Israel Shahak gehörte neben dem israelischen Religionsphilosophen Yeshayahu Leibowitz zu den streitbarsten Persönlichkeiten in Israel, deren Werk auch über ihren Tod hinaus Bestand haben wird. Er starb leider viel zu früh am 2. Juli 2001. Als Kind ging er durch die Hölle von Bergen-Belsen und emigrierte nach dem Ende der Nazi-Barbarei nach Palästina. Er absolvierte seinen Militärdienst und studierte Biochemie und wurde Professor an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Aus einem Bewunderer David Ben-Gurions wurde er 1956 einer seiner schärfsten Kritiker. Anlass war die Offenlegung der wirklichen Kriegsziele Israels. Ben-Gurion erklärte damals in der Knesset, dem Parlament Israels, dass der wirkliche Grund für den 1956er Krieg „die Wiederherstellung des Königreichs Davids und Salomons„ gewesen sei. Sein direktes gesellschaftspolitisches Engagement begann 1965 als er Augenzeuge wurde, wie ein ultrareligiöser Jude die Erlaubnis verweigerte, sein Telefon am Sabbat zu benutzen, um einen Rettungswagen für einen Nicht-Juden herbeizurufen. Shahak wandte sich an das Rabbinische Gericht in Jerusalem, um dessen Meinung zum Verhalten des ultrareligiösen Juden einzuholen. Das Gericht erklärte, dass der Jude nach den Religionsgesetzen richtig, ja sogar fromm gehandelt habe. Dieser Zwischenfall machte ihn stutzig gegenüber seiner eigenen Gesellschaft, insbesondere dem Judentum. Hinzu kam seine Zionismus-kritische Einstellung. Sie hat ihn vor vielen Fehlurteilen gegenüber der israelischen Politik bewahrt. Schon frühzeitig kämpfte er gegen jede Art von Diskriminierung von Nicht-Juden, insbesondere von palästinensischen Israelis und Palästinensern in den von Israel besetzten Gebieten. Er war jahrelang Vorsitzender der Liga für Menschenrechte. In den letzten Jahren hat er sich dem Studium der jüdischen Religion gewidmet und insbesondere ihre Interpretation durch die Orthodoxie scharf verurteilt. In ihr sieht er die Wurzeln für den Rassismus gegenüber allen Nicht-Juden und auch die Ursache für den Mord an Ministerpräsident Yitzhak Rabin.
Die Orthodoxen instrumentalisieren das klassische Judentum, um die Politik Israels zu rechtfertigen, so Shahak. Er vertritt folgende These: „Nach meiner Meinung stellt Israel als ein jüdischer Staat eine Gefahr nicht nur für sich selbst und seine Bewohner, sondern auch für alle Juden und alle anderen Völker und Staaten des Nahen Ostens und darüber hinaus dar.“ So stelle z. B. der Kibbuz eine „exklusive Utopie“ dar, von der alle Nicht-Juden rigoros ausgeschlossen seien. „Es ist diese exklusive Ideologie, es sind nicht die vorgeschobenen ‘Sicherheitsinteressen’ der israelischen Propaganda, die die Übernahme des Landes in den fünfziger und Mitte der sechziger Jahre und dann die besetzten Gebiete von 1967 bestimmt haben.“ Auch seien in den völkerrechtswidrigen Siedlungen in den Palästinensischen Besetzten Gebieten (POT) alle Nicht-Juden „offiziell ausgeschlossen“.
In diesem Buch geht der Autor hart mit dem Talmud und den Schriften des jüdischen Philosophen Maimonides ins Gericht. Beide seien angefüllt mit „beleidigenden Anweisungen gegen alle Nicht-Juden und mit ausdrücklichen Attacken gegen das Christentum und Jesus.“ Diese Stellen seien Mitte des 16. Jahrhunderts aus den Ausgaben in Europa entfernt worden. Erst nach der Gründung Israels wurden sie wieder in die Neuauflagen eingefügt. Im Kodex Maimonides, der in einer zweisprachigen Ausgabe 1962 erschien, finde sich in dem „Buch des Wissens“ folgender Satz zur Behandlung „Ungläubiger“. „Es ist die Pflicht, sie mit seinen eigenen Händen auszurotten.“
hahak zeichnet in seinen fünf Kapiteln ein sehr differenziertes Bild über Einfluss, Macht und Verfolgungen der Juden in Europa. Letztere müssen jedoch von denen der Nazi-Barbarei unterschieden werden. Die Verfolgungen in der Periode des klassischen Judentums waren populäre Bewegungen von unten, wohingegen letztere von oben organisiert und durchgeführt wurden. Das Modell der Judenverfolgungen in der klassischen Periode dient nach Shahak den „zionistischen Politikern“ als Modell und Entschuldigung für deren Verfolgung der Palästinenser.
Abschließend soll noch auf eine Gefahr hingewiesen werden: Das Buch liefert eine solch kritische Analyse des klassischen Judentums, dass sie auch als „Fundgrube“ für Antisemiten missbraucht werden könnte. Shahak wollte dazu natürlich keinen Vorschub leisten. Zitate, die aus dem Zusammenhang gerissen würden, könnten durchaus ein Zerrbild des Judentums entstehen lassen. Das Anliegen von Israel Shahak ist es aber, den religiösen Absolutheitsanspruch der Orthodoxie einzudämmen und auf die Gefahren hinzuweisen, die der liberalen israelischen Demokratie von Seiten dieser Fundamentalisten drohen. Wer die Gedankenwelt der Orthodoxen verstehen will, für den ist das Buch eine Pflichtlektüre. In seinem exzellenten Vorwort zitiert der im britischen Exil lebende israelische Politikwissenschaftler Ilan Pappe eine Aufforderung das Autors, um was sich politisches Engagement drehen sollte: „Obwohl der Kampf gegen den Antisemitismus (und gegen alle anderen Formen von Rassismus) nie aufhören darf, ist heute der Kampf gegen den jüdischen Chauvinismus und jüdische Exklusivität, was eine Kritik des klassischen Judentums einschließen muss, von gleicher oder noch größerer Wichtigkeit.“
Die Orthodoxen instrumentalisieren das klassische Judentum, um die Politik Israels zu rechtfertigen, so Shahak. Er vertritt folgende These: „Nach meiner Meinung stellt Israel als ein jüdischer Staat eine Gefahr nicht nur für sich selbst und seine Bewohner, sondern auch für alle Juden und alle anderen Völker und Staaten des Nahen Ostens und darüber hinaus dar.“ So stelle z. B. der Kibbuz eine „exklusive Utopie“ dar, von der alle Nicht-Juden rigoros ausgeschlossen seien. „Es ist diese exklusive Ideologie, es sind nicht die vorgeschobenen ‘Sicherheitsinteressen’ der israelischen Propaganda, die die Übernahme des Landes in den fünfziger und Mitte der sechziger Jahre und dann die besetzten Gebiete von 1967 bestimmt haben.“ Auch seien in den völkerrechtswidrigen Siedlungen in den Palästinensischen Besetzten Gebieten (POT) alle Nicht-Juden „offiziell ausgeschlossen“.
In diesem Buch geht der Autor hart mit dem Talmud und den Schriften des jüdischen Philosophen Maimonides ins Gericht. Beide seien angefüllt mit „beleidigenden Anweisungen gegen alle Nicht-Juden und mit ausdrücklichen Attacken gegen das Christentum und Jesus.“ Diese Stellen seien Mitte des 16. Jahrhunderts aus den Ausgaben in Europa entfernt worden. Erst nach der Gründung Israels wurden sie wieder in die Neuauflagen eingefügt. Im Kodex Maimonides, der in einer zweisprachigen Ausgabe 1962 erschien, finde sich in dem „Buch des Wissens“ folgender Satz zur Behandlung „Ungläubiger“. „Es ist die Pflicht, sie mit seinen eigenen Händen auszurotten.“
hahak zeichnet in seinen fünf Kapiteln ein sehr differenziertes Bild über Einfluss, Macht und Verfolgungen der Juden in Europa. Letztere müssen jedoch von denen der Nazi-Barbarei unterschieden werden. Die Verfolgungen in der Periode des klassischen Judentums waren populäre Bewegungen von unten, wohingegen letztere von oben organisiert und durchgeführt wurden. Das Modell der Judenverfolgungen in der klassischen Periode dient nach Shahak den „zionistischen Politikern“ als Modell und Entschuldigung für deren Verfolgung der Palästinenser.
Abschließend soll noch auf eine Gefahr hingewiesen werden: Das Buch liefert eine solch kritische Analyse des klassischen Judentums, dass sie auch als „Fundgrube“ für Antisemiten missbraucht werden könnte. Shahak wollte dazu natürlich keinen Vorschub leisten. Zitate, die aus dem Zusammenhang gerissen würden, könnten durchaus ein Zerrbild des Judentums entstehen lassen. Das Anliegen von Israel Shahak ist es aber, den religiösen Absolutheitsanspruch der Orthodoxie einzudämmen und auf die Gefahren hinzuweisen, die der liberalen israelischen Demokratie von Seiten dieser Fundamentalisten drohen. Wer die Gedankenwelt der Orthodoxen verstehen will, für den ist das Buch eine Pflichtlektüre. In seinem exzellenten Vorwort zitiert der im britischen Exil lebende israelische Politikwissenschaftler Ilan Pappe eine Aufforderung das Autors, um was sich politisches Engagement drehen sollte: „Obwohl der Kampf gegen den Antisemitismus (und gegen alle anderen Formen von Rassismus) nie aufhören darf, ist heute der Kampf gegen den jüdischen Chauvinismus und jüdische Exklusivität, was eine Kritik des klassischen Judentums einschließen muss, von gleicher oder noch größerer Wichtigkeit.“