simple noch positiv umschrieben. Seit sie als Gouverneurin von Alaska zurückgetreten ist, arbeitet sie an ihrer Präsidentschaftskandidatur für die Republikaner im Jahr 2012. Um dieses Ziel zu erreichen, zieht sie alle rhetorischen Register.

Sie ist der Shooting-Star der so genannten Tea-Party-Bewegung, einer kleinbürgerlichen Bewegung mit faschistischen Neigungen. Auf deren Veranstaltungen hält sie nationalistisch-schwülstige Reden, die alle Ressentiments bedienen, die im „Land der Unbegrenzten Möglichkeiten“ gerade en vogue sind. Sie ist die „dancing-queen“ der kriegslüsternen Neocons, der christlichen Fundamentalisten und der reaktionärsten Elementen der Republikanischen Partei.

„America by Heart“ ist ihr politisches Manifest. Wie viel sie eigenhändig dazu beigesteuert hat, bleibt im Bereich der Spekulation. Die persönlich-biographischen Anmerkungen darf man ihrer Eigenleistung zugutehalten. Die historisch-ideengeschichtlichen und ökonomisch-politischen Passagen mögen von wem auch immer stammen. Überschwänglich bedankt hat sie sich bei der Publizistin Jessica Gavora, die zufällig mit dem konservativen Journalisten Jonah Goldberg verheiratet ist.

Ihr Buch ist eine Manifestation des US-amerikanischen Nationalismus und Exzeptionalismus. Eine Hommage an das Militär. Die Selbsteinschätzung der USA als einer “leuchtenden Stadt auf dem Hügel“ ist durch die imperiale Geschichte der USA zu einer Karikatur verkommen. Im Angesicht der neokolonialen Eroberungskriege in Irak und Afghanistan klingt es wie blanker Zynismus. Über das gesamte Buch hinweg arbeitet sie sich an ihrem Feindbild, US-Präsident Barak Hussein Obama, ab. Der feindseligen Rhetorik und den Hass-Tiraden der Palins, Limbaughs, O`Reillys und Glenn Becks unterliegt ein Subtext: Rassismus. Noch nie ist ein US-Präsident von reaktionären Elementen so dämonisiert worden wie Obama. Man vergleicht ihn mit „Hitler“; er sei in Wahrheit ein „Muslim“ oder gar ein „Kommunist“. Dieses Klima der Dehumanisierung des politischen Gegners könnte vermutlich auch zum Attentat auf die demokratische Abgeordnete Gabrielle Giffords aus Tucson/Arizona beigetragen haben. Der Wahlkreis dieser Abgeordneten wurde von ihr auf ihrer Facebook-Seite mit einem Fadenkreuz gekennzeichnet. Dieses politische Symbol sollte alle diejenigen stigmatisieren, die für Obamas Gesundheitsreform gestimmt haben wie Frau Giffords. Palins Schlachruf dagegen lautete: "Don´t Retreat, Instead - Reload!" Sie verstieg sich sogar in ihrer Verteidigungsrede, dass man eine „Ritualmordlegende“ (blood libel) in die Welt gesetzt habe, um Hass und Gewalt zu schüren., anstatt diese zu bekämpfen. Ob sie den Hintergrund eines solchen niederträchtigen Vergleichs kennt, kann nicht vorausgesetzt werden. Auch hatte sie aufgerufen, Julian Assange, den Gründer von WikiLeaks, "zur Strecke zu bringen",

„America by Heart“ könnte Palins Schlachtruf für ihren bevorstehenden Präsidentschaftswahlkampf werden. Gnade der Welt Gott, wenn sie gewählt werden würde. Wer politisch so unverantwortlich herum schwadroniert, könnte bei passender Gelegenheit auch mit Atomwaffen unverantwortlich um sich schießen. Die finsteren Kräfte hinter ihr befürworten weitere Kriege der USA, wie z. B. gegen Iran. Ihre diffuse Philosophie eines „commonsense constitutional conservatism“, der auf der Verfassung und dem gesunden Menschenverstand beruht, erinnert sehr stark an George W. Bushs „benign conservatism“, der sich dann als brutaler ökonomischer Darwinismus gepaart mit aggressiven Eroberungskriegen entpuppte, die den Westen in eine Katastrophe gestürzt haben.

Über viele Seiten redet Palin über ihre religiösen Neigungen, die denen von Bush ähneln. Dies lässt ebenfalls schlimmes erahnen. Bush berief sich bei seinen Entscheidungen immer wieder auf eine „höhere Eingebung“ und seinen direkten Draht zu einer Transzendenz. Palin ist auch eine fanatische Abtreibungsgegnerin.

Die Popularisierung ihres reaktionären Weltbildes wird weitgehend von den konservativen Medien bewerkstelligt. Der politische Gegner sollte ihre Ausführungen über Nation, Glaube, Militär und Nationalismus genau zur Kenntnis nehmen, damit er nicht sagen kann, er habe dies nicht gewollt, geschweige denn nicht gewusst. Einen weiblichen George W. Bush haben die USA für die nächsten hundert Jahre nicht verdient. Dieses politische Pamphlet bedarf auch keiner Übersetzung in andere Sprachen.