Donnerstag, 30. August 2012

Rachel Corrie and „Breaking the Silence“

Ein Distrikt-Gericht in Haifa hat die Zivilklage der Eltern der 2003 getöteten US-amerikanischen Friedensaktivistin Rachel Corrie durch einen von Israel modifizierten Caterpillar-Bulldozer, gesteuert von einem Israeli im Gaza-Streifen, verworfen. Die Eltern, Cinda und Craig Corrie, machten den Staat Israel für den Tod ihrer Tochter verantwortlich und warfen den Militärbehörden vor, den Fall unzureichend untersucht zu haben. Beide Vorwürfe erweisen sich als berechtigt. Wie nicht anders zu erwarten war, stellte das Gericht den Israelischen Verteidigungsstreitkräften (IDF) einen Persilschein aus, und sprach von einem „bedauernswerten Unfall“. Nach Aussage aller Zeugen wurde Rachel Corrie aber bewusst von diesem Monster-Bulldozer überrollt, und zwar zweimal. Der Gang vor das Oberste Gericht Israels (HCI) ist sicher, ob er jedoch Erfolg haben wird, darf bezweifelt werden. 

Der US-amerikanische Journalist Stephen Lendman charakterisierte in seinen Beitrag „Israeli Court Legitimizes Murder“, der von der kanadischen Nachrichtenagentur „MWC News“ am 29. August publiziert worden ist, Israel als einen „rogue terror state“ und äußerte massive Kritik am Urteil und am Staat Israel selbst. „It's unsurprising in a nation contemptuous of rule of law principles, democratic values, and life itself (...) It's an out-of-control blight on humanity. It's a regional menace. Racism and persecution are institutionalized. It's unfit to live in for most Jews. For Arabs and supporters of equal rights and justice, it's dangerous.“

Neben dieser juristischen Farce ist die Schweigsamkeit der Verantwortlichen des US-Imperiums skandalös. Offiziell gab es keine Kritik an der Gerichtsentscheidung und an der unzureichenden Untersuchung des israelischen Militärs, obgleich eine gründliche Untersuchung selbst von der George-W.-Bush-Administration einmal vorsichtig angemahnt worden ist. Dass die Obama-Administration diese Farce durch offizielles Schweigen hingenommen hat, zeigt, wo das eigentliche Zentrum der Macht liegt, obgleich der US-Botschafter in Israel, Dan Shapiro, den Eltern der Ermordeten gegenüber erklärt hat, dass Israels Untersuchung des Todes von Rachel Corrie “was not satisfactory, and wasn’t as thorough, credible or transparent as it should have been.” Aber wen interessiert das eigentlich im Westen?

Was bedeutet eine solche Aussage im Lichte der wirklichen Machtverhältnisse zwischen dem US-Imperium und seinem so genannten Alliierten? Warum fordert US-Präsident Barack Hussein Obama keine vollständige Aufklärung der Umstände der Ermordung einer US-Staatbürgerin? Warum gibt er sich mit dem „Untersuchungsbericht“ des israelischen Militärs zufrieden, wohlwissend, dass diese Art Berichte nur der Weißwaschung der Rechts- und Menschenrechtsverstöße von Militärangehörigen dienen? 

Selbst das Massaker um die Jahreswende 2008/09, bei dem 1 400 Menschen im Gaza-Streifen –überwiegend Zivilisten – durch die israelische Militärmaschinerie getötet worden sind, war nach der „Untersuchung“ einer israelischen Kommission angeblich koscher! Wie kann es sein, dass sich Israels Ministerpräsident Benyamin Netanyahu massiv in die US-Innenpolitik zum Nachteil von Obama einmischt und die US-Regierung im Falle der Ermordung von Rachel Corrie und den haarsträubenden Umständen ihres Todes völlig stumm bleibt? Aber hat sich das US-Imperium nicht nur den israelischen Standards in Sachen Folter von Häftlingen, außerordentlichen Tötungen oder illegaler Entführungen seinem „Albatros like ally“ (Paul Atwood) angepasst? Sind dies die so genannten gemeinsamen Werte, welche die USA und ihre westlichen Verbündeten mit Israel verbinden? 

Die Art der Gerichtsentscheidung bestätigt wieder einmal die These von Menschrechtsaktivisten, dass Mitglieder der israelischen Sicherheitskräfte und des Militärs in den besetzten Gebieten „straffrei“ schalten und walten könnten, ohne dafür zur Verantwortung gezogen zu werden. Diese These wird auch durch den jüngsten Bericht der Organisation „Breaking the Silence“ (Das Schweigen brechen) gestützt, in der ehemalige Soldaten über ihren Dienst in den besetzten palästinensischen Gebieten berichten. In der soeben veröffentlichten Broschüre „Children and Youth – Soldiers‘ Testimonies 2005 – 2011“ berichten 30 anonyme Zeugen von ihren Willkürtaten gegenüber Minderjährigen palästinensischen Kindern und Jugendlichen. „Although the events described here took place after the peak of the Second Intifada, at a time perceived as calm and uneventful from a ‘security’ standpoint, the reality that emerges from the testimonies shows that harsh treatment of Palestinian children continues unabated, and despite the overall security situation.“ 

Palästinensische Kinder und Jugendliche sind recht- und schutzlos der israelischen Besatzungsarmee ausgeliefert, und das Militär behandelt sie darüber hinaus wie Erwachsene. Der Bericht zeigt, dass die verhafteten Kinder bewusst erniedrigt und geschlagen werden. „There was an incident where a ‚straw widow‘ was put up following a riot at Qalandiya on a Friday, in an abandened house near the square. Soldiers got out with army clubs and beat people to s pulp. Finally the children who remained on the ground were arrested. The order was to run, make people fall to the ground, and then the soldiers with the clubs would go over to them and beat them. A slow runner was beaten, that was the rule ...“ Zum gleichen Ergebnis kam ein Bericht der UN-Menschrechtsorganisation vom Juli 2012. 

Das Hauptanliegen von „Breaking the Silence“ ist auf eine öffentliche Diskussion über den moralischen Preis, den die israelischen Soldaten für die Aufrechterhaltung des Besatzungsregimes über ein anderes Volk zahlen müssen, indem sie es beherrschen und täglich aufs Neue unterdrücken. Bei diesem Anliegen benötigt die Organisation einen sehr langen Atem. Sollte sich der Fokus der Organisation nicht eher auf die Ideologie des Zionismus konzentrieren, in deren Auftrag die Soldaten ihren Unterdrückungsdienst verrichten? Ist nicht diese Ideologie die Legitimationsbasis für eine Menschenverachtende Besatzungsherrschaft und die permanenten Missachtung des Völkerrechtes? Will das US-Imperium nicht noch seinen letzten Kredit an Glaubwürdigkeit unter den Staaten verlieren, so muss es seinen „Alliierten“ endlich auf die Einhaltung von Rech und Gesetz zwingen oder ihn fallen lassen; dies legt auch die Studie „Preparing For A Post Israel Middle East“ nahe, der von 17 US-Geheimdiensten erstellt worden ist; dieser sieht Israels politisches Verhalten in völligem Widerspruch zu den Interessen der USA. 

Freitag, 24. August 2012

The dispensability of the Abbas Regime

When Israel’s Prime Minister Benjamin Netanyahu and his Defence Minister Ehud Barak are not demonising Iran and its leadership, their colleague Foreign Minister Avigdor Lieberman starts talking, or even better, writing bizarre things. In a letter to the Middle Eastern Quartet (US, Russia, EU and UN) he called for the ousting of Palestinian President Mahmoud Abbas whose term has already expired in 2010. 

The letter is a hodgepodge of statements about Mahmoud Abbas’ alleged shortcomings and of Israel’s alleged concessions. Beyond that the letter is plainly embarrassing. That the former Moldovian bouncer and today’s settler (Lieberman) has such a political leeway shows that Netanyahu is not in charge of his cabinet. After the child has already fallen into the well, Netanyahu and Barak declared that Lieberman’s position is not that of the Israeli government. In an orderly functioning democratic political system such a minister would be dismissed. 

Historically, the Israeli leadership has always sought to damage the reputation of any Palestinian leader, regardless how harmless he was. Yassir Arafat was not only depicted as a “terrorist” but also as “Hitler”! Not to speak of other racist characterizations attributed to him. The hand-tame Mahmoud Abbas, who was pushed against Arafat’s will into the position of Prime Minister, was cartooned by Ariel Sharon as “plucked chicken” after he became ”President” of the Palestinian Authority. It should be noticed that Abbas negotiated the Oslo Accords and the infamous “Beilin-Abu Mazen agreement”. Abbas was formerly better known by his nom-de-guerre Abu Mazen. 

Brighter Israelis than Lieberman know that Abbas is Israel’s best shot in town. He is the perfect “prison- warden”. He follows Israel’s and US orders and protects Israeli colonizers against the wrath of his own people. He initiated the putsch against the only democratically elected government in Palestine on behalf the US and Israel. Having such an obedient servant, why does Lieberman want Abbas to be removed from office? Does he want Hamas instead? Israel together with the Western powers and the fundamentalist reactionary Arab regimes want to get rid not only of the secular Syrian regime but also of the secular Palestinian one. From Tunisia to Iran, the region would be controlled by Islamic Wahhabi fundamentalists.

At first sight, this seems absurd and would not appear to be in the interest of the West and Israel. But after second thoughts, this alliance makes some sense. After Qatar subsidized the transfer of the Hamas political bureau from Damascus to Doha, Hamas has become politically tame. After the Egyptian Muslim brotherhood has made its peace with the US and got its political share of the lucrative Egyptian cake, Hamas “radicalism” does not anymore look as frightening to the West as the Israelis claim. The terror image of Hamas, created by Israeli hasbara (propaganda), led to political impasse that was detrimental to Western interests. 

The US Empire has finally come to terms with Islamic fundamentalism after Saudi Arabia and Qatar made it palatable, though with one exception: Iran. Here comes the doctrine of sectarianism into play. The US Empire tries to balkanize the Middle East along sectarian lines in order to control the newly formed small entities. This doctrine appears successful in Iraq, Afghanistan, and Libya. It looks promising in Syria and is expected to be implemented later in Iran. Then perhaps it will also be applied to Russia and China. 

In this Machiavellian power game, the question of Palestine vanishes from the agenda of Western neocolonialists and its fawning corporate media. For the moment, Israel’s colonization of the remnants of Palestine can continue without impediment. But the ghosts that haunt Israel’s unjust grip of the homeland of another people will not disappear, whatever its cheerleaders tell their audience. 

Or does Lieberman wants to get rid of Abbas hoping that Hamas will take over the West bank and establish a “terrorist regime”? In case of an attack on Iran, would this not be another chance to drive the Palestinian people out from what is left of Palestine? When a so-called new historian calls the Palestinians “barbarians”, Israeli politicians name them a “cancer” and others call for transfer (“ethnical cleansing”), would an attack on Iran not be the “right” moment to implement such a radical and criminal plan?

First published here, here and here.
Published in French here.

Samstag, 18. August 2012

Pussy Riot und das Regime des „lupenreinen Demokraten“ Putin

Fast eine Minute dauerte der Protest-Auftritt der feministischen Punkband „Pussy Riot“ gegen die unheilige Allianz zwischen „Thron und Altar“, dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und der Hierarchie der Orthodoxen Kirche, in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale, wofür die drei Musikerinnen in einem „Schauprozess“ zu zwei Jahren Straflager verurteilt worden sind. Sie wurden wie Schwerstverbrecher in einem Glaskäfig der Weltöffentlichkeit als „subversive“ Elemente vorgeführt. Auch die „unabhängige“ russische Justiz scheint sich für diese Polit-Farce nicht zu schade zu sein. 

Die Punkband hatte in ihrem Song die „Jungfrau Maria“ gebeten, eine Feministin zu werden und Putin aus dem Amt zu vertreiben. Daraufhin warf man ihr „Gotteslästerung“ vor, und der Patriarch Kyrill I. verstieg sich sogar darin, den drei Musikerinnen vorzuwerfen, sie „täten das Werk des Statans“! Diese überzogenen Vorwürfe führten zu der völlig unverhältnismäßigen Machtdemonstration des russischen Staates. Übrigens: Jeder kann die „Jungfrau Maria“ auch in der Öffentlichkeit um alles bitten, die Erfüllung des Wunsches obliegt jedoch ausschließlich ihr.

Der Kurzauftritt der drei Punkerinnen war urkomisch aber witzig; er hätte, wenn überhaupt, nur zu einer Ermahnung führen müssen. Aber das Putin-Regime musste Härte nach innen zeigen, wo eigentlich Nonchalance angebracht gewesen wäre. Auch die Leitung der orthodoxen Hierarchie scheint von Milde, Vergebung und Nächstenliebe wenig zu verstehen. Aber nach über siebzigerjähriger Unterdrückung scheint der Hierarchie der russischen Orthodoxie der Schulterschluss mit dem neuen „Zaren“ wichtiger zu sein als demokratische Offenheit, Unabhängigkeit und Toleranz. Nachhilfe in Christlicher Soziallehre täte den orthodoxen Glaubensbrüdern allemal gut, da diese Tradition in der russisch-orthodoxen Kirche so gut wie gar nicht vorhanden ist. 

Putin sollte die nun „rechtskräftig“ Verurteilten begnadigen. Dies würde seiner umstrittenen Stellung in der russischen Gesellschaft bestimmt nicht schaden. Die Unzufriedenheit nach dem Ämtertausch sitzt tief, und unter der Oberfläche bildet sich eine Protestbewegung, die sich vielleicht zu einem „russischen Frühling“ auswachsen könnte. Feindliche Kräfte von außen, heizen diese Stimmung weiter an und arbeiten auf einen „regime change“ hin. 

Dabei sind doch die außenpolitischen Herausforderungen durch die permanente Expansion und Aggression des US-Imperiums und seiner westlichen Satrapen gegen Iran und Syrien zu wichtig für die Geopolitik und den politischen Einfluss Russlands, als dass sich Putin an der innenpolitischen Front unnötig eine nicht zu unterschätzende Opposition heranzüchten sollte. In Washington gibt es eine Handvoll durch geknallte Neokonservative, die sich für einen nuklearen Angriff auf Russland und China aussprechen. Die Obama-Administration unterstützt und finanziert die „Opposition“ gegen Putin. Mit der Aggression gegen Syrien und Iran sollen die letzten Hürden aus dem Weg geräumt werden, bevor es gegen Russland und China geht, um die absolute Hegemonie zu erringen. Vielleicht sollte Putins deutscher „Buddy“ ihm nicht nur eine Lehrstunde in lupenreiner Demokratie, sondern auch in geopolitischer Bedrohung durch das US-Imperium und seine Verbündeten erteilen, um vom russischen „Rechtsstatt“ und der verbliebenen Weltmachtstellung des Landes noch zu retten, was zu retten ist.

Donnerstag, 16. August 2012

Freedom for Julian Assange

Die ecuadorianische Regierung hat dem WikiLeaks-Gründer Julian Assange politisches Asyl gewährt. Großbritannien verweigert ihm aber freies Geleit. Er hält sich seit zwei Monaten in der Botschaft des Landes in London auf, nachdem das Oberste Gericht des Vereinigten Königreichs Assanges Einspruch gegen die Auslieferung nach Schweden verworfen hatte. Die schwedische Regierung verlangt seine Auslieferung zum Zwecke der Befragung wegen angeblicher Sexualdelikte.

Von Beginn an handelte es sich bei der “Strafverfolgung” von Julian Assange um ein Politikum. Assange hatte auf WikiLeaks nicht nur ein Video von einer „einmaligen“ Killeraktion an irakischen Zivilisten durch US-Militärs aus einem Kampfhubschrauber heraus veröffentlicht, sondern auch hunderttausende von dipomatischen Depeschen, die zeigen, in welche Machenschaften das US-Imperium verwickelt war und ist. Erst nach diesen Veröffentlichungen fiel es der schwedischen Justiz ein, einen internationalen Haftbefehl gegen Assange wegen angeblicher Sexualdelikte zu erwirken. 

Assange wehrt sich zu Recht gegen eine Auslieferung an Schweden, weil dessen Regierung ihn vermutlich umgehend an die USA ausliefern würde. Das Land hat diesbezüglich keinen guten Ruf. Die Zeiten eines Olaf Palme sind lange vorbei. In den USA droht Assange möglicherweise eine Anlage wegen Geheimnisverrats und Verschwörung. Einige US-Politiker haben die Todesstrafe für Assange gefordert, andere sogar eine „Al-Kaida-Behandlung“ verlangt.

Sergeant Bradley Manning soll angeblich die Dateien von den US-Verbrechen in Irak und Afghanistan sowie die zahlreichen Depeschen an WikiLeaks weitgegeben haben. Sein Prozess beginnt in Kürze vor einem US-Militärgericht. Assange hat allen Grund, alles zu unternehmen, um seine Auslieferung nach Schweden zu verhindern, weil dieser „Transit“ nur eine „legale“ Formalie darstellen würde. 

Assange kann in den USA kein faires Verfahren erwarten. Nach Medienberichten arbeitet bereits seit über einem Jahr eine „Grand Jury“ geheim am „Fall Assange“. Das Urteil stehe bereits fest: entweder lebenslänglich oder Todesstrafe werden als Alternativen genannt. Die US-Regierung behauptet, durch die WikiLeaks-Veröffentlichungen seinen US-Angehörige möglicher Gefahren ausgesetzt worden. Bisher ist jedoch kein einziger Fall bekannt, der mit den Veröffentlichungen in Verbindung gestanden hat.

Assange ist australischer Staatsbürger. Es ist erstaunlich, dass sich die australische Regierung nicht intensiv  für die Freilassung ihres Staatsbürgers einsetzt und seine Ausreise nach Australien verlangt. Dort könnte sie ihn ja „anklagen“, wenn an den vorgeschobenen Vorwürfen irgendetwas dran sein sollte. Aber von der neokonservativen australischen Regierung ist ein solcher Einsatz für ihren Staatsbürger wohl nicht zu erwarten, da sie erst kürzlich dem US-Imperium erstmalig Militärstützpunkte zugesagt hat. Die USA versuchen dadurch, die Volksrepublik China weiter militärisch einzukreisen. 

Der Angriff auf Assange ist ein Angriff auf die Meinungsfreiheit. WikiLeaks hat nichts anderes getan wie weiland Daniel Ellsberg mit der Veröffentlichung der „Pentagon Papers“, die die kolossalen Verbrechen der USA in Vietnam dokumentiert haben. Folglich gibt es nur einen Weg: .Freiheit für Julien Assange!

Dienstag, 14. August 2012

Deutschland, Iran und die Bombe

Ein realitätsnäherer Titel für dieses Sammelsurium desperater Artikel wäre gewesen: „Deutschland, Iran und die israelischen Bomben“. Auch von einer substantiellen „Entgegnung“ auf das „Gedicht“ von Günter Grass kann keine Rede sein. Was der Autor den Lesern/innen jedoch ermöglicht, ist ein kleiner Einblick in seine verquere Weltsicht. Aber wer von diesem Autor etwas anderes erwartet hätte, sollte sich mit seiner politischen Vergangenheit und seinem Charakter  beschäftigen. 

Bis zum Zusammenbruch des Kommunismus war der Autor noch in Sachen kommunistischer Weltrevolution unterwegs. Nach 1990 hatte dieses Geschäftsmodell keine Zukunft mehr. Seither zieht er u. a. gegen den Islamismus,  Jihadismus, „arabischen Antisemitismus“ und die nicht existenten iranischen Atomwaffen zu Felde. Was er dazu bereits zu Papier gebracht hat, wurde vom Islamwissenschaftler Alexander Flores in der Zeitschrift „Universitas“ wie folgt bewertet: „Wie jeder Antisemitismus sollte auch der arabische scharf bekämpft werden. Erste Voraussetzung dafür ist seine genaue Erkenntnis. Küntzels Buch, das in der Analyse des Phänomens einer fixen Idee folgt und seinen Zusammenhang mit dem Palästinakonflikt ausblendet, dient seiner wirklichen Erkenntnis – und damit auch seiner Bekämpfung – nicht.“ In der „Frankfurter Rundschau“ resümiert Flores über das gleiche Pamphlet: "Küntzels Analyse verkennt das Phänomen“.

Wer die brutale Wirklichkeit des Nahostkonflikts weitgehend in seinen Analysen über die arabisch-muslimische Welt und die massiven Menschenrechtsverletzungen und Völkerrechtsverstöße der 45-jährigen israelischen Besatzungsherrschaft ausblendet, dessen Analysen mangelt es an Realitätssinn. An dieser Einseitigkeit kranken alle „Analysen“ dieses Autors, weil er die Bedeutung dieses Konfliktes für das politische Bewusstsein nicht nur der Araber, sondern auch der Muslime weltweit unberücksichtigt lässt. Selbst das minimalste Verständnis für diese Region lässt er vermissen. Er schulmeistert in einer emotional-agitatorischen Sprache im Stile eines antideutschen und neokonservativen Kolonialherrn alle diejenigen Politiker oder Wissenschaftler, die eine differenzierte Meinung zu Iran, „arabischen Antisemitismus“, Nahostkonflikt usw. haben. Überhaupt ist es verwunderlich, wie eine angeblicher „Scholar for Peace in the Middle East“ so ideologisch verbohrt sein kann. Aber wer bei Organisationen wie „Stop the Bomb“ oder dem „Mideast Freedom Forum Berlin“ mit agitiert, darf sich über dessen schriftliche Ergüsse nicht wundern.

Neben seinem „Expertenwissen“ in Sachen „arabischer Antisemitismus“ hat sich der Autor als „Iran-Experte“ versucht. Auch dieses Experiment ist vor den Augen der wirklich Sachkundigen durchgefallen: So jage der Autor nicht nur einer „Fixen Idee“ nach, sondern sein Iran-Buch sei „von einer absoluten Unkenntnis der iranischen Gesellschaft geprägt“. Nach Meinung des Autors, so die Rezensentin, sei die „Hitler-Begeisterung“ eine Grundlage für die guten deutsch-iranischen Beziehungen! Die einzigen, welche die „Expertise“ des Autors aber immer noch zu schätzen scheinen, sind die zahlreichen Israelfans. Bedient er doch alle Vorurteile in Bezug auf Iran in einer wissenschaftlich verbrämten Sprache. Die Erwiderung des Autors auf die adäquate Besprechung der Professorin für Islamwissenschaft erfährt die gleiche von politischer Besessenheit geprägte Antwort, die alle anderen Artikel dieses Sammelbandes auch durchzieht.

Das einzig Seriöse an seinem jüngsten Buch scheinen die Gliederung und der Dokumentenanhang zu sein, aber was danach die Leser/innen erwartet, ist nicht nur starker Tobak, sondern schlicht unseriös. Folgende Sätze muss man sich einfach auf der Zunge zergehen lassen, weil sie nicht nur von historischer Unkenntnis, sondern auch von ideologischer Verblendung geprägt sind: „Immer wieder hat Teheran dreist und selbstbewusst gegen den Atomwaffensperrvertrag verstoßen.“ (47) Und weiter geht’s: „In seiner Kairoer Rede sicherte auch Barack Obama dem antisemitischen Regime das Recht auf Atomenergie, sofern es sich an den Sperrvertrag halte, zu.“(49 f.) Der Autor scheint nicht zu wissen, dass jedes Land, das den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet hat, natürlich das Recht hat, eine Nuklearindustrie aufzubauen und zu betreiben. Dagegen hat Israel den NPT-Vertrag nicht unterschrieben und verfügt über geschätzte 200 bis 300 Atomraketen, die keiner internationalen Kontrolle unterliegen und die eine Bedrohung für die Länder des Nahen und Mittleren Ostens darstellen. Übrigens: Iran hat bis dato weder gegen den NPT-Vertrag verstoßen und schon gar nicht „dreist“! Die minutiöse Einhaltung des Vertrages scheint auch das größte Problem für die Kriegstreiber darzustellen, weil sie immer wieder Vorfälle initiieren, die als Vorwand für einen Angriff auf Iran herhalten könnten. Die IAEA-Inspektoren gehen in den iranischen Atomanlagen ein und aus und haben nichts Verdächtiges gefunden, was auf den Bau einer „Bombe“ hinweist. Warum nehmen sie sich nicht einmal die israelischen und US-amerikanischen Anlagen vor? 

Dass folgender politischer Unfug bisher nur auf der Website des Autors erschienen konnte, überrascht nicht, aber dass der LIT-Verlag die seriösen publizistischen Mindeststandards - wohl bewusst - unterboten hat, scheint nicht auf ein sorgfältiges Lektorat zu schließen. Für die „israelfeindliche Stimmung“ (der Autor meint Deutschland) seien in erster Linie die Medien verantwortlich. (56) „Schreiben Journalisten so verdreht über Israel, weil die Leute es wollen, oder ist es umgekehrt? Ich weiß es nicht. Ich glaube aber, dass viele Deutsche die permanente Berieslung mit ‚Angriffen‘ und ‚Verbrechen‘ des jüdischen Staates wie Balsam für ihre Seele empfinden: Wenn auch Juden schlimme Verbrechen begehen, sind wir moralisch quitt. Vielleicht liegt es an dieser Projektion, dass 65 Prozent der Deutschen auf die Frage, welches Land sie als die größte Bedrohung für den Weltfrieden betrachteten nur ein Antwort kannten: Israel. Heute ist es diese Paranoia, die Ahmadinejad in die Hände spielt.“ (56) Es scheint, als funktioniere der moralische Kompass der Europäer noch. Würde der Autor die Drohungen der beiden „messiancs“ (Yuval Diskin, Ex-Inlandsgeheimdienstchef, über Netanyahu und Barak) und den Widerstand des überwiegenden Teils des israelischen Sicherheitsestablishments gegen einen Überfall auf Irans Nuklearanlagen zur Kenntnis nehmen, müsste ihm eigentlich ein Licht aufgehen. 

Entwaffnend für den Autor ist die Präsentation eines auf einem abgelehnten Artikel für die Tageszeitung „Neues Deutschland“ (ND) beruhenden Email-Austausches. Die Redaktion schrieb ihm, dass er am Thema vorbeigeschrieben habe, „und zweitens fehlt ihm (dem Artikel L. W.) jede journalistische Seriosität“. Wow, das hat gesessen. Polemisch antwortet der Autor: „Sie scheinen pünktlich zum 50. Jubiläum des „ND“ beweisen zu wollen, dass sich an der Zeitung im Prinzip nichts geändert hat. Glauben Sie denn wirklich, Sie können die Argumente, die ich anführe, so zum Schweigen zu bringen?“ Natürlich nicht, kann man antworten, der LIT-Verlag war sich nicht zu schade, auch diesen unqualifizierten Beitrag unredigiert zu veröffentlichen. Warum haben die Tageszeitungen „Die Welt“ oder andere neokonservative Blätter den „ausgezeichneten“ Artikel des Autors nicht mit Handkuss genommen? 

Der Beitrag „Deutschland, Iran und die Linkspartei“ ist nicht nur vom journalistischen Standpunkt völlig indiskutabel, sondern er zeigt auch exemplarisch, wie schräg das Weltbild des Autors inzwischen geworden ist. So schreibt er: „Treibt sie (die Linkspartei L. W.) den Kampf gegen den iranischen Faschismus, Antisemitismus und Atomwahn voran? (…) Es war aber nicht der Antisemitismus des iranischen Präsidenten, der Lafontaines Zorn erregte, sondern die ‚pharisäerhafte‘ und ‚nicht haltbare‘ Iran-Politik des Westens.“ (91) (…) „Ob die Führung eines Landes vom Märtyrerkult besessen ist oder nicht, ob sie einen anderen Staat erklärtermaßen auslöschen will oder nicht – all das scheint Peach egal zu ein.“ (Professor Norman Peach war bis 2009 außenpolitischer Sprecher der Partei „Die Linke“ im Deutschen Bundestag L. W.) Oder folgender Satz: „Die Nonchalance gegenüber der Androhung eines neuen Genozids und die Ablehnung jeglicher Sanktionspolitik durch die Bundestagsfraktion (Die Linke L. W.) machen deutlich, wie wenig die Katastrophe Auschwitz und der Vernichtungsantisemitismus der Nazis das Bewusstsein dieser Linken in Wirklichkeit tangiert. (…) Offenkundig hat die eingeschliffene Gegnerschaft zu den USA und Israel die Fähigkeit zerstört, neue Formen des Antisemitismus und die Bedrohung Israels mit Massenvernichtungswaffen auch nur zu erkennen, geschweige denn dagegen anzugehen.“ (93) Zu diesem unerquicklichen Email-Verkehr schrieb abschließend der zum 1. August ausgeschiedene Chefredakteur des „ND“, Jürgen Reents: „Wünsche Dir, dass Du irgendwann heil und ohne Uniform aus diesem gedanklichen Irrgarten rauskommst.“

Zu den „Lieblingsfeinden“ des Autors scheinen der ehemalige Direktor der „Stiftung Wissenschaft und Politik“ (SWP), Christoph Bertram, und sein Nachfolger, Professor Volker Perthes, zu gehören. Der SWP ist es hoch anzurechnen, das sie trotz Dauerbeschuss von gewissen Kreisen, die Entwicklung in der arabischen Welt durch die Brille des politischen Realismus und nicht der ideologischen Verblendung sieht. So wird Bertram dafür kritisiert, weil er geschrieben habe, dass sich Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht hinter jede „Katastrophenwarnung Israels stellen“ sollte. (159) Dass sich Bertram in seinem Buch „Partner, nicht Gegner. Für eine andere Iran-Politik“ einsetzt, ist nur zu begrüßen, weil er damit der Vernunft ein Bresche geschlagen hat. Auch Perthes bekommt sein Fett ab. Er gehöre zur „Gruppe der Merkelgegner und Regimepartner“. Was der Autor an Perthes-Aussagen zur Iran-Politik zitiert, ist überaus vernünftig und sollte generelle Politik der Bundesregierung werden. Allen Ernstes schreibt dieser „Iran-Experte“: „Bertram und Perthes treten öffentlich für eine deutsche strategische Partnerschaft mit der weltweit einzigen antisemitischen und den Holocaust leugnenden Macht dieser Erde ein.“ (160) Selbst der bereits lange verstorbene Iran-Experte der SWP, Johannes Reissner, wird noch posthum in ein negatives Licht gesetzt, weil er die iranischen Rüstungsanstrengungen überwiegend als defensiv eingeschätzt hat. Auch der Lehrbeauftragte an der Universität Bonn, Kinan Jäger, wird angemacht, weil er eine andere Sicht als die Iran-Besessenen vertritt. (150) 

Vielleicht sollte sich der Autor doch einmal auf die Fakten und die Realität einlassen: Alle bisherigen Einschätzungen der 17 US-Geheimdienste bestätigen, dass Iran nicht den Bau einer Bombe verfolge. Nach dem jüngsten von Israel-„messiancs“ in die Presse lancierten angeblichen aktuellen US „National Intelligence Estimate“ baue Iran doch an einer Bombe. Dummerweise ist der US-Regierung von der "neuen" Einschätzung ihrer „eigenen“ Geheimdienste nichts bekannt! Selbst das Gerede von der angeblichen „Zerstörung Israels“ ("wiping Israel off the map") ist schon lange als eine falsche Übersetzung entlarvt worden. Selbst der stellvertretende israelische Ministerpräsident Dan Meriodor bestätigte in einem Interview gegenüber dem arabischen Fernsehsender „Al Jazeera“, dass der iranische Präsident falsch zitiert worden sei! Wenn der iranische Präsident, dessen Amtszeit im März 2013 ausläuft, angeblich von einem „Judenhass“ und „Antisemitismus“ besessen ist und den Holocaust permanent leugne, drängt sich die Frage auf, warum er dann nicht gegen die über 35 000 iranische Juden zählende Gemeinde in Iran vorgeht oder darüber nachdenkt, sie nach Israel auszuweisen? Warum liest der Autor nicht einmal die Beiträge von Roger Cohen in der „New York Times“ über das gute Verhältnis zwischen der iranisch-jüdischen Gemeinde und der iranischen Regierung oder beschäftigt sich mit dem „israelischen Massenvernichtungswaffenprogramm“, wie es jüngst Oberstleutnant a. D. Jürgen Rose in seinem Beitrag „Israel: Ein Goliath im Gewande des David“ in der Zeitschrift „International“ genannt hat? Oder er könnte auch einmal der Frage nachgehen, warum die arabischen Juden (Mizrahim) unter einer massiven Diskriminierung seitens der Aschkenasim in Israel leiden? Die Liste solcher Fragen ließe sich bis ins Unendliche fortführen, realistische Antworten darauf erhält man aber nicht in dem vorliegenden Buch. 

Man hätte durchaus noch mehr von diesen politisch-schrägen Ausführungen den Lesern/innen präsentiert können, was die Sache aber nicht besser gemacht hätte. Wer gern seine politischen Vorurteile bedienen möchte, ist mit diesem politischen Pamphlet bestens bedient. Leider findet man in diesem Buch nichts über die Realität; diesbezüglich ist es faktenfrei. Fazit: Der gruseligste Horrorthriller kann dieses Buch nicht toppen.

Mittwoch, 8. August 2012

The impending Israeli and US war on Iran

The US Empire constitutes the greatest threat to world peace. This has been proven by the history of this nation. Starting out as a nation born in the fight against British colonialism, the US has become the world largest imperial power. The US does not only wage two neocolonial wars in Iraq and Afghanistan, in the later together with Nato, but it has also military bases in 141 states and 11 territories, out of 191 states comprising the United Nations. American arms patrol all the seas and skies, including outer space. This is not enough, the Pentagon declares flatly that it wants to achieve nothing less than „full-spectrum dominance“ over any potential foe in the future. 

Patrick J. Buchanan describes this imperial demeanor as follows: „While this worldwide archipelago of bases may have been necessary when we confronted a Sino-Soviet bloc spanning Eurasia from the Elbe to East China Sea, armed with thousands of nuclear weapons and driven by imperial ambition and ideological hatred of us that is history now. It is preposterous to argue that all these bases are essential to our security. Indeed, our military presence, our endless wars, and our support of despotic regimes have made America, once the most admired of nations, almost everywhere resented and even hated.“ 

Besides his self-proclaimed chosenness, its second nature is to wage wars. „War is the American way of life”, writes Paul L. Atwood, Senior Lecturer at the University of Massachusetts, Boston, in his book “War and Empire”. Although the US has not officially declared war on any country since Pearl Harbor, the United States of America committed aggressions against numerous countries. None of the undeclared wars were won by the US and some have led to millions of deaths and vast destruction of the attacked countries. It is noteworthy that none of the attacked countries had nuclear weapons. Right now, the US concentrates a huge armada around Iran, and history demonstrates “when the US prepares for war it usually goes to war”. (Atwood) The real war profiteer is, according to Atwood the “military-industrial-financial-intelligence-congressional-media complex”. The lobbyists of these industries determine the course of the US foreign policy. All these wars were promoted by the corporate media and intellectually justified by their cheerleaders in so-called think tanks. As in the past, the same procedure has been going on with regards to the preparation of the impending war against Iran. The US public seems so manipulated by the media that they take this propaganda for reality. Eighty percent of the American people believe that Iran’s nuclear program threatens the US, and two-thirds think that sanctions don’t work.

How the US Empire might be pushed into a war against its will by its client state Israel could serve as a case study in the field of international relations. Such a case study could demonstrate that even an empire, which “conquers” three quarters of the United Nations member states, could be dragged into war by his “albatross-like ally Israel”. (Atwood) After Secretary of Defense Leon Panetta visited Israel beginning of August, news were leaked that the Israelis slammed the US delegation for apparently accepting Iran’s right to a civilian nuclear program. This right is granted to any country that has signed the NPT (Treaty on the non-Proliferation of Nuclear Weapons), which Iran has done but not Israel. It appears that Benyamin Netanyahu and Ehud Barak are hell-bent to strike soon unilaterally against Iran, downplaying all the arguments against such an aggression. According to “ynet news” from August 5, 2012, Netanyahu said: "I would prefer that the US attack Iran, but the likelihood of that is small." Noteworthy however, according to Yuval Diskin’s characterization of Netanyahu und Barak as “messianic”, is Netanyahu’s remark that “he is being completely rational in considering the matter“.

End of July, former Mossad-chief Ephraim Halevy set a three month timeframe within which an attack on Iran’s nuclear facilities might be carried out by Israel. That means, the attack would take before the US presidential elections. Obama would have no other choice to lead the US into another war against a Muslim country with disastrous consequences. Daniel Pipes, a US-American critic of Islam, has already written in “National Review Online” from February 2, 2010 that President Obama should bomb Iran in order to save his presidency. 

Up till now, there is still strong opposition within the Israeli security establishment against an attack on Iran. After Leon Panetta’s visit to Israel, Netanyahu said on Israeli Channel 2 TV that despite reservations about an attack on Iran among former Israeli security officials and Israel's current army chief Benny Gantz “the country's political leadership would make the final decision on any attack”. But this is Netayahu’s pipe dream. Neither Netanyahu nor Barak can make such a far reaching decision alone. All decisions concerning war can only be taken together with the military and security apparatuses. Against their will, every Prime Minister looks powerless.

The case for a nuclear Iran was convincingly made by Kenneth Waltz in “Foreign Affairs”. The author expressed his surprise that it took such a long time till Israel’s nuclear dominant position will be finally challenged. Another substantive argument put forward by Waltz was the stability of a nuclear world. There has not been until now a military confrontation between nuclear armed countries. All the heads of states behaved rationally after possessing nuclear weapons, only the US Empire used them against Japan. However, from the imperialist perspective it might be “very rational” to destroy other countries with nuclear weapons. Even the so-called “Evil Empire” (Ronald Reagan about the Soviet Union) acted very cautiously, when confronted with the anti-communist trigger-happy politicians of the United States. 

What makes the Iranian case so unique? Since the overthrow of the Shah regime in 1979 by the Iranian revolution, the US and Israel lost its “trusted leader”. Iran’s geopolitical situation is outstanding: If the US could get hold of Iran again, together with Israel they might not only control and dominate the Near East and the Middle East but also the Far East and all the former Soviet republics. From a geopolitical point of view Russia and China should make it clear to the US and Israel that they will not accept an attack on Iran’s nuclear facilities. Should Syria fall into the hands of the fundamentalist Islamists who belong to the Sunni branch of Islam and are supported by the most fundamentalist regime, Saudi-Arabia, the “Shiite crescent” might fall apart. With a nuclear Iran, the Israeli hegemony over the Arab world would be over, although Iranians are not Arabs. However, the real US thrust is directed against Russia and China. They are the last stumbling blocks on the road towards world domination. 

Although US decision makers and the Israeli security establishment know that Iran does not build nuclear weapons, they are nevertheless willing to ignite a war whose outcome nobody can predict. Perhaps Iran and his President Mahmoud Ahmadinejad have already been so demonized in the last eight years by the US power elite, its corporate media and the Israeli political class that the warmongers are falling for their own propaganda. Perhaps this war will unleash force best left sleeping, and the politicians will feel all of a sudden like the apprentice in Goethe’s Faust. 

The main aim of the US-Israeli alliance is the destruction of the so-called resistance-axis of “Teheran-Damascus-Hezbollah” because it is the last hindrance for their quest of absolute and unchallenged regional hegemony and domination. Such a nightmare scenario should be opposed by everyone.

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Samstag, 4. August 2012

Mitt Romney’s No Apology

US-Präsident Barack Hussein Obama’s Herausforderer, der Kandidat der Grand Old Party, Mitt Romney, hat gerade seine erste, an Peinlichkeiten nicht zu übertreffende, Auslandsreise beendet, da ranken sich bereits Spekulationen um seine Qualifikation für das höchste Amt, das das US-Imperium zu vergeben hat. Kein Wunder: Romney ist umzingelt von neokonservativen Hardlinern aus der George W. Bush-Administration, und er muss als Mitglied der Mormonen alles tun, um nicht nur die fanatischen christlichen pro-Israel Fundamentalisten, sondern auch „the Jewish Vote“ von seiner Israel-Loyalität zu überzeugen, die geradezu an Unterwürfigkeit gegenüber dem Land grenzt. Aber was tut man nicht alles, um gewählt zu werden. 

Schon der Vorwahlkampf der US-Republikaner-Garde ließ unabhängige politische Beobachter die Frage stellen, ob es eigentlich um das Amt des US-Präsidenten oder um das des israelischen Ministerpräsidenten ging. Bis auf Senator Ron Paul überboten sich alle Kandidaten als „brown noser“ in Sachen Israel. Romney tat sich besonders hervor, indem er ankündigte, alle US-Entscheidungen, den Israel-Palästina-Konflikt betreffend, vorher mit der israelischen Regierung abzustimmen! Er wurde nur noch übertroffen von dem Neokonservativen Newt Gingrich, der die Palästinenser als ein „invented people“ bezeichnete, wohl in Anspielung an die wissenschaftlich-seriöse Untersuchung des israelischen Historikers Shlomo Sand über die „Erfindung des jüdischen Volkes“.

Nach seinem ersten gescheiterten Anlauf im Jahre 2008 hat Romney nicht seine Zeit damit vergeudet, als Kommentator beim extremistisch-neokonservativen Sender Fox-News Statements abzugeben, sondern hat seinen zweiten Anlauf damit vorbereitet, dass er sein politisches „Manifest“ als Gegenentwurf zu Präsident Obama in „No Apology“-Form vorgelegt hat. Obama hat sich tatsächlich für einige Verbrechen des US-Imperiums entschuldigt, was überfällig war. Romney dagegen, ganz in der rechtsnationalistischen neokonservativen Tradition stehend, sieht in seinem Pamphlet keinen Grund, sich für irgendetwas zu entschuldigen. Seine „Vision“ hängt immer noch dem Mythos vom „Auserwähltsein“ der US-amerikanischen Nation an. „Make the world save for democracy“, dieser imperiale Messianismus bestimmt nach wie vor das Denken einiger US-„supremacists“.

In der Tat besteht Grund für „so many American misdeeds, real or imaginded“, wie Romney schreibt, sich vor der Welt zu entschuldigen. Die USA haben wie keine andere Nation über die Welt ein unermessliches Unheil gebracht, verbrämt in demokratische Rhetorik und Freihandel. Jeder, der die US-Geschichte kennt, weiß von dem Genozid der US-Eroberer an den Indianern, des mexikanischen Landraubes, der Kolonisierung Hawaiis, der Kriege auf den Philippinen, des Atombombenabwurfs auf das bereits besiegte Japan, den Krieg gegen Nordkorea, den Vietnamkrieg, die diversen Aggressionen gegen Länder Lateinamerikas, den CIA-Putsch gegen den demokratisch-gewählten iranischen Präsidenten Mohammad Mossadegh oder gegen Salvator Allende oder jüngst die Überfälle auf Afghanistan und Irak, um an die Ressourcen dieser Länder zu kommen, oder die Unterstützung des Umsturzes gegen Muammar al-Gaddafi und jüngst gegen Syriens Präsident Bahar al-Assad sowie die Angriffsdrohungen gegen das legitime Atomprogramm Irans. Über drei Viertel der Mitgliedstaten der UNO sind von den USA „besetzt“. Die größte Gefahr für den Weltfrieden scheint demnach nicht von Iran auszugehen, das über keine Nuklearwaffen verfügt, sondern von den über 3 000 Atomraketen der USA. Dem muss die freie Welt, insbesondere Europa, entgegentreten, um nicht durch eine verantwortungslose Politik in ein Desaster mit hineingezogen zu werden.

Romney agitiert in seinem Polit-Pamphlet gegen eine angebliche Politik Obamas, die Amerika „in Bezug auf den Rest der Welt in einen Niedergang“ führe. Was wäre so schlimm daran, könnte man fragen? Ganz in der neokonservativen Wahnwelt befangen, befänden sich die USA in einem Krieg mit einem „furchtbaren Feind“ (formidable enemy), und Russland und China täten alles, um Amerikas militärische Führung zu neutralisieren. Romneys außenpolitische Vorstellungen sind in ihrer Schlichtheit furchterregend.

Bei seinem Aufenthalt in Israel gab Romney einige kulturrassitische Statements zum Besten. Unberücksichtigt blieben in diesem rassistischen Weltbild die jährlichen milliardenschweren Kapitalhilfen aus den USA nach Israel, die eine Erklärung für das israelische „Wirtschaftswunder“ - im Gegensatz zu den unter Kolonialismus und Besatzung leidenden Palästinensern - abgeben könnte. Bei Romney hört sich das wie folgt an: „I wondered how such vast differences could exist between countries that were literally next door to each other. How could Americans be so rich and Mexicans so poor? How could Israelis have created a highly developed, technology-based economy while their Palestinian neighbors had not yet even begun to move to an industrial economy?” Wow, kann man da als politischer Beobachter nur sagen. Nicht verwunderlich ist, dass sich Romney auf Daniel Landes, einen Harvard-Professor beruft, der in seinem Buch „Wealth and Poverty of Nations“ geschrieben hat, dass “culture makes all the difference.” An der Harvard-Universität scheinen sich Kulturrassisten wie Landes, Huntington u. a. ein Stelldichein zu geben.

Romney hat deutlich gemacht, dass er die US-Kultur und die seiner Alliierten, insbesondere Israels, gegenüber anderen Kulturen für überlegen hält. Wer die israelische Haltung gegenüber Arabern und Palästinensern im Besonderen kennt, wundert sich über diesen Rassismus nicht. Mit Romney als möglicher US-Präsident werden schöne neue Zeiten anbrechen, sollte er gewählt werden. George W. Bush wird dabei wie ein „intellektueller“ Waisenknabe erscheinen. Dass die Palästinenser über diese Äußerungen eines potenziellen US-Präsidenten „not amused“ waren, versteht sich von selbst. Aber sie sollten inzwischen begriffen haben, dass sie von keinem US-Präsidenten etwas zu erwarten haben außer rhetorischen Floskeln wie von der so-genannten israelischen-zionistischen Linken. Romneys kulturrassistische Äußerungen waren primär an die US-amerikanische Innenpolitik gerichtet, um einen Keil in die traditionelle Unterstützung der amerikanisch-jüdischen Wählerschaft für die demokratische Partei zu treiben, um seine Israel-Unterwürfigkeit honoriert zu bekommen. Man kann fragen, wie für politisch unbedarft Romney eigentlich die liberale jüdische Gemeinschaft in den USA hält? 

Vielleicht hat Romney tatsächlich dieses kulturrassistische Buch eigenhändig verfasst, wie er vorgibt. Dies wäre umso schlimmer, weil bis dato doch die Haltung der Mormonen in den USA zum Nahostkonflikt eher neutral gewesen ist. Diese Neutralität hat Romney aus politischen Gründen aufgegeben. Vielleicht sollten ihn dafür seine mormonischen Glaubensgenossen abstrafen. Oder haben nicht doch zionistische Hardliner aus diversen „Think-Tanks“ ihm beim Abfassen dieses Pamphlets die Hand geführt? Diesem Buch wird das gleiche Schicksal beschieden sein wie anderen politischen Machwerken in den USA oder Deutschland. Ihnen erging es wie politischen Eintagsfliegen, nicht der Rede wert.