Freitag, 25. Juli 2014

„Für Israels Recht auf Verteidigung“

Ein antideutscher Ideologe in der Neue Zürcher Zeitung?
Zunehmend kommen antideutsche und anti-islamische Ideologen auf der Debattenseite der "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ) zu Wort, wenn es um die Meinungsmache um den Nahost-Konflikt geht. Seit dem Ausscheiden von Martin Woker als Chef des Ausland-Ressorts scheint ein Damm gebrochen zu sein. So konnte zum Beispiel Stephan Grigat - ein Vertreter dieser Richtung - in kürzester Zeit zweimal einen eher unterirdischen Kommentar zu diesem sehr komplexen Themenkomplex in der NZZ veröffentlichen. Dies scheint ein Indiz dafür zu sein, dass die NZZ zunehmend ins Fahrwasser extremistischer obskurer zionistischer Kräfte geraten ist. In Deutschland sind die Printmedien - und die "Staatsmedien" der Öffentlich-Rechtlichen sowieso - bereits unisono auf Pro-Israel-Kurs. Abweichende Meinungen, welche die Kriegsverbrechen der israelischen Kolonialmacht kritisieren, finden nur noch in Zeitungen statt, die für die öffentliche Meinungsbildung von geringer Bedeutung sind.  

Aufgrund dieses mehr als ärgerlichen und ideologischen Artikels habe ich folgenden Leserbrief am 22. Juli an die Redaktion der NZZ gesandt, der aber nicht veröffentlicht worden ist.

„Dieser Beitrag ist vom ersten bis zum letzten Satz eine Zumutung, ja er ist unterirdisch. Es handelt sich um Postulate, die von der antideutschen Ideologie inspiriert sind, zu deren Sympathisanten der Autor zählt. Ebenfalls ist er Mitbegründer der radikalen zionistischen Vorfeldorganisation „Stop The Bomb“ in Österreich, die sich durch die Dämonisierung des Iran auszeichnet. Dass sich solche Extremisten seit Neuestem in den Kommentarspalten der NZZ tummeln können, ist bemerkenswert. Von der großen Tradition der früheren Nahostberichterstattung der Hottingers, Kochers oder Wokers scheint sich die Zeitung verabschiedet zu haben.

Aus dem Sammelsurium von Behauptungen seien nur einige fragwürdige herausgenommen: So behauptet der Autor, Hamas und der Islamische Jihad würden mit ihrem „Raketenterror“ fortfahren, weil es ja angeblich mit ihnen „keinen Frieden“ geben könne, folglich sei Israel gezwungen, „gegen die Infrastruktur des Terrors vorzugehen“. Diese verquaste Sichtweise müsste erst einmal vom Kopf auf die Füße gestellt werden, um der Kausalität Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Da dies den Umfang eines Leserbriefes sprengen würde, sollen die Fakten in Sachen „Terror“ sprechen: 

Was augenblicklich im Gaza-Streifen stattfindet, ist kein Krieg, sondern ein Massaker seitens der israelischen Militärmaschinerie an der Zivilbevölkerung. Bis zum 22. Juli kamen über 600 Palästinenser ums Leben, 80 Prozent davon Zivilisten; 27 israelische Soldaten und zwei Zivilisten verloren ihr Leben. Bei dem Massaker der israelischen Armee um die Jahreswende 2008/09 kamen 1400 Palästinenser im Gaza-Streifen ums Leben; zwölf Israelis verloren ihr Leben, vier davon durch so genanntes friendly fire, d. h. sie wurden von eigenen Kameraden getötet. Der so genannte Raketenterror der Hamas gegen Israel hat bisher ein israelisches Opfer gefordert. Wer übt hier eigentlich „Raketenterror“ gegen wen aus? 

Die Behauptung, Hamas benutzte die Bevölkerung als „lebende Schutzschilde“ gegen die israelische Aggression, entbehrt jeglicher Grundlage, wie ein Beitrag in der britischen Tageszeitung „The Independent“ vom 22. Juli zeigt. Als „Wissenschaftler“ sollte Grigat kritischer gegenüber der israelischen Militärpropaganda sein. In der Aufzählung seiner Dämonisierungsszenarien darf natürlich die „Hamas-Charta“ nicht fehlen, in der es einige antisemitische Stereotypen gibt und in der es nur ein Palästina unter dem Islam, sprich ohne Israel geben soll. 

Jeder seriöse Kenner der Nahostszene weiß, dass die Hamas-Charta politische Ornamentik ist. Keiner der führenden Hamas-Politiker wagt es, sie noch zu erwähnen, so peinlich ist sie ihnen. Sie ist so irrelevant, wie weiland die PLO-Charta war, welche Israel über Jahrzehnte dazu diente, die PLO zu dämonisieren und jedes ihrer Friedensangebot vom Tisch zu wischen. Natürlich hat jeder Staat nach Völkerrecht ein „Recht auf Selbstverteidigung“. Aber hat nicht jedes Volk nach Völkerrecht ein Recht auf Widerstand, wenn es seit 47 Jahren kolonisiert, seines Landes beraubt und in „Freiluftgefängnissen“ gefangen gehalten und seiner elementaren Menschenrechte beraubt wird?“