Donnerstag, 11. Dezember 2014

Israel - "Die Schweiz des Orients"?

Israel: Die koloniale "Schweiz des Orients".
Am 27.November 2014 veröffentlichte Michael Brenner einen Beitrag in der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) unter dem Titel "Die Schweiz des Orients". Folgenden Leserbrief habe ich daraufhin am 1. Dezember 2014 an die Redaktion der FAZ geschickt, der nicht veröffentlicht worden ist. 

"In den deutschen Medien wird über das "jüdische und demokratische" Israel in einer Weise berichtet, die man mit der Diskussion von blinden Menschen über Farbe vergleichen könnte. Der Beitrag von Michael Brenner verschleiert in diesem Sinne mehr, als dass er zur Aufklärung über den wahren politischen Charakter Israels und des intendierten "Jüdischen Gesetzes" beiträgt. Jeder Staat kann sich so definieren, wie es ihm passt. Aber dass sich Deutschland als "deutscher Nationalstaat" versteht, dürfte selbst für die politische Elite des Landes ein Novum sein. Tut sie doch alles, um den deutschen Nationalstaat im Rahmen der Europäischen Union zum Verschwinden zu bringen.

Ganz anders Israel, das immer noch im rückwärtsgewandten Nationalstaatsdenken des 19. Jahrhunderts verharrt. Selbst wenn man dies, wie es Michael Brenner tut, in den Illusionen eines Theodor Herzl oder selbst Vladimir Ze'ev Jabotinskys verpackt, erscheint es als politisch deplatziert. Dass Herzl seine politische Schrift "Der Judenstaat" unter dem Eindruck des Prozessbeobachters gegen den Gefreiten Dreyfus in Frankreich verfasst hat, ist unbestritten. Auch der grassierende Judenhass in Russland und Osteuropa dürften ihn in seinem berechtigten Anliegen, der Gründung eines "Judenstaates" auf dem Territorium eines anderen Volkes, dem palästinensischen, bestärkt haben, um dem grassierenden Antisemitismus in Europa zu begegnen und dem jüdischen Volk ein gleichberechtigtes Leben unter gleichen in einem eigenen Nationalstaat zu ermöglichen. 

Gleichwohl sind die rassistischen Grundlagen des "Judenstaaten" bereits in seinem Pamphlet gelegt worden, als er schrieb, dass dieser Staat einen Wall für Europa gegen die "Barbarei" bilden sollte. Von dieser "Gründungsurkunde" ist es nur ein kleiner Schritt zu Ehud Baraks ""Villa im Dschungel" oder Benyamin Netanyahus "Jewish Bill". Dies alles steht sogar im Widerspruch zu Israels "Unabhängigkeitserklärung" von David Ben-Gurion, in der von einer Gleichberechtigung auch der nicht-jüdischen Bewohnern Israels gesprochen worden ist. Dass davon niemals die Rede sein konnte, ist jedem unbefangenen Kenner der Entwicklung Israels bekannt. 

Netanyahu kennt ganz genau die Schriften Vladimir Ze'ev Jabotinskys, ganz im Gegensatz zu dem, was Brenner behauptet. Wer Jabotinskys programmatische Schrift "The Iron Wall" aus dem Jahre 1923 liest, kann sich nur darüber wundern, dass Brenner sich auf seine illusorischen Ausführungen aus dem Jahr 1940 beruft. Die Politik nicht nur der in der rechtszionistischen Tradition stehenden Ministerpräsidenten Begin, Shamir oder Netanyahu ist von Jabotinsky geprägt, sondern auch die von so genannten liberaleren Zionisten vom Schlage eines Ben-Gurion, Rabin oder Baraks haben sich an die Maxime Yabotinskys gehalten. 

Für Jabotinsky war das Konzept der "Iron Wall" kein Selbstzweck, sondern ein Mittel zum Zweck, um den palästinensischen Widerstand gegen die zionistische Kolonisierung zu brechen. Für ihn war es unvorstellbar, dass es zu einem einvernehmlichen Abkommen zwischen den "Arabern in Palästina" und Juden kommen könne. Um diese "Widerborstigkeit" zu brechen, müsse ein jüdischer Staat solch eine Macht besitzen, "die unabhängig ist von jedem arabischen Druck". Wer sich die brutale Unterdrückungspolitik Israels anschaut, kann darin unschwer die Handschrift Jabotinskys erkennen. 

Obgleich Brenner die Überflüssigkeit eines "Jewish Bill" zugibt, hätte er auf den rassistischen Charakter dieses Gesetzes hinweisen müssen. Hoffentlich tun dies die verantwortlichen Korrespondenten der FAZ."

Auch hier.