Sonntag, 3. April 2016

Palästina wiederherstellen: Die Suche nach Gerechtigkeit - Restoring Palestine: The Quest for Justice

"Man muss die Fakten kennen und dann die Wahrheit sagen. Eine Verleumdungskampagne ist weniger wichtig als Tatsachen. Fakten töten Terrorismus. Nur ein Krimineller fürchtet sich davor, dass sein Verbrechen aufgeklärt wird." Mit diesen durchdringenden Sätzen begann Salman Abu Sitta seinen Vortrag am Sonntag, 3. April, im "Cafe Palestine Bonn", das vom Institut für Palästinakunde in regelmäßigen Abständen zu aktuellen Themen des Nahostkonflikts einlädt.

Salman Abu Sitta wurde als 10-jähriger wie hunderttausende mit ihm im April 1948 aus dem Dorf Ma'in Abu Sitta im Distrikt Bir Seb'a (Beer Sheva) von den zionistischen Terrororganisationen in den Gaza-Streifen vertrieben. Nach einem Ingenieurstudium an der Universität in Kairo ging er an die Universität von London, um sein Doktorat als Ingenieur im Hoch- und Tiefbauwesen abzuschließen. Sein Anliegen ist die Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimat Palästina/Israel. Bekannt wurde Abu Sitta durch die Veröffentlichung des Atlas über Palästina. Dieser Atlas dokumentiert umfänglich und minutiös die Zerstörung hunderter palästinensischer Dörfer und die "ethnischen Säuberungen" sowie den Landraub durch die zionistischen Terrororganisationen. 

Abu Sitta beschrieb die kolossale Ungerechtigkeit, die den Bewohnern Palästinas durch den Betrug der europäischen Kolonialmächte und die zionistische Kolonisierung des Landes widerfahren ist. Bis zum so genannten Teilungsplan der Vereinten Nationen gehörten sechs Prozent des Landes zionistischen Siedlern. Das Land wurde aber zu 55 Prozent den Zionisten zugeschlagen und nur zu 45 Prozent den Arabern, obwohl deren Einwohnerzahl 1,3 Millionen betrug, wohingegen nur 650 000 Juden in Palästina lebten. Als die UNO realisierte, dass durch diese willkürliche Teilung des Landes großes Unrecht geschehen würde, verwarfen sie am 18. März 1948 den Teilungsplan. Als David Ben-Gurion dies realisierte, trat sein Geheimplan "Dalet" in Kraft. Gemäß diesem Plan wurden innerhalb von sechs Wochen, vom 1. April bis 14. Mai 1948, 400 000 Palästinenser vertrieben und 220 Dörfer zerstört, so Abu Sitta. Dieses Verbrechen sei damals schon als Akt der "Selbstverteidigung" bezeichnet worden so wie die Massaker im Gaza-Streifen in jüngster Zeit.

Weiter führte Abu Sitta aus, dass die Männer in "Konzentrationslagern" eingesperrt und zur "Zwangsarbeit" gezwungen worden seien. Bei seinen Forschungen habe er Dokumente von fünf "KZs" im Archiv des Roten Kreuzes in Genf gefunden, obgleich es 17 dieser "KZs" gegeben habe. Für Abu Sitta findet eine permanente Fortsetzung der Nakba, der Katastrophe, für das palästinensische Volk statt. 40 Prozent der Palästinenser hätten bisher in israelischen Gefängnissen gesessen, dieser Prozentsatz entspräche zirka 170 Millionen Europäern, die in israelischen Gefängnissen hätten einsitzen können. Das israelische Kolonisierungsprojekt sei das einzige noch in Funktion befindliche Unternehmen, das von den europäischen Kolonialmächten geschaffen worden sei. Anhand einer Video-Präsentation zeigte Abu Sitta, dass die Rückkehr der Flüchtlinge in ihre ländlichen Heimatorte so gut wie keine Auswirkungen auf die jüdische Bevölkerung hätte, die überwiegend in Großstädten angesiedelt sei.

Was könnten die USA und die Europäische Union tun, um der Sache des Friedens zu dienen, fragte der Referent zum Abschluss. "Aufhören, uns Schaden zuzufügen." Oder Israel zu helfen, seine Aggression zu beenden." "Auf die Einhalten aller UN-Konventionen durch Israel zu drängen." Jährlich geben die USA Israel drei Milliarden US-Dollar und in Zukunft werden es fünf Milliarden sein, dank Obama. Nur zehn Prozent dieser enormen Summen hätten ausgereicht, um 120 Dörfer in Palästina wieder aufzubauen. Von den fünf U-Booten, die Deutschland Israel geschenkt oder zwei zu einem Spottpreis "verkauft" habe, hätten 150 Dörfer wieder aufgebaut werden können. Im Präferenzabkommen zwischen der EU und Israel gebe es einen Paragrafen, der Hilfe ausschließe, solange die Menschenrechte verletzt würden. Bezeichnenderweise habe sich Deutschland und die Niederlande für die Streichung dieses Paragrafen eingesetzt.

Langfristig werde sich jedoch die Wahrheit gegenüber der Lüge in Palästina durchsetzen.

Mapping My Return. A Palestinian Memoir erscheint hier.