Deutschlands zionistischer Großpolemiker, Henryk M. Broder, hat wieder einmal ein typisches Broder-Traktat veröffentlicht, und zwar in Form eines Tagebuches. Broder führt als Autist ein Selbstgespräch mit seinem "lieben Tagebuch", und dies über sechs Monate lang. In diesen Aufzeichnungen bekommt fast jeder sein Fett ab, denn Broder mag fast niemanden und fast nichts, außer sich selbst, vielleicht noch seinen Hund und seinen muslimischen "Diener" Hamed Abdel-Samad.
Der "Irre von Zion" hat eine "Chronik des laufenden Irrsinns, der im Gewand der Normalität und dem Gestus 'Wir retten die Welt' daherkommt", verfasst. Er hat dabei zuhauf Dummsprüche und Plattitüden der politischen und medialen Kaste, die oft zum Schmunzeln anregen, kommentierend aufbereitet. Selbstkritisch stellt Broder fest, dass er nicht ausschließen könne, dass "ich der Irre vom Dienst bin und diejenigen, die ich für gaga halte, pumperlgsund sind".
Merkels politisch dämliche Aussagen scheinen es ihm auch angetan zu haben: "Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg", "Der Euro ist mehr als eine Währung", oder ihr Spruch von der "Alternativlosigkeit" ihrer Politik, oder ihr rhetorischer Neusprech nach dem Terroranschlag in Sousse, als sie dem tunesischen Ministerpräsidenten versicherte, Deutschland stehe in diesen schweren Stunden an der Seite Tunesien. Was dies konkret bedeutete, ließ Merkel natürlich offen. Oder das Gerede von der deutschen Staatsräson, zu der die Sicherheit Israels gehöre, ist der gleichen rhetorischen Kategorie zuzuordnen.
Der Vorteil dieser Tagebucheintragungen liegt darin, dass man sie von hinten nach vorne oder kreuz und quer lesen kann - man ist immer à jour. Dem Leser wird auf jeder Seite klargemacht: "Der Wahnsinn, wenn er epidemisch wird, heißt Vernunft." Wer meint: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg und dabei die ökonomischen oder alle anderen Gesetze ignoriert, betreibe "Voodoo-Politik".
Broder hat einige "Lieblingsprofs". Eine besondere Vorzugsbehandlung wird Micha Brumlik zuteil, ein "echter Professor ". Er habe das, "was die Amis 'attitude' nennen". Er sage immer das, was man von ihm hören wolle. Er fühle sich in Europa nicht bedroht, man könne sich nur "eines Gefühl des Bedrohtseins nicht erwehren". Und damit niemand auf die Idee komme, das "Judentum sei eine Männerkolonie", spricht er von "Jüdinnen und Juden" - eine Formel, "in der sich das ganze Elend des politisch korrekten Kretinismus offenbart", so Broders Eintrag am 17. Februar.
Ein Lieblingsthema Broders ist u. a. die Politik der Europäischen Union, Martin Schulz und die anderen Laienspieler in Brüssel, die sich auf dieser Bühne tummeln und nicht damit aufhören können, Griechenland zum wiederholten, aber bestimmt nicht zum letzten Mal "gerettet" zu haben. Die Sentenzen, die der Autor als Statements von Politikern zur Politik der EU oder zur Griechenland-Rettung präsentiert, sind mehr als erschreckend, weil selbst Plattitüden dagegen wie rational durchdacht Aussagen klingen.
Auch die Berichterstattung über Iran oder dessen Nuklearverhandlung in Lausanne werden von Broder aufs Korn genommen. So nimmt er nicht nur die "ZDF-Frau" in Jerusalem unter polemischen Beschuss, weil sie israelische Reaktionen auf den erzielten "Rahmenvertrag" zwischen den fünf UN-Vetomächten und Deutschland und Iran wie folgt kommentierte: "Netanyahus jahrelang gepflegte Kriegsrhetorik gegenüber dem Erzfeind (Iran) hat in der israelischen Gesellschaft Spuren hinterlassen. Die Angst sitzt tief." Broders Kommentar dazu liest sich wie eine infantile Trotzreaktion: Diese jahrelange "Kriegsrhetorik" habe nicht nur in der israelischen Gesellschaft, sondern auch "im Kopf der ZDF-Reporterin" Spuren hinterlassen.
Am 10. September hat Broder in einem Interview mit der Haus-Postille des Zentralrates der Juden, Jüdische Allgemeine, sein Buch schon einmal vorab promotet. Darin wird klar, dass fast alle "gaga" und "irre" sind. Am Beispiel Claudia Roth und ihrer Aussage über Irans "zivile Nutzung der Atomkraft" und die Auswirkungen auf die Sicherheit Israels kommentiert Broder: "Zu sagen, Claudia Roths Aussage ist dumm, peinlich und voller Widersprüche, wäre noch untertrieben. Das ist irre. Nicht mehr, nicht weniger."
Besonders scheinen ihn die "Israelkritik" und die "Israelkritiker" zu nerven. Dass Israel der Jude unter den Staaten sei, wie es einst Leon Poliakov formuliert habe, findet Broder "absolut" richtig. Heute komme der Antisemitismus im Gewand der Israelkritik daher. "Wenn ein deutscher Redakteur mal so richtig Kritik an Israel üben will, besorgt er sich einen 'israelkritischen' Juden: Moshe Zimmermann, Rolf Verleger, Ilan Pappe, Felicia Langer – die Auswahl ist groß. Der durchschnittliche deutsche Gutmensch goutiert das."
Ende der 1990er Jahre hat Broder in seinem Buch "Die Irren von Zion" ein realistisches Bild einer paranoiden israelischen Gesellschaft gezeichnet. Hat er diese Paranoia vielleicht konserviert, nachdem er nach Jahren seines Israelaufenthaltes wieder nach Deutschland zurückgewandert ist? Anstatt vielleicht nach Hawaii auszuwandern, sollte er eine zweite "Alija" ins Gelobte Land zu "Den Irren von Zion" machen.
Den Rest des amüsanten "lieben Tagebuches" lese ich an einem stillen Örtchen. Man weiß ja nie, was noch kommt.