Dienstag, 29. September 2015

Von Rettern und Rebellen. Demokratie zum Gruseln

Bundeskanzlerin Angela Merkel sorgt peu à peu dafür, dass aus der BRD eine DDR 2.0 wird. Ihre sprunghafte Politik zeigt sich nicht nur beim Ein- und Ausstieg aus der Atomenergie, sondern auch in ihrer fragwürdigen Griechenland-Rettungspolitik. Merkel, Schäuble und Co. haben das europäische Recht mit Füßen getreten, so wie Merkel das Schengen- und Dublin-Abkommen kurzerhand auf dem Müllhaufen der Geschichte entsorgt hat. 

Beim letzten Griechenland-Rettungspaket haben 62 Abgeordnete der CDU/CSU-Fraktion gegen dieses Euro-Vernichtungsprogramm gestimmt, obwohl Merkels Schildknappe, der Fraktionsvorsitzende Volker Kauder, massivsten Druck auf die Abgeordneten ausgeübt hat und ihnen mit Entzug von einflussreichen Posten in den Ausschüssen gedroht hat. Soviel zur Freiheit von Abgeordneten, die laut Grundgesetz nur ihrem Gewissen verantwortlich sein sollen.

Klaus-Peter Willsch gehört zu den so genannten Rebellen der ersten Stunde, die gegen die vermeintliche Griechenland-Rettung Stellung bezogen haben. Dafür wurde er aus dem Haushaltsausschuss hinauskatapultiert, um einem Merkel-Ja-Sager Platz zu machen. Ein anderer verantwortungsbewusster Politiker ist Wolfgang Bosbach, der bis Juli 2015 Vorsitzender des Innenausschusses des Deutschen Bundestages war. Als er 2011 gegen die Erweiterung des EFSF stimmte, raunzte ihn "das Bofalla", einer von Merkels Wasserträgern, mit der unflätigen Aussage an: "Ich kann Deine Fresse nicht mehr sehen. Ich kann Deine Scheiße nicht mehr hören." Solche Aussagen qualifizieren natürlich zu Höherem. Bofalla wurde von Merkel in den Vorstand der Deutschen Bahn gehievt und sorgt womöglich nun dafür, dass die Züge nach Nirgendwo fahren. Für seine Nettigkeiten habe er sich bei Bosbach entschuldigt, heißt es. 

Willsch hat mit seinem Büroleiter Christian Rapp die Geschichte eines permanenten Rechtsbruches geschrieben. Ohne diese Rechtsbrüche wäre der Euro schon lange im Orkus der Geschichte verschwunden. Die Maastrichter-Verträge mit der No-Bailout-Klausel gehören in den Reißwolf. Das Verbot der Staatsfinanzierung durch die Europäische Zentralbank ist ein Lachnummer. Obwohl die Stabilitätsarchitektur eindeutig in den Verträgen verankert war, wurde sie in einer Nacht-und Nebelaktion von drei Franzosen - Trichet, Strauss-Kahn und Sarkozy - bei Verhandlungen in Brüssel vom Tisch gewischt, weil Deutschland durch einen total überforderten Innenminister De Maiziere vertreten wurde, weil Finanzminister Schäuble wegen Krankheit fehlte und die Kanzlerin in Moskau weilte. 

Was sich jetzt im Euroraum abspielt hat nichts mehr seriöser Währungs- und Finanzpolitik zu tun, sondern ist eine Art Finanz-Bazooka. Mario Draghi, der EZB-Chef, lässt als Dukaten-Esel Geld regnen. Er ist der finanzpolitische Trickser, der alle Staats- und Regierungschefs in der Tasche hat, obwohl er über keinerlei demokratische Legitimation verfügt. 

Wer erfahren will, wie Macht das Recht bricht, bekommt durch Willsch eine Lehrstunde, wie Demokratie nicht funktionieren sollte. Aber in der EU ist die Demokratie ja schon längst ersetzt worden durch die Allmacht einer Nomenklatura. Der Souverän, die Wähler, sollten diesen selbstherrlichen Funktionären zeigen, was sie von ihnen halten und bei der nächsten Europawahl einfach zu Hause bleiben.

"Vorwärts immer, Rückwärts nimmer", so könnte man das Abstimmungsverhalten in Sachen Euro und Griechenland-Rettung im Deutschen Bundestag beschreiben. Diese "Jubelperser" zeichnen sich durch Ignoranz gegenüber dem Wähler, Inkompetenz und Angst um ihr Abgeordnetenmandat aus. Alles keine guten Eigenschaften für eine Demokratie, deren Aushöhlung Willsch überzeugend dokumentiert. Dass ein Insider aufdeckt, dass dieser ganze Parlamentsbetrieb auf Lug und Trug aufgebaut ist, dürfte nichts für schwach besaitete Gemüter sein. Das Buch ist folglich nur etwas für Menschen mit extrem starken Nerven.

Erschienen hier.

Samstag, 26. September 2015

Das ist ja Irre! Mein deutsches Tagebuch

Deutschlands zionistischer Großpolemiker, Henryk M. Broder, hat wieder einmal ein typisches Broder-Traktat veröffentlicht, und zwar in Form eines Tagebuches. Broder führt als Autist ein Selbstgespräch mit seinem "lieben Tagebuch", und dies über sechs Monate lang. In diesen Aufzeichnungen bekommt fast jeder sein Fett ab, denn Broder mag fast niemanden und fast nichts, außer sich selbst, vielleicht noch seinen Hund und seinen muslimischen "Diener" Hamed Abdel-Samad. 

Der "Irre von Zion" hat eine "Chronik des laufenden Irrsinns, der im Gewand der Normalität und dem Gestus 'Wir retten die Welt' daherkommt", verfasst. Er hat dabei zuhauf Dummsprüche und Plattitüden der politischen und medialen Kaste, die oft zum Schmunzeln anregen, kommentierend aufbereitet. Selbstkritisch stellt Broder fest, dass er nicht ausschließen könne, dass "ich der Irre vom Dienst bin und diejenigen, die ich für gaga halte, pumperlgsund sind". 

Merkels politisch dämliche Aussagen scheinen es ihm auch angetan zu haben: "Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg", "Der Euro ist mehr als eine Währung", oder ihr Spruch von der "Alternativlosigkeit" ihrer Politik, oder ihr rhetorischer Neusprech nach dem Terroranschlag in Sousse, als sie dem tunesischen Ministerpräsidenten versicherte, Deutschland stehe in diesen schweren Stunden an der Seite Tunesien. Was dies konkret bedeutete, ließ Merkel natürlich offen. Oder das Gerede von der deutschen Staatsräson, zu der die Sicherheit Israels gehöre, ist der gleichen rhetorischen Kategorie zuzuordnen. 

Der Vorteil dieser Tagebucheintragungen liegt darin, dass man sie von hinten nach vorne oder kreuz und quer lesen kann - man ist immer à jour. Dem Leser wird auf jeder Seite klargemacht: "Der Wahnsinn, wenn er epidemisch wird, heißt Vernunft." Wer meint: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg und dabei die ökonomischen oder alle anderen Gesetze ignoriert, betreibe "Voodoo-Politik".

Broder hat einige "Lieblingsprofs". Eine besondere Vorzugsbehandlung wird Micha Brumlik zuteil, ein "echter Professor ". Er habe das, "was die Amis 'attitude' nennen". Er sage immer das, was man von ihm hören wolle. Er fühle sich in Europa nicht bedroht, man könne sich nur "eines Gefühl des Bedrohtseins nicht erwehren". Und damit niemand auf die Idee komme, das "Judentum sei eine Männerkolonie", spricht er von "Jüdinnen und Juden" - eine Formel, "in der sich das ganze Elend des politisch korrekten Kretinismus offenbart", so Broders Eintrag am 17. Februar.

Ein Lieblingsthema Broders ist u. a. die Politik der Europäischen Union, Martin Schulz und die anderen Laienspieler in Brüssel, die sich auf dieser Bühne tummeln und nicht damit aufhören können, Griechenland zum wiederholten, aber bestimmt nicht zum letzten Mal "gerettet" zu haben. Die Sentenzen, die der Autor als Statements von Politikern zur Politik der EU oder zur Griechenland-Rettung präsentiert, sind mehr als erschreckend, weil selbst Plattitüden dagegen wie rational durchdacht Aussagen klingen. 

Auch die Berichterstattung über Iran oder dessen Nuklearverhandlung in Lausanne werden von Broder aufs Korn genommen. So nimmt er nicht nur die "ZDF-Frau" in Jerusalem unter polemischen Beschuss, weil sie israelische Reaktionen auf den erzielten "Rahmenvertrag" zwischen den fünf UN-Vetomächten und Deutschland und Iran wie folgt kommentierte: "Netanyahus jahrelang gepflegte Kriegsrhetorik gegenüber dem Erzfeind (Iran) hat in der israelischen Gesellschaft Spuren hinterlassen. Die Angst sitzt tief." Broders Kommentar dazu liest sich wie eine infantile Trotzreaktion: Diese jahrelange "Kriegsrhetorik" habe nicht nur in der israelischen Gesellschaft, sondern auch "im Kopf der ZDF-Reporterin" Spuren hinterlassen. 

Am 10. September hat Broder in einem Interview mit der Haus-Postille des Zentralrates der Juden, Jüdische Allgemeine, sein Buch schon einmal vorab promotet. Darin wird klar, dass fast alle "gaga" und "irre" sind. Am Beispiel Claudia Roth und ihrer Aussage über Irans "zivile Nutzung der Atomkraft" und die Auswirkungen auf die Sicherheit Israels kommentiert Broder: "Zu sagen, Claudia Roths Aussage ist dumm, peinlich und voller Widersprüche, wäre noch untertrieben. Das ist irre. Nicht mehr, nicht weniger." 

Besonders scheinen ihn die "Israelkritik" und die "Israelkritiker" zu nerven. Dass Israel der Jude unter den Staaten sei, wie es einst Leon Poliakov formuliert habe, findet Broder "absolut" richtig. Heute komme der Antisemitismus im Gewand der Israelkritik daher. "Wenn ein deutscher Redakteur mal so richtig Kritik an Israel üben will, besorgt er sich einen 'israelkritischen' Juden: Moshe Zimmermann, Rolf Verleger, Ilan Pappe, Felicia Langer – die Auswahl ist groß. Der durchschnittliche deutsche Gutmensch goutiert das." 

Ende der 1990er Jahre hat Broder in seinem Buch "Die Irren von Zion" ein realistisches Bild einer paranoiden israelischen Gesellschaft gezeichnet. Hat er diese Paranoia vielleicht konserviert, nachdem er nach Jahren seines Israelaufenthaltes wieder nach Deutschland zurückgewandert ist? Anstatt vielleicht nach Hawaii auszuwandern, sollte er eine zweite "Alija" ins Gelobte Land zu "Den Irren von Zion" machen. 

Den Rest des amüsanten "lieben Tagebuches" lese ich an einem stillen Örtchen. Man weiß ja nie, was noch kommt.

Freitag, 25. September 2015

Freedom for Ali Al-Nimr

Ali Mohammed Al-Nimr.
The Wahhabite dictatorship of Saudi Arabia belongs to the most despicable regimes on the face of the earth. The US Empire and its Western allies are bosom buddies with this brutal regime. At any time, the 21-year-old Ali Muhammed al-Nimr could be beheaded and then publically crucified. What "crime" did Ali al-Nimr commit? 

Ali Mohammed Al-Nimr was 17-years-old when he participated 2012 in a rally in Qatif, a town in the Eastern Province of Saudi Arabia, which is predominantly Shite. He was arrested and accused of participating in anti-government demonstrations and incitement of others to take part in the rally. Further made-up charges against him were; burglary, attacking security forces and belonging to a terrorist group. 

In May, a Sharia court passed its "verdict"; beheading with the following public crucifixion. The court dismissed his appeal. Al-Nimr's father asks King Salman for mercy. The so-called Islamic State (IS) has exactly adopted the Saudi Arabian model of punishment in order to sentence the "infidels". These terrorists show no mercy, too. Is this pure coincidence? 

Ali's uncle, Sheikh Nimr al-Nimr, who was one of the leaders of the protest marches against the Saudi Arabian regime, is also waiting for his execution. Because the Saudi regime can perform this death sentence at any time, a direct intervention of US President Obama and other Western leaders is urgently needed. 

So far, Saudi Arabia has not responded to objections of human rights experts from the United Nations and the French Government to abolish the death penalty. They argue that Ali al-Nimr was a minor at the time of his arrest. Some also claim that Saudi Arabia is punishing him as a revenge against his uncle Nimr. The Saudi regime has one of the highest numbers of executions and beheadings in the world. In this respect, the country is in a race against the Islamic State (IS) to square one. 

The Saudis want to show such mutilations as a form of extreme deterrence. This perverse and grotesque scene should not remain without consequences by the West. For example, the United Nations should reverse the appointment of Saudi Arabia as head of a key Human Rights Council penal that selects high ranking officials who shape international human right standards and report on human rights violations worldwide. 

With this appointment, the United Nations is making the pyromaniac into the fire chief. What is going to happen to Raif Badawi, another innocent convict?

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Donnerstag, 24. September 2015

Wise up, President Obama!

"Best Friends": President Obama and Israel's Prime Minister Netanyahu!
How come that US President Obama thinks that Israel's prime minister, Benyamin Netanyahu, and his Zionist colonial fanatics are interested in peace with the Palestinians? The different Israeli governments never negotiated in good faith with them, starting with David Ben-Gurion and ending up with Netanyahu. The so-called Oslo Accords were a trap that paved the way for further colonization, Bantustanization and land grab. 

Since the "peace process" broke out in 1993, the number of Zionist colonialists rose from 100 000 to 600 000. The policy of Ariel Sharon and Benyamin Netanyahu aimed at a total surrender of the Palestinian leadership. The Palestinian people are penned in Bantustan-like Ghettos. Each time, the good intentions of the Obama administration were torpedoed by Netanyahu. He is also doing everything to bring the nuclear deal with Iran down. 

The US government and the American People should ask themselves why support a country that not only sabotages peace with the Palestinians but also does everything possible to ridicule the US President and to hurt the interest of the US. Israel has no right to occupy Syrian, Lebanese (Shebaa Farms) and Palestinian land or East Jerusalem. Israel does not only scorns international law but also the human rights of the Palestinian people. Why does the United States act as Israel's bully and prevents the international community and the United Nations from taking actions in the form of sanctions against this country?

Did Israel ever something good for the United States of America except spying on it and sabotaging its political initiatives? Israel is an "albatross like ally" and a huge strategic liability on the US. America was not attacked because of its wealth or its freedom, like Bush and its neoconservative gang claimed, but because it supports the Zionist aggression and colonization of another people's land. 

Israel's enemies in the Middle East are not America's enemies. Until the invasion of Afghanistan and Iraq, there was no trouble between Arab Muslim countries and the US. The US government should reverse this trend by saying that there does not exist a "special relationship" between Israel and the US. This is a deception of the American public by corrupt politicians. And they should not dream of it, to lead another war for Israel. 

What kind of values are the American politicians talking about, while defending Zionist zealots in the Occupied Palestinian Territories? At the end of his term in office, President Obama should be doing the Palestinian people a great favor and recognize the State of Palestine. He can be sure that all the European vassals will follow suit, even the Germans.

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Mittwoch, 23. September 2015

Die Geburt Israels. Mythos und Wirklichkeit

Die „Geburt Israels“ zählt zu den Klassiker, wenn es um die historische Wahrheit über die Hintergründe des Nahostkonfliktes geht. Das Buch ist im deutschsprachigen Raum wenig bekannt, da es kurz nach seinem Erscheinen 1988 vom Markt auf wundersame Weise verschwunden und nie wieder aufgelegt worden ist. Umso größer ist das Verdienst des Zambon Verlages, der das vor zehn Jahren im Melzer Verlag neu aufgelegte Buch der Öffentlichkeit erneut wieder zugänglich gemacht hat. Der palästinensische Menschenrechtsaktivist Mazim Qumsiyeh hat das Vorwort verfasst.

Insbesondere im 50. Jahr der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel ist Aufklärung nötiger denn je, weil es der zionistischen Propaganda (Hasbara) zusammen mit ihren deutschen Sayanims (IMs des Mossad) gelungen ist, die Wahrheit über die verbrecherische israelische Besatzungsherrschaft als "Antisemitismus" zu stigmatisieren. Flächendeckend wurden anlässlich des Jahrestages in ganz Deutschland Propaganda-Events zelebriert. 

Zu sehr sind die Ereignisse um die Staatsgründung Israels ins Reich der Legenden und Mythen entrückt, wie denn der komplette zionistische Narrativ von der wundersamen Rückkehr des "Jüdischen Volkes" nach 2000 Jahren Exil eine Erfindung Ben-Gurions ist. Die beiden Bücher "Die Erfindung des Landes Israel" und "Die Erfindung des Jüdischen Volkes" des israelischen Historikers Shlomo Sand legen dafür ein beredtes Zeugnis ab. „Die Mythen des Staates bilden den Kern des israelischen Staatsverständnisses“, so Flapan. Sie zu entzaubern und der historischen Wahrheit zum Durchbruch zu verhelfen, war das zentrale Anliegen von Simcha Flapan, Sekretär der sozialistischen Mapam-Partei und deren Leiter des Referats für Arabische Angelegenheiten.

Die Brisanz des Buches, das 1987 in Englisch erschienen ist, liegt darin, dass erstmals ein Insider über die wirklichen Motive der zionistischen Eliten berichtet. Seine Ausführungen haben eine ähnliche Brisanz wie die Tagebücher des ehemaligen Außenministers und kurzzeitigen Ministerpräsidenten Moshe Sharett, die ebenfalls totgeschwiegen werden, weil sie der historischen Wahrheit im Wege stehen. Das Buch von Livia Rokach, "Leben mit dem Schwert. Israels Heiliger Terror", zitiert große Passagen aus den Tagebüchern Sharetts, die zeigen, dass die zionistische politische Klasse von Beginn der Staatsgründung eine Strategie des Terrors verfolgt habe. 

Flapan äußert sein Entsetzen über die unaufrichtige Politik David Ben-Gurions, die ihn zutiefst enttäuscht habe. Zu keinem Zeitpunkt sei er zu einem Kompromiss gegenüber den Palästinensern bereit gewesen. Wäre Sharett von Ben-Gurion nicht 1955 als Ministerpräsident wieder gestürzt worden, sähe die Geschichte des Nahen Ostens wohl anders aus. Sharett wollte einen Frieden mit den Arabern schließen, Ben-Gurion dagegen nicht. 

Die sieben Gründungsmythen Israels hätten sich zwischen 1948 und 1952 etabliert und bestimmten die Politik des Landes bis heute. Die Lektüre des Buches lässt eine historische Sichtweise aufscheinen, die sich in dieser Radikalität bei den so genannten neuen Historikern nicht findet, weil sie aus der Perspektive des Zeitzeugen souverän und glaubwürdig vorgetragen werden. Bereits 1988 schieb Flapan über die Politik Israels, was wohl bis heute seine Gültigkeit hat: „Das Diaspora-Judentum und die Freunde Israels in aller Welt müssen begreifen, dass die Politik, die Israel heute betreibt, dazu verdammt ist, den Kreislauf der Gewalt und des Terrors immer weiter in Gang zu halten, jene Kette willkürlicher und sinnloser Mordanschläge, die uns jedes Mal aufs neue schockieren, gleich, ob sie mit Pistolen oder Bomben begangen werden. Wenn die Armee eines Landes für die Ermordung eines seiner Bürger grausame kollektive Rache nimmt, so ist dies um keinen Deut rechtschaffener oder bewundernswerter als die individuelle Rache eines verzweifelten Jünglings nach der Ermordung eines der Seinen. Wenn das eine als ´nationale Verteidigung` und das andere als ´Terrorismus` bezeichnet wird, so sind das Begriffe, die nur Propaganda und eine verzerrte Sicht geprägt haben.“ 

Netanyahus überzogene Rhetorik gegenüber den "Feinden" Israels ist geradezu sprichwörtlich. Dass kaum ein westlicher Politiker über den Staatsterror Israels gegenüber dem geknechteten und strangulierten Volk der Palästinenser im Westen spricht, ist beschämend. Ein rühmliche Ausnahme bilden der gerade neugewählte Labor-Chef Jeremy Corbyn und George Galloway, die wie selbstverständlich von der zionistischen Israel-Lobby in Großbritannien als "Antisemiten" stigmatisiert werden. 

Die Bedeutung und Brisanz des Buches kann nicht hoch genug veranschlagt werden. Es ist ein Muss für jeden, der sich eine wirklichkeitsnahe Meinung über die Ursachen des Nahostkonfliktes bilden will. Die zionistischen Märchen über die Ursprünge des Nahostkonfliktes sollten ein für alle Mal der Vergangenheit angehören. 

Simcha Flapan, Die Geburt Israels. Mythos und Wirklichkeit, Semit edition bei ZAMBON, Frankfurt/M. 2015, 400 Seiten, € 15.

Auch hier.

Freitag, 18. September 2015

ZDF und der "Schwarze Kanal"

Die Lerchenberger Aufklärer!
Die alte BRD wird der DDR immer ähnlicher. Zensur in den Staatsmedien, die man öffentlich-rechtliche nennt, findet immer unverblümter statt. Als ob die mit Funktionären der gesellschaftlichen Interessengruppen durchsetzten Rundfunk- und Fernsehräte nicht schon genug Unheil anrichten würden, nein, die fürstlich bezahlten Medienschaffenden befleißigen sich einer vorauseilenden Selbstzensur, das heißt, sie haben die Schere im Kopf. Die West-Propaganda unterscheidet sich in nichts mehr von der einstigen Ost-Propaganda. 

Waren es in der DDR gewisse Polit-Phrasen, derer man sich bedienen musste, so bedient man sich in der BRD freiwillig einer politisch-korrekten Terminologie, die noch verlogener ist als weiland in der DDR. Beide Anstalten vergeben sich in dieser Beziehung nichts.

Hatte vor einigen Wochen die Talkshow "hart aber fair" in der ARD auf Druck von Feministinnen-Gruppen eine Sendung aus ihrer Mediathek nehmen müssen, nachdem die Zensoren kapiert hatten, wie erbärmlich und lächerlich dies war, stelle man sie wieder online, ohne jedoch eine zweit weichgespülte Wiederholungsfarce dem Publikum nochmals aufs Auge zu drücken. Der Moderator Frank Plasberg musste nicht nur Kreide fressen, sondern bekam gleich den Fernsehdirektor Jörg Schönenborn als Aufpasser mit aufs Podium gesetzt. 

Das ZDF mit seinen Klebers, Slomkas, Theveßens, Kerners und anderen folgsamen journalistischen Wiederkäuern toppt jede Propagandasendung der ehemaligen DDR. Johannes B. Kerners Flüchtlings-Spezial geht laut "Spiegel-Online" als "Verteddybäisierung" in die Fernsehgeschichte ein. 

Aber zurück zur hard-core Zensur in dieser Anstalt: Dieses Mal traf es den Komiker Dieter Hallervorden. Sein Lied "Ihr macht mir Mut (in dieser Zeit)" konnte die staatliche Zensurhürde nicht passieren. Oder zogen sogar die zionistische Israel-Lobby oder gar der Pressesprecher der Kanzlerin, der ehemalige ZDF-Fernsehjournalist Steffen Seibert, die Fäden im Hintergrund? 

In Kerners Flüchtlings-Spezial durfte selbst ein kurzer Ausschnitt dieses Liedes nicht gezeigt werden. In dem kurzen politischen Spaßsong ging es nicht nur um "Presselügen", daran müsste doch das ZDF gewöhnt sein, sondern es kam auch ein kurzer Satz vor, der im heutigen Deutschland so gar nicht geht: 

„Israel macht Mauerbau, SED-Ideenklau. Waffenhandel, Drohnenmord – sind der Schlager im Export.“ Oder noch besser: " Magst du Netanjahu nit - bist du gleich Antisemit." 

Der "Schwarze Kanal" wurde 1989/90 von Staatswegen abgeschaltet. Heute sollten die Zuschauer den Nachfolgesender auf dem Mainzer Lerchenberg selber abschalten und die Zwangsgebühren zurückfordern. Denn die Sendungen dieses Senders sind keinen Cent wert. Für wie naive halten diese Medienfunktionäre eigentlich die Zuschauer?

Der "politisch-inkorrekte" Hollervorden-Song hier zum Mitsingen.

Dienstag, 15. September 2015

Stoppt die Flüchtlingswelle: das Ende der EU naht

Die "Paten desTerrors" bei einem gemütlichen Plausch: Bush und sein saudi-arabischer Klon "Bandar Bush"!
Innerhalb der nächsten zwei Jahre könnte aus der BRD eine DDR 2.0 werden, weil die politische Nomenklatura in der Flüchtlingsfrage politisch absolut versagt. Die DDR brach unter anderem auch daran zusammen, weil eine Massenflucht aus dem "Arbeiter- und Bauernstaat" eingesetzt hatte. Der BRD könnte ein umgekehrtes Schicksal drohen. Nicht Massenauswanderung sondern unkontrollierte Masseneinwanderung könnte das politische System zusammenbrechen lassen. Michael V. Hayden, einer der zahlreichen unsäglichen CIA-Direktoren, hat bereits in einer Rede 2008 aufgrund von CIA-Studien sowie der Rand-Corporation für das Jahr 2020 in Europa einen Bürgerkrieg vorausgesagt. Dieses Szenario könnte früher eintreffen als vorhergesagt. 

Wer auf das Rettende wartet, das von der EU aus Brüssel nahen könnte, sollte spätestens seit der letzten Sitzung der europäischen Innenminister eines Besseren belehrt worden sein. Dieser undemokratische Klub konnte sich noch nicht einmal auf eine Verteilungsquote von sage und schreibe 160 000 Flüchtlingen auf 28 EU-Staaten einigen. Erwartet doch Deutschland allein eine Flüchtlingswelle für 2015 von mindestens einer Million Menschen, um es vorsichtig auszudrücken. All die wohlfeilen Vereinbarungen von Schengen oder Dublin sind das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben worden sind. Die "Solidarität" Europas hat sich immer nur auf den Erhalt von Transferzahlungen beschränkt. Schon hat Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel indirekt damit gedroht, dass sich die Solidarität nicht nur auf den pekuniären Aspekt beschränken könne. Wenn jetzt der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann und seine Kollegin Merkel lauthals verkünden "wir dürfen Menschen, die Asyl suchen, nicht im Stich lassen", so hat dies wenig mit Wirklichkeit aber viel mit Populismus zu tun. Vielleicht sind beide aber bald nicht mehr im Amt, gleichwohl muss den Flüchtlingen geholfen werden. 

Warum diskutiert niemand in Deutschland, Österreich oder Europa über die wahren Verursacher dieser menschlichen Tragödie, obwohl die Fakten so offensichtlich sind? Die Ursache dieser Flüchtlingswelle liegt in den initiierten Kriegen der westlichen imperialen Mächte gegen die Länder der muslimischen Welt. Das Unheil für diese Länder begann mit dem Überfall und der Besetzung Afghanistans nach den initiierten Anschlägen vom 11. September 2001. Diese wurden als Vorwand benutzt, um die Welt in einen endlosen "Krieg gegen den Terrorismus" zu stürzen. 

Die neokonservative Bush-Gang schlug alle Warnungen westlicher Staatschefs in den Wind, von denen der arabischen gar nicht zu sprechen, und stieß die Tore zur Hölle weit auf. Die Warnungen, dass der Überfall auf den Irak den ganzen Mittleren Osten destabilisieren würde, schlugen die Bush-Krieger in den Wind. Dass man Saddam Husseins Worte von der "Mutter aller Schlachten" für den Westen oder der "Öffnung der Pforten der Hölle" durch einen Angriff auf Irak öffnen würde, wurde durch diese US-Polit-Hasardeure nur milde belächelt. 

Das Bush-Regime hätte diese Verbrechen gegenüber der muslimischen Welt aber nicht ohne die Unterstützung seiner willigen europäischen Vollstrecker durchführen können. Nach der 9/11-Inszenierung haben sich alle westlichen Staaten freiwillig zur Besetzung Afghanistans Bush geradezu aufgedrängt, obgleich dieser gar keine Beteiligung eingefordert hatte Jeder wollte bei dieser "guten Sache" dabei sein. Einer der legendären Dummsprüche lautete: "Deutschlands Freiheit werde am Hindukusch verteidigt." Nach 14 Jahren Besatzung muss das mächtige westliche Aggressionsbündnis, NATO, geschlagen von Dannen ziehen. Sollten auch die sogenannten Ausbilder und deren militärische Bewacher Afghanistan verlassen, wird das Regime von Aschraf Ghani, der Präsidenten-Marionette des Westens, innerhalb von Monaten der Vergangenheit angehören. Soviel zur Verteidigung von Deutschlands Freiheit am Hindukusch. 

Die Bush-Gang hatte jedoch Größeres im Sinn als nur die Beseitigung des Taliban-Regimes. Der erste auf der Abschussliste war Saddam Hussein. In kürzester Zeit sollten sieben weitere so genannte Terrorregimes innerhalb von fünf Jahren gestützt werden, wie der ehemalige NATO-Oberbefehlshaber Wesley K. Clark in einem Interview gegenüber "Democracy Now" zum Besten gab. General Clark war alles andere als ein "Heiliger". Er war als Oberkommandierender von SACEUR verantwortlich für die völkerrechtswidrige Bombardierung Serbiens im so genannten Kosovokrieg. Bei dieser mörderischen Aktion tat sich der Außenminister der Grünen, Fischer, durch seinen verantwortungslosen und ahistorischen Auschwitz-Vergleich besonders hervor, um damit Deutschland endlich wieder kriegsfähig zu machen. 

Dieser Umsturzplan der Bush-Krieger wurde dank einiger weniger intelligenter Menschen in Washington nicht sofort in die Tat umgesetzt. Aber kurz nach der Machtübernahme durch US-Präsident Barack Obama befand sich seine Administration bereits wieder in den Händen von Ideologen. Ram Israel Emanuel, ein überzeugter Zionist und aus Clintons Dunstkreis kommend, wurde Obamas Stabschef und Hillary Clinton seine Außenministerin; beide linientreue Israel-Lobbyisten. 

Clinton verfolgte nicht nur gegenüber Iran eine aggressive Haltung, die in der Aussage auf einem AIPAC-Kongress, einer rechtsextremen zionistischen Lobbyorganisation, gipfelte: "I want the Iranians to know that if I’m president, we will attack Iran. In the next 10 years, during which they might foolishly consider launching an attack on Israel, we would be able to totally obliterate them.” Diese aggressive Haltung hat sie auch bei der Zerstörung Libyens an den Tage gelegt, als sie nach der perversen Ermordung von Muammar al-Gaddafi folgenden zynischen Kommentar bei ihrem Besuch des Landes absonderte: "We came, we saw, he died". Nach dem gewaltsamen Umsturz durch die USA, Großbritanniens und Frankreichs ist das Land im Chaos versunken und unter die Kontrolle des Islamischen Staates (IS) geraten. 

Ebenso selbstherrlich ging die US-Administration mit Syrien um, nachdem Saudi-Arabien eine Bande von blutrünstigen Jihadisten aus allen Herren Länder zusammengekauft hatte, die den IS ausmachen, um das Assad-Regime zu stürzen. Der so genannte syrische Bürgerkrieg brach aus, der aber von den Saudis, Kataris, den Arabischen Emiraten und der Türkei initiiert und befeuert worden ist. Bereits 2011 verkündete Obama: Assad "has to go". Nur dank einer verantwortungsvollen Politik Russlands konnte ein direktes Eingreifen der USA abgewendet werden, als die IS-Terroristen Giftgas gegen die syrische Bevölkerung eingesetzt hatten, um die USA zum Eingreifen zu bewegen. Obamas Gerede von den "red lines" sollte ihn zwingen, militärisch den IS-Terroristen beizustehen. Wie es scheint, haben die NATO-Aggressoren wie Frankreich, Großbritannien und Deutschland unter Führung der USA aus ihrer desaströsen Politik in der arabischen Welt nichts gelernt. Keine westliche Regierung unternimmt etwas gegen Erdogans Krieg gegen die Kurden in der Türkei. Er trägt auch die Hauptverantwortung für die Flüchtlingsströme, weil er seine Flüchtlingslager auf Kosten Europas entleert und die "Flüchtlingsströme" durch die Türkei nicht aufhält. 

Solange der Westen nicht bereit ist, seine absolut verfehlte Politik gegenüber der arabischen Welt radikal zu ändern und die Finanziers des Terrors, Saudi-Arabien, Katar, die Arabischen Emirate und die Türkei in ihre Schranken zu weisen, solange wird der Flüchtlingsstrom nicht versiegen. Warum nimmt Saudi-Arabien keine syrischen Flüchtlinge auf, wo das Land doch spielend drei Millionen Hadsch-Pilger in Zelten behausen und fürstlich versorgen kann? 

Warum werden die Flüchtlingsströme nicht von Seiten des Westens in das superreiche und politisch dekadente Saudi-Arabien umgeleitet, damit das Land seine politische Verantwortung wahrnehmen kann? Stattdessen lässt der Westen es zu, dass diese islamitische Diktatur den Jemen politisch destabilisiert. Aber vielleicht liegt es ja im Interesse der USA, der Türkei und der saudi-arabischen Diktatur, Europa durch die gesteuerten Flüchtlingsströme politisch zu destabilisieren oder gar an den Rand des politischen Zusammenbruchs zu bringen? Der einzig zielführende Vorschlag, den die saudischen Despoten gemacht haben, war die Ankündigung, 200 Moscheen für die syrischen Flüchtlinge in Deutschland zu bauen und sie mit whabitischen und salfistischen Ideologen auszustatten. Da die syrischen Flüchtlinge mit dem destruktiven Wahabismus und Salafismus nichts anfangen können, drängt sich die Frage auf, wie viel IS-Terroristen sich unter den Flüchtlingen befinden, die 200 Moscheen benötigen. Hat David Cameron Recht mit seiner Behauptung, dass zwei von hundert Flüchtlingen IS-Mitglieder sein könnten? 

Die Hauptverursacher dieser Flüchtlingsmisere, die USA, haben sich in arroganter Weise bereit erklärt, innerhalb von fünf Jahren 12 000 (!) Syrien-Flüchtlinge aufzunehmen. Präsidentensprecher Josh Earnest erklärte, dass jeder Flüchtling eine 15 bis 18-monatige Überprüfung über sich ergehen lasse müsse, bevor er die USA betreten könne, da sich die USA keine "Terroristen" ins Land holen wollten. Merkel sagte auf der Pressekonferenz mit Faymann: "Wenn wir jetzt anfangen, uns noch entschuldigen zu müssen dafür, dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land." Warum tritt sie dann nicht zurück, wenn dies nicht mehr ihr Land ist?

Nicht nur die Tage der EU, sondern auch die der BRD scheinen gezählt zu sein.

Mittwoch, 9. September 2015

"Das Gerücht über die Juden" - oder wie der Kampf gegen Antisemitismus nicht aussehen sollte

Eine besonders ausgewiesene Israel-Kennerin!
Als ich den Tagungsbericht des Chefredakteurs der Online-Zeitschrift "Der Semit", Abraham Melzer, über "Das Gerücht über die Juden" gelesen habe, wollte ich meinen Augen nicht trauen. Er hat meine schlimmsten Befürchtungen nicht nur bestätigt, sondern weit übertroffen. 

Dass das Sahnehäubchen jedoch aus einer riesigen Portion Arroganz,  Besserwisserei und Blasiertheit seitens der "ExpertenInnen" bestehen würde, konnte ich mir bei der versammelten fachlichen Kompetenz einfach nicht vorstellen. Dass dies alles auch noch in seiner Einseitigkeit und Nichtwahrnehmung der Wirklichkeit auf Kosten des deutschen Steuer- und Kirchensteuerzahlers inszeniert worden ist, dürfte kaum noch zu toppen sein.. 

Wie konnte es passieren, dass Deutschlands wirklicher "Experte" für Antisemitismus, der Journalist, Börne-Preis-Träger und Islamkritiker, Henryk M. Broder, bei dieser herausragenden Expertentagung nicht zugegen war? Wenigstens er hätte die Ironie von Professor Moshe Zimmermann über die deutschen Philosemiten verstanden, so wie sie von Abraham Melzer berichtet worden ist. Broder hätte wohl seine helle Freude an dieser Ansammlung von Besserwissern über Antisemitismus, Israel und das Judentum gehabt, wären doch damit wieder einmal alle seine Urteile über den traditionellen Antisemitismus und dessen Gegner bestätigt worden. Spezialisten zitieren in ihrer Häme gern Alexander Roda Roda, wie Melzer schreibt: "Aus dem Antisemitismus kann erst etwas Richtiges werden, wenn ihn ein Jude in die Hand nimmt." 

Broder hätte der versammelten Sach- und Fachkompetenz auch sagen können, was er als geladener Experte anlässlich einer Anhörung des Innenausschusses im Deutschen Bundestag sinngemäß gesagt hat, nämlich, dass der traditionelle Antisemitismus, also die Diskriminierung und Verächtlichmachung von Juden aufgrund einer ihnen unterstellten Gruppenzugehörigkeit, nicht mehr das vordringliche Thema sei, weil diese Form des Antisemitismus  „aus der Asservatenkammer des letzten und vorletzten Jahrhunderts“ stamme. Ihn, den „guten alten Antisemitismus à la Horst Mahler“, möge man getrost „den Archäologen, den Antiquaren und den Historikern“ überlassen. Stattdessen sollten sich die Parlamentarier „um den modernen Antisemitismus im Kostüm des Antizionismus und um dessen Repräsentanten, die es auch in Ihren Reihen gibt“, kümmern. 

Über die Präsentation von Banalitäten und persönlichen Präferenzen seitens einiger Professoren (Fußball schien vordinglicher als der Kampf gegen Antisemitismus) hat die Veranstaltung scheinbar keinen Fortschritt im Kampf gegen Antisemitismus in Deutschland gebracht. Dass man auch gleich den "muslimischen Antisemitismus" mit dem deutschen zu einem Einheitsbrei verrührt hat, zeigt, wie wenig diese Experten über die tatsächliche Situation in Israel, Palästina und der arabisch-muslimischen Welt wissen. 

Die Araber brächten den Antisemitismus zurück nach Deutschland, berichtet Abraham Melzer und fährt dann fort: "Wenn eine solche These auch nur einen Funken von Glaubwürdigkeit besitzen würde, müssten diese Intellektuellen-Darsteller vehement gegen die Masseneinwanderung von syrischen Flüchtlingen mit Lichterketten auf die Straße gehen." Für die Opfer des israelischen Massakers an der Zivilbevölkerung des Gaza-Streifens scheint es in diesen Kreisen nicht den kleinsten Funken von Empathie gegeben zu haben. (2014 gab es über 2 100 Tote, davon 60 Prozent Frauen und Kinder.) 

Wie konnte es passieren, dass der Veranstalter, die Evangelische Akademie zu Berlin, so neben der Spur lag, als sie solche Panels zusammengestellt hat? Gibt es dort keinen Sachverstand?

Den Vogel der Inkompetenz und Blasiertheit scheint Jana Hensel, eine Journalistin, abgeschossen zu haben. „Ich war bei der Zeitung „der Freitag“, als Kollegin und Freundin von Jakob Augstein in der Chefredaktion. Sie erinnern sich noch an die „Augstein Affäre”, als das Simon Wiesenthal Zentrum ihn zu den „zehn gefährlichsten Antisemiten weltweit“ ausgewählt hat“. Sie sagt es und ließ es so stehen, schreibt Melzer. Sie schien auch nicht zu wissen, dass schon lange diese Antisemitismus-Unterstellungen, besonders die „best off“-Listen, unglaubwürdig geworden sind, und dass sie inzwischen zu einer „Simon-Wiesenthal-Zentrum-Affäre" geworden sind. 

Ihre Israel-"Kompetenz" bestand in einer Studienreise nach Israel vor drei Jahren. Was sie über ihe Eindrücke sagte, hört sich eher gruselig an: "Das Israel so wie die DDR war. Es hat mich an die DDR erinnert.“ Die Bewertung Melzers zu Jana Hensels Israel-Karikierung bedarf keines weiteren Kommentars. 

Fazit: Eine eher tragisch komische Tagung - oder, wie es ein Pädagoge formulieren würde: Thema verfehlt!

Sonntag, 6. September 2015

Edward Snowdon is free to leave Russia

 MP Hans-Christan Stroebele visited Edward Snowdon in Moscow.
In the city of Mölde/Norway, US whistleblower and political refugee Edward Snowdon was awarded the Björnson award for freedom of speech. Snowdon was switched on via the internet and slashed out at the increasing censorship of the internet by the Russian government, which he termed a "political mistake" and "fundamentally wrong". 

After Snowdon blew the whistle he was on the run from his own government that wants to indict him of espionage and treason under the "Espionage Act of 1917". According to this law, Snowdon can expect either the death penalty or a life sentence. Under these more than bleak outlook, Snowdon should present his criticism of his host country more moderately. 

Snowdon is not incarcerated in Russia, he can live a normal life but his own government doesn't allow it. Instead, he must live in the anonymity of the internet. If Snowdon wants to exchange his freedom in Russia against a dungeon in the US, he free to do so. Because the US government has declared his passport invalid, he should apply to the Russian Government a Laissez Passer, with which he can travel to any country of his choice, in order to apply for asylum.

Snowdon should come on this travel document to Germany and apply for asylum like hundreds of thousands of Muslim refugees do. They all have to fear for their bare lives, Snowdon, however, laments censorship of the internet, where he spends his virtual life. Indeed, the Snowdon case seems even worse because a democratic government seeks to take his life. 

Edward Snowdon should take the chance to come to Germany. Chancellor Angela Merkel can't dare to extradite him to a country where he faces the death penalty. Before US President Obama leaves the office he should not only pardon Edward Snowdon but also Chelsea Manning.

First published here and here.

Samstag, 5. September 2015

Deutsche Offiziere an Tötungsentscheidungen durch US-Drohnen beteiligt?

Das Leben eines Afghanen hängt von der Stellung des Daumens ab!
Die Beteiligung der Bundeswehr am so genannten "Krieg gegen den Terror" in Afghanistan, der seit 14 Jahren immer noch nicht beendet ist, war schon desaströs genug. Wie jetzt bekannt geworden ist, sind auch deutsche Militärs zusammen mit ihren US- Verbündeten sowie anderer Staaten an "Tötungsentscheidungen" durch US-Killer-Drohnen beteiligt. Ob ein Verdächtiger gekillt wird, entscheidet die Haltung des Daumens: hoch oder runter, "like gladiators in a stadium". 

Seit dem Ende des II. Weltkrieges ist es deutschen Soldaten untersagt, sich an offensiven Aggressionskriegen zu beteiligen, und der Überfall auf Afghanistan stellt einen solchen dar. Warum und seit wann sind deutsche Offiziere an den illegalen Tötungen durch US-Drohnen beteiligt, indem sie den Daumen heben oder senken? Anfänglich versuchte das Auswärtige Amt den Inhalt des Berichts der "New York Times" vom 4. September 2015 noch zu leugnen, musste aber später von dieser Haltung abrücken und eingestehen, dass auch deutsche Offiziere dort vor Ort seien. Sie und die deutsche militärische und politische Führung müssen zur Rechenschaft gezogen werden.

Die Hölle von Gaza und der 51-Tage-Krieg

Die israelische Besatzungsarmee hat innerhalb von fünf Jahren den von ihr immer noch - laut UN-Einschätzung - besetzten Gaza-Streifen mit zwei Kriegen überzogen und dabei schreckliche Massaker an der Zivilbevölkerung begangen. Über diese Massaker der "Israeli Terrorist Forces" (ITF=IDF) legen die Bücher von Bahij Spiewak und des US-Amerikaners Max Blumenthal beredtes Zeugnis ab. Dass beide Bücher von den gleichgeschalteten Medien keine Würdigung erfahren, verwundert nicht. 

Wie bereits beim Weihnachtsmassaker 2008/09 haben die ITF selber Vorwände konstruiert, um den Gaza-Streifen 2014 erneut zu überfallen, um die dort regierende Hamas zu "vernichten". Neben der Bestrafung der Hamas für die angeblichen Morde an drei Siedlerkolonialisten, mit denen die Hamas gar nichts zu tun hatte, wurden andere Argumente wie die Zerstörung der Tunnel oder vermeintliche "Raketenabschussbasen" später nachgeschoben, um der Welt eine Rechtfertigung für die Zerstörungswut der israelischen Besatzungsarmee zu geben.

Letztendlich wurde keines der Ziele erreicht. Die demokratisch gewählte Hamas ist weiter an der Macht. Was die ITF jedoch erreicht haben, ist, dass der Gaza-Streifen ein Jahr nach den Verwüstungen immer noch in Schutt und Asche liegt, weil das israelische Besatzungsregime den Strip und seine "Gefängnisinsassen" weiterhin unter einer totalen Abriegelung zu Lande, zu Wasser und in der Luft gefangen halten. Der palästinensische Widerstand gegen Israels Besatzungsterror geht weiter, der sich tagtäglich in der Westbank und im Gaza-Streifen ereignet. 

Chronologisch beschreibt Spiewak das Desaster der palästinensischen Befreiungsbewegung (PLO), das mit dem entwürdigenden Brief Yassir Arafats an Israels Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin seinen Lauf nahm. Besonders aufschlussreich ist das kurze Kapitel über Mohammed Dahlan, dem von Arafat eingesetzten Chef des so genannten "Präventiven Sicherheitsdienstes" im Gaza-Streifen. Dahlan, der einige Jahre in israelischen Gefängnissen saß, mauserte sich zum besten Mann der Israels und der US-Amerikaner.

Nachdem die Hamas 2006 die ersten freien und demokratischen Wahlen in der arabischen Welt mit überwältigender Mehrheit gewonnen hatte, beauftragten Israel und die USA "Präsident" Mahmoud Abbas, die legitime Regierung abzusetzen. Die Abgeordneten der Hamas konnten den Gaza-Streifen nicht verlassen und bildeten dort eine "Exil"-Regierung. Bevor Dahlan gegen die Hamas putschen konnte, kamen deren Brigaden den Fatah-Putschisten zuvor und vertrieben sie aus dem Gaza-Streifen. Dahlan hatte vorher auf öffentlichen Kundgebungen seinen Fatah-Anhängern gedroht, nicht mit Hamas zusammenzuarbeiten. 

Dahlan hatte Glück, dass er diesen Putsch per Handy aus dem Ausland digeriert hat. Kurz darauf veröffentlichte die Hamas-Regierung ein mehr als unterwürfiges Schreiben Dahlans an den damaligen israelischen Verteidigungsminister Shaul Mofaz, in dem er seine Servilität und Loyalität gegenüber den israelischen Besatzern beteuerte. Im Augenblick arbeiten Israel und die USA daran, ihren willfährigen und gefügigen palästinensischen Kollaborateur als Nachfolger von Abbas in Palästina zu inthronisieren. Mit Dahlan hätte man dann endlich den Palästinenser gefunden, der einen Kapitulationsvertrag mit den Besatzern unterzeichnen würde. 

Allein die Fakten, die Spiewak über die beiden israelischen Massaker an der Zivilbevölkerung auflistet, sind "beeindruckend". Da er sich in seinem Buch nur auf den Gaza-Streifen konzentriert, erscheinen die Zahlen in einem "positiven" Licht. Die tagtäglichen Verbrechen an der Zivilbevölkerung der Westbank würden diese "positive" Bilanz jedoch weiter eintrüben. 

Der Autor weist insbesondere auf die unheilige Allianz zwischen Saudi-Arabien, Ägypten unter dem neuen Militärdiktator as-Sisi, dem "Kriegsverbrecher" Tony Blair und der zionistischen US-Lobby AIPAC hin, die nicht nur gegen Hamas, sondern gegen alle zum Widerstand bereiten Palästinensern arbeitet. Diese Friedensfeinde arbeiten eng und vertrauensvoll mit der Kolonial- und Besatzungsmacht Israel zusammen, um die Palästinenser von einer Kapitulation gegenüber Israel zu überzeugen. 

Spätestens wenn die Palästinenser kapituliert haben werden, schlägt auch die Stunde des "Islamischen Staates" (IS) in Palästina, die vermutlich die "Dahiyah-Doktrin" der Israelis gegen Israel anwenden werden. (Die "Dahiyah-Doktrin besagt, dass auch zivile Wohnviertel zum Beschuss freigegeben werden, da die ITF nicht mehr zwischen "Zivilisten und Bewaffneten" unterscheide, wie es General Gadi Eisenkot vor dem Weihnachts-Massaker 2008/09 erklärte.) Angeblich seien die selbstgebastelten Raketen auf Israel, die so gut wie keinerlei Schaden angerichtet haben, aus Wohnvierteln abgeschossen worden, wie weiland 2006 auch aus dem Libanon geschehen, worauf die israelische Luftwaffe die schiitischen Wohnviertel im Süden von Beirut in Schutt und Asche gelegt haben. 

Wer sich über die kolossalen Kriegsverbrechen der ITF an der Zivilbevölkerung des Gaza-Streifens und den politischen Hintergründen fundiert informieren will, ist mit dem Buch von Bahij Spiewak bestens bedient. 

Das Buch des US-Amerikaners Max Blumenthal "The 51 Day War" ist ein Augenzeugen-Bericht über die Massaker der ITF im Gaza-Streifen. Dieses Buch wird, wie sein erstes über die Expansion der israelischen Siedlerkolonialisten, "Goliath: Life and Loothing in Greater Israel" von den US-Medien bewusst totgeschwiegen. Beide Bücher scheinen nicht ins Weltbild der zionistisch dominierten US-Medien zu passen. 

Die Zahlen des 2014-Massakers der ITF sprechen für sich: 2 150 Menschen wurden bewusst getötet, davon über zwei Drittel Frauen und Kinder, 10 000 Häuser wurden zerbombt über 300 000 Menschen wurde ihre Bleibe genommen. Zahlreiche Moscheen, Schulen, Krankenhäuser und UN-Einrichtungen wurden dem Erdboden gleichgemacht, und dies alles von der ITF des so genannten jüdischen und demokratischen Staates Israel, dessen "Sicherheit" angeblich zur deutschen "Staatsräson" gehört, wie einer der vielen politisch dämlichen Aussprüche von Angela Merkel lautet. (Jüdisch und demokratisch ist ein Oxymoron, ein Widerspruch in sich.)

Gleich zu Beginn demaskiert Blumenthal die israelische Legendenbildung über die "Gründe" für den geplanten Überfall. Wie die Legenden über die Rückkehr der Juden ins Gelobte Land nach 2 000 Jahren, so besteht die Erklärung über diese Menschenrechtsverbrechen aus einem "Produkt von religiösem Extremismus, endemischen Antisemitismus und unlösbarem Konflikt", wie der Autor schreibt. Die "Entführung" und "Tötung" von drei Siedlerkolonialisten geschah durch eine kleine extremistische Gruppe, die nichts mit Hamas zu tun hatte; darüber hinaus wusste Netanyahu bereits nach drei Tagen, dass die Entführten getötet worden waren, gleichwohl inszenierte er eine Treibjagd auf Hamas-Mitglieder in der Westbank. Trotz dieser Fakten wollte Israel Krieg, wie Blumenthal schreibt. 

Der Amoklauf der ITF wird plausibler durch die Aussagen des israelischen Obristen Ofer Winter, eines fanatischen religiösen Militärs. In einem "Motivationsschreiben", das vor dem Überfall von ihm an seine Soldaten verteilt worden ist, schreibt dieser religiöse und nationalistische Fanatiker: "History has chosen us to be the sharp edge of the bayonet fighting the terrorist enemy ‘from Gaza’ which curses, defames and abuses the God of Israel’s battles.” Später sage der Obrist zu seinen Soldaten, dass Gott sie bei ihrer direkten Intervention beschützt habe. “We were protected by clouds, clouds of divine honor. We — all the warriors — were suddenly covered by a heavy fog, which came with us throughout the attack.”

Ein prominenter Kriegsverbrecher wie der ehemalige US-Präsident George W. Bush hatte sich bei seinem Überfall auf Afghanistan und Irak auch auf direkte "Eingebungen" Gottes berufen. Eine intensive Auseinandersetzung mit dem religiös motivierten Terrorismus wird durch die Medien in Israel vorsichtshalber verhindert, um die tatsächliche katastrophale innenpolitische Situation des Landes zu verschleiern. 

In souveräner und überzeugender Weise dokumentiert Max Blumenthal, dass Israel der Aggressor ist und Hamas sich nur gegenüber einer überwältigen Tötungsmaschinerie verteidigt hat. Es ist ein schmuckloser Blick auf die Völkerrechts- und Menschenrechtsverbrechen der ITF sowie den religiösen Nationalismus in Israel. Israels politische und militärische Klasse gehören vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag so wie George W. Bush, Tony Blair und alle anderen, die für das politische Desaster in Palästina und den Staaten des Mittleren Ostens verantwortlich sind. 

Beide Bücher sind überaus aufschlussreich, lesens- und empfehlenswert.

Bahij Spiewak, Die Hölle von Gaza, Laika Verlag, Hamburg 2015, 127 Seiten, € 11.90.

Max Blumenthal, The 51-Day War: Ruin and Resistance in Gaza, Verso, London 2015, PP 272., 10.49 Br. Pounds. 

Mittwoch, 2. September 2015

ZENSUR bei AMAZON: Jude, Kommunist, Neger

Diese Rezension fiel der Zensur bei Amazon zum Opfer!
Die Zensoren des Online-Versand-Giganten Amazon haben meine Rezension des Buches des italienischen Professors für Soziologie und Ethnische Beziehungen an der Römischen Sapienza-Universität, Mauro Valeri, das im Zambon-Verlag in deutscher Übersetzung erschienen ist, zum dritten Mal nicht akzeptiert. Auf meine Frage, welches denn die Zensur-Kriterien seien, erhielt ich keine Antwort. Ich stelle nun die letzte der nicht akzeptierten Rezensionen online, damit sich die Leserschaft ihre eigene Meinung über den Text bilden kann. Sollten die Leserinnen und Leser meinen, dass hier ein Eingriff in das das Recht auf freie Meinungsäußerung vorliegt, sollte man bei den Verantwortlichen des Konzerns massiven Widerspruch anmelden und über eventuelle Konsequenzen nachdenken.

Unter dem Titel "Wider alle Diskriminierung" wurde folgender Text am 2. September geschreiben.


"Schon der Titel des Buches fällt aus dem Rahmen, weil er gegen die konventionelle Sprachregelung verstößt. Der Autor, Mauro Valeri, Professor für Soziologie und Ethnische Beziehungen an der Sapienza Universität in Rom, und die Macher dieses Buches haben sich bewusst für das Wort "Neger" im Titel entschieden, weil es keinen Sinn ergebe, jemanden als "schwarz" zu bezeichnen, "wenn er in unserer Gesellschaft immer noch wie ein 'Nigger' behandelt wird", wie es auf dem Cover heißt. Der Originaltitel der italienischen Ausgabe lautet: "Negro, Ebreo, Comunista. Alessandro Sinigaglia, venti anni in lotta contro il fascismo." Und weiter ist auf dem deutschen Cover zu lesen: "Wenn Alessandro Sinigaglia noch leben würde, würde er sicher den Deutschen sagen: Beruhigt euch – ich bin und bleibe Neger, schwarz ist eure Angela Merkel."



Das Buch erzählt die Geschichte eines Mannes, dessen Vorfahren in den USA noch als "Neger" Sklaven gewesen waren. Seine Mutter hatte es als Dienstmädchen einer US-amerikanischen Familie nach Italien verschlagen. Sinigaglia schloss sich früh der Arbeiterbewegung an; später wurde er Kommunist. Allein dies hätte unter dem Mussolini-Faschismus ausgereicht, ihn zu einem Verfolgten zu machen. Hinzu kam, dass sein Vater Jude war und er deshalb als "Negerjude" beschimpft worden war. (Nur wer von einer jüdischen Mutter abstammt, ist nach der Halacha Jude; oder er konvertiert nach orthodoxen Vorschriften zum Judentum. L. W.).

Um die politische Haltung Sinigaglia zu verstehen, wird auf ein Zitat des Rabbiners David Hartmann verwiesen, der schrieb: "Wir müssen mit aller Kraft versuchen, den Schmerz des Nächsten zu spüren, ihn zu mildern, ihn abzuwehren. Dies ist Chesed (Liebe)." Diesem "Chesed" folgend, schließt sich Sinigaglia dem antifaschistischen Widerstandskampf in der Toskana an, emigrierte anschließend in die Sowjetunion, um später als Admiral in der republikanischen Flotte für die Verteidigung der Spanischen Republik zu kämpfen.

Nach dem Sieg der Franco-Faschisten wurde er im "demokratischen" Frankreich ins Gefängnis geworfen und unter deutscher Besatzung an Italien ausgeliefert, von wo aus er auf die Insel Ventotene verbannt worden war. Nach dem Sturz Mussolinis bemühte er sich um die Neuorganisation des Widerstands gegen die deutschen Besatzer und deren italienischen Kollaborateure. Er wurde von faschistischen Agenten aufgespürt und von einer Polizeipatrouille aus nächster Nähe erschossen.

Das Buch vermittelt tiefe Einblick in die Handlungsweisen und moralischen Beweggründe eines für Demokratie und gegen jedwede Diskriminierung kämpfenden Antifaschisten. Aufschlussreich sind die Wirkung und der Zusammenhang rassistischer, antisemitischer und antikommunistischer Vorurteile, die bekämpft werden müssen.

Alessandro Sinigaglia legt Zeugnis für ein kämpferisches Leben ab, das allen Diskriminierungen widersteht. Sein Haltung kann nicht nur für die geknechteten Palästinenser, sondern auch für die "Schwarzen" in den USA sowie allen "Verdammten dieser Erde" in der "Dritten Welt" und auch den Flüchtlingen in Europa als Vorbild dienen. Eine mehr als beeindruckende Biographie.

Dr. Ludwig Watzal arbeitet als Redakteur und Journalist in Bonn."



Am 1. September habe ich den gleichen Text mit Ausnahme des folgenden ersten Absatzes eingereicht, auch dieser Text fiel der Zensur zum Opfer.

Schon der Titel des Buches fällt aus dem Rahmen, weil er gegen die konventionelle Sprachregelung verstößt. Der Autor und die Macher dieses Buches haben sich bewusst für das Wort "Neger" im Titel entschieden, weil es keinen Sinn ergebe, jemanden als "schwarz" zu bezeichnen, "wenn er in unserer Gesellschaft immer noch wie ein 'Nigger' behandelt wird", wie es auf dem Cover heißt. Und weiter ist dort zu lesen: Alessandro Sinigaglia noch leben würde, würde er sicher den Deutschen sagen: Beruhigt euch – ich bin und bleibe Neger, schwarz ist eure Angela Merkel." (...)


Am 31. August hatte ich unter dem Titel "Wider jede gesellschaftliche Diskriminierung" den gleichen Text eingereicht, bis auf die beiden ersten Absätze, die aber ebenfalls nichts Anrüchiges enthielten, wenn man einmal von einigen unkonventionellen rhetorischen Spitzen absieht, die aber, wie sich später herausstellte, nicht für die Ablehnung relevant gewesen sein dürften.


"Schon der Titel fällt aus dem erlaubten Rahmen des politisch-korrekten Neusprechs in Deutschland. Was für ein Skandal. Hätte der Zambon-Verlag sich an die inoffiziellen Vorgaben der Gedankenpolizei gehalten, wäre vermutlich der folgende Titel ausgesucht worden: "Mosaischer Glaube (anstatt Jude), Weltverbesserer (anstatt Kommunist), Schwarzer, politisch-korrekter Nicht-Weißer (anstatt Neger). Mit einem solchen Titel hätte das Buch bestimmt die Bestseller-Liste des Spiegels erklommen!


Völlig zu Recht haben sich der Autor und die Macher dieses Buches für den "Neger" entschieden, weil es keinen Sinn ergebe, jemanden als "schwarz" zu bezeichnen, "wenn er in unserer Gesellschaft immer noch wie ein 'Nigger' behandelt wird", wie es auf dem Cover heißt. Wir leben scheinbar in einer rassistischen Gesellschaft, wenn man sich den Umgang mit Flüchtlingen durch die Europäische Union ansieht. "Wenn Alessandro Sinigaglia noch leben würde, würde er sicher den Deutschen sagen: Beruhigt euch – ich bin und bleibe Neger, schwarz ist eure Angela Merkel." (...)



Da ich das Buch für ausgezeichnet halte, gerade auch unter dem Aspekt der Behandlung und Diskriminierung von Kriegsflüchtlingen, für deren Fluchtursachen die Kriege der USA und seiner NATO-Verbündeten verantwortlich sind, erspare ich mir die "Mühe", weitere Versuche zu starten, um die Zensoren zu "überzeugen". Schon in meiner ersten Mail an Amazon habe ich den Zensoren mitgeteilt, dass ich bei einer weiteren Zurückweisung für den Versand-Giganten keine Bücher mehr besprechen werde, worüber sich bestimmt einige der von mir kritisierten Iran, Nahost- und Antisemitsmus-"Experten" freuen dürften.

Der Zensur-Vorwurf dürfte den Versand-Giganten kalt lassen, wenn man sich die Behandlung seiner Mitarbeiter vor Augen führt, gegen die selbst die mächtigen Gewerkschaften  machtlos sind.




Dienstag, 1. September 2015

Ein "wunderbarer Neger"

Der "wunderbare Neger" und sein Bewunderer. Roberto Blanco und Joachim Herrmann..
Der alltägliche Rassismus kommt auf Samtpfoten daher. In der Talkshow "Hart aber fair" sagte während einer Debatte über den Umgang mit Flüchtlingen der bayerische Innenminister Joachim Herrmann: "Robert Blanco war immer ein wunderbarer Neger, der den meisten Deutschen wunderbar gefallen hat." 

Als ein "Shitstorm" in den sozialen Netzwerken losbrach, ruderte der Innenminister zurück. Normalerweise verwende er solche Ausdrücke gar nicht. Auch beim FC Bayern spielten "eine ganze Menge mit schwarzer Hautfarbe mit, und das fänden die Fans des FC Bayern auch gut". 

Wird der WDR auch diese Sendung aus seiner Mediathek entfernen, wie weiland die Sendung über die "Ampelmännchen", nachdem einige Lobbyisten dagegen Sturm gelaufen sind? Nach Zensurvorwürfen hat der Sender die Sendung jedoch wieder Online gestellt. Als WDR wollte man doch nicht ein Teil des öffentlich-rechtlichen "Schwarzen Kanals" sein. 

Dass Roberto Blanco Spaß versteht, zeigte sein Auftritt auf einem CSU-Parteitag, auf dem er in einer Rede zur Erheiterung der bierseligen Delegierten sagte: "Wir Schwarzen müssen zusammenhalten." Der Kubaner ist nach Meinung einiger Medien ein "Vorzeige Schwarzer" und in Deutschland sehr beliebt. Blanco sieht sich jedoch nicht in dieser Klischee-Rolle. Vermutlich kann er mit Innenminister Herrmanns Kompliment gut leben. "Ein bisschen Spaß muss ein", sang Blanco in den Siebzigern. 

Also alles paletti im Weiß-Blauen-Wunderland-Idyll. Mia san mia eben!