Donnerstag, 12. September 2013

Warum stürzen die arabischen Despoten nicht das Assad-Regime?

Durch die Überfälle auf Afghanistan und Irak hat sich „der“ Westen samt seiner Demokratie-Rhetorik völlig diskreditiert. Auch der Sturz von Muammer al-Gaddafi in Libyen, der auf dem machtpolitischen Missbrauch einer UN-Sicherheitsratsresolution beruhte, hat der Glaubwürdigkeit des Westens großen Schaden zugefügt. Ergo lassen sich Russland und China in Sachen Syrien nicht noch einmal von der westlichen Front hinters Licht führen. 

Seit zwei Jahren tobt ein Machtkampf in Syrien, der von den fundamentalistischsten Regimen in der arabischen Welt mit Hilfe westlicher Mächte und deren Geheimdiensten initiiert worden ist, um das letzte säkulare Regime in der arabischen Welt zu stürzen. In Syrien genießen alle Religionen die Freiheit, ihren Ritus ohne staatlichen Zwang auszuüben. In welchem arabischen Land ist dies sonst noch möglich? In Saudi-Arabien kommt man sofort ins Gefängnis, wenn man auch nur öffentlich das christliche Kreuz trägt; Konversion zum Christentum wird mit dem Tode bestraft; sie gilt als „Kapitalverbrechen“ (capital offense).

Der Westen, angeführt von den USA, unterstützt justament diese Kräfte in Syrien, die ein islamistisches Regime errichten wollen. Diese radikalen Kräfte haben in den letzten Tagen die christliche Stadt Maaloula angegriffen und einige ihrer Bewohner massakriert. In dieser Stadt wird immer noch die Sprache Jesu, aramäisch, gesprochen. Aber wo ist hier Obama? Wenn sich der Westen nicht besinnt, und seine Unterstützung der islamistischen Terroristen von Al-Kaida, der Al-Nusra-Front und den anderen Terrorgruppen nicht einstellt, wird es im Nach-Assad-Syrien weder Christen, Alewiten noch Kurden geben. Der Westen sollte sich auf ein „Schlachtfest“ der besonderen Art einstellen und überlegen, wie er dann mit seinen Cruise-Missiles dagegen vorgehen will. Leider werden die Saudis und Kataris für diese Waffen nicht mehr bezahlen. Der Westen scheint aus seinem „Erfolg“ in Libyen nichts gelernt zu haben. Oder gehört es zur Strategie des Westens, in den unliebsamen arabischen Staaten, ethnische Konflikte zu schüren, um diese Länder als Nationalstaaten zu zerstören, um sie besser beherrschen zu können? 

Wenn die arabischen Despoten unbedingt das Assad-Regime stürzen wollen, sollen sie es doch selber tun. Warum sollen amerikanische oder europäische Soldaten ihr Blut für diese dekadenten Plutokraten vergießen oder der Westen seine bereits völlig diskreditierten „Ideale“ um ein weiteres Mal verraten? Diese Despoten haben bereits die Arabische Liga gekauft, sind ausgerüstet bis über beide Ohren mit den modernsten US-Waffen, warum sollten sie damit nicht Assad bezwingen können? Oder benötigen sie diese Waffen nur, um sich gegen ihre eigene Bevölkerung zu schützen? Wie zynisch und feige diese Despoten sind, zeigt die Tatsache, dass sie die Kosten der US-Aggression gegen Assad bezahlen wollen. Wollte nicht darüber hinaus der saudi-arabische Prinz Bandar bin Sultan, besser bekannt als „Bandar Bush“, den russischen Präsident Vladimir Putin mit einem milliardenschweren Waffendeal „kaufen“, wie berichtet worden ist? Putin ist aber kein Araber oder US-Amerikaner! Es gibt glaubhafte Berichte, dass „Bandar Bush“ hinter der Giftgasattacke der so genannten Rebellen stehen könnte.

US-Präsident Obama ist bisher mit seiner aggressiven Politik gegenüber Syrien sogar vor seinem eigenen Volk und deren Vertretern im US-Kongress gescheitert. Obama ist in seine selbst gestellte Falle getappt, als er willkürlich „rote Linien“ gezogen hat, über die er nun springen muss. Für die USA gibt es keine rechtliche Grundlage im Völkerrecht, sich gleichzeitig als Ankläger, Richter und Henker aufzuspielen. Irgendwie will in “the land to the free and the home of he brave“ einfach kein Hurra-Patriotismus aufkommen, auf dessen Welle einst George W. Bush in den Krieg geritten ist. Da sich Obama gern in der Tradition von Abraham Lincoln stehend sieht, sollte er auch dessen Worte beherzigen, wenn er seine Landsleute aufgrund fragwürdiger Beweise in einen weiteren Krieg gegen ein muslimisches Land führen will: “You can fool some of the people all of the time, and all of the people some of the time, but you cannot fool all the people all of the time.” 

Oder ist der Sturz des Assad-Regimes nur eine weitere Etappe auf dem Weg nach Iran? In den unzähligen so genannten „Think Tanks“, die bereits den Überfall auf Irak für falsch gehalten haben, weil „wirkliche Männer“ nach Teheran und nicht nach Bagdad gehen, gilt Washingtons eigentliches Kriegsziel Iran bereits als ausgemacht. Bei diesem Waffengang sollte sich Obama aber an vorderster Front von den arabischen Despoten von der arabischen Halbinsel und des türkischen Sultans begleiten lassen, damit auch sie die Realität des Krieges in ihren Palästen kennen lernen. Erst kürzlich haben die USA 1.300 „Clusterbomben“ im Wert von 640 Millionen US-Dollar an Saudi-Arabien verkauft. Diese Horror-Bomben erhielten ebenfalls Israel, Pakistan und Indonesien. 

Dass die Vernunft schon lange nicht mehr innerhalb des Washingtoner „Beltways“ zuhause ist, zeigt niemand besser als Vladimir Putin in seinem Beitrag in der New York Times. Warum setzen sich Deutschland und die anderen europäischen Staaten nicht von dem aggressiven Politikkurs der USA ab? „Willige“ für einen weiteren Krieg gibt es doch in der arabischen Welt zuhauf.