Freitag, 26. April 2013

Die Erfindung des Landes Israel

Mit der These, ein jüdisches Volk gebe es nicht, sorgte Shlomo Sand, Professor für Geschichte an der Universität Tel Aviv, 2011 für Furore. Das Buch wurde zum Bestseller, doch in Israel wurde Sand heftig angefeindet. Die Behauptung, es gebe keine „jüdische Nation“, war unerhört. 

Eine ähnlich provokante These vertritt der Autor in seinem jüngsten Buch: Auch das Land Israel (Eretz Israel) sei ein Mythos; es gebe kein historisches Anrecht der Juden auf das „Heilige Land“, Zuerst widmet sich der Autor eingehend der Geschichte der Nationalismusforschung ein, bevor er im vierten Kapitel jüdische Stimmen zitiert, die sich gegen eine Rückkehr ins Heilige Land aussprechen. 

Für Jesaja Horowitz, einen großen Rabbiner des 17. Jahrhunderts, markiere die Übersiedelung ins Heilige Land nicht, wie von vielen zionistischen Historikern behauptet, den Beginn der Erlösung, sondern das genaue Gegenteil, erklärt Sand. Diese Ablehnung werde durch eine intensive Opposition des religiösen Judentums gegen den Zionismus bestätigt, die bis heute fortdauere. 

Sand sieht im frühen Zionismus positive Elemente, zum Beispiel bei der Integration der Holocaust-Überlebenden und der arabischen Juden und dem Aufbau des Landes. Den Sieg im Juni-Krieg von 1967, der eine messianische Dimension erhielt und zu einem expansiven religiös-verbrämten Nationalismus führte, hält er allerdings für verhängnisvoll. 

Es gibt einen Widerspruch in Sands Ausführungen und seinen diversen öffentlichen Statements. So bescheinigt er den heutigen Juden, keine wirkliche Ethnie zu sein, erklärt aber gleichzeitig, dass „es eine Affinität unter den Juden aus aller Welt“ gebe. Auch betont er, dass das Recht der Juden auf das Land Israel von der Legitimität des Staates unberührt bleibe. Er trete für einen „Staat aller seiner Bürger“ ein und wünsche sich eine „Republik Israel“.

Erstveröffentlichung hier.

Neue Autoritäten in der arabischen Welt?

Die arabische Welt ist aus den Fugen geraten, weil entschlossene Bürger sich für Veränderungen eingesetzt haben. Seit 15 Jahren veranstaltet die Quandt-Stiftung den „Trialog der Kulturen“, an dem sie namhafte Experten zu Wort kommen lässt, unter anderen den Direktor des GIGA-Institutes (German Institutes for Global and Area Studies), Henner Fürtig, und den NZZ-Auslandsredaktor Eric Gujer.

Alle Beiträge zeichnen sich durch einen politischen Realismus aus und halten zu einer differenzierten Betrachtung der komplexen Realität dieser Länder an. Die Grundlagen legten die Beiträge von Fürtig und Gujer. Gelinge die Transformation in Tunesien, Ägypten und Libyen, könne man von einer Revolution sprechen, erklärt Fürtig. Scheitere sie, bleibe es bei einer Revolte. Er definierte die neuen Regime als „islamistisch“, deren Vorgänger seien „republikanisch“ gewesen und hätten sich über den antikolonialen Kampf legitimiert.

Gujers geostrategische Überlegungen für den Westen oszillieren zwischen Militäreinsätzen und kluger Nichteinmischung in unkalkulierbare Konflikte. Der Militäreinsatz gegen Libyen sei trotz allen Unkenrufen erfolgreich gewesen. Aufgrund der syrischen Schutzmächte scheide eine Militärintervention dort aus, wichtiger sei die Isolation Irans. 

Auch die Beiträge über die Macht der Zivilgesellschaft und der digitalen Medien sind spannend. Die Veränderungen begannen als Protest der Jugend, doch nun dominiert die Farbe des Propheten: Grün. Gleichwohl ist der demokratische Geist aus der Flasche entwichen und lässt sich nicht mehr eingefangen.

Erstveröffentlichung hier

Donnerstag, 25. April 2013

Tradition und Erneuerung der christlichen Sozialethik in Zeiten der Modernisierung

Die Tradition der christlichen Sozialethik droht völlig dem Vergessen anheimzufallen. Seine Entstehung „verdankte“ es dem Massenelend, das die Industrialisierung im 19. Jahrhundert hervorgebracht hatte. Erste Aussagen finden sich bei katholischen Politikern, Juristen, Philosophen, Publizisten und Theologen seit den 1830er-Jahren zur Lösung der Industrie- und Arbeiterfrage. Diese Denkrichtung hat versucht, zeitgemäße Antworten auf die Bedrohungen der menschlichen Existenz durch die Auswüchse eines zügellosen Kapitalismus auf dem Weg in die Moderne zu geben. Die eigentliche Blüte erlebte das christlich-soziale Denken nach dem Ende der Nazi-Barbarei, als führende Vertreter eines christlich-sozialen Katholizismus und Protestantismus Richtungsweisendes für den wirtschaftlichen, sozialen und politischen Aufbau der Bundesrepublik Deutschland geleistet haben. Umso erstaunlicher ist das Verschwinden dieses Denkens aus dem wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Raum. Auf die Frage, warum dies so ist, und wie der Untergang im kollektiven Gedächtnis der Moderne gestoppt werden könnte, will der vorliegende Band Antwort geben, in dem namhafte Vertreter der Disziplin vertreten sind.

Die Autoren analysieren die Geschichte und das historische Umfeld der neuen sozialethischen Konzepte und fragen nach der Zukunft sozialethischer Positionen unter den politischen und ökonomischen Bedingungen des 21. Jahrhunderts. Es wird die „Soziale Frage“ als Thema des 19. und 20 Jahrhunderts behandelt. Dieser historische Abriss wird von dem Beitrag über die christliche Sozialethik im Entwicklungsprozess der Moderne von André Habisch, Professor an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, geleistet. So habe die katholische Soziallehre eine eher „grundlegende Orientierung ohne Festlegung von konkreten Einzelbestimmungen“ formuliert, die aber praktisch nicht auf Handlungsanweisungen in spezifischen Situationen herunter gebrochen würden. Sie sei, wie es Hermann Josef Wallraff formulierte habe, ein „Gefüge offener Sätze“. Bei Lichte betrachtet, so Habisch, stelle der Anspruch der Soziallehre auf zeitlose und naturrechtlich begründeter Doktrin ihrer Prinzipien „fast eine Art intellektueller Etikettenschwindel dar“. Was die Zukunft des christlichen Sozialdenkens in Europa angehe, müsse sich zeigen, ob die Kirchen auch im 21. Jahrhundert die Kultur prägende Kraft aufbrächten, ihre Tradition der „konservativen Innovation“ angesichts enormer neuer Herausforderungen von Globalisierung und Informationstechnologie fortzusetzen. 

Im zweiten Teil des Bandes setzen sich die Autoren mit der Krise des Sozialen in der Wahrnehmung der Sozialethik und der Sozialwissenschaften auseinander. Der Frage auf katholischer Seite geht Rudolf Uertz, Professor an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, nach, auf evangelischer tut dies Martin Honecker, Professor emeritus für Sozialethik an der Universität Bonn. Beide Autoren betonen die Gestaltungsoffenheit der Sozialethik und ihre Anpassungsfähigkeit an die Herausforderungen sowohl im nationalen und im internationalen Bereich als auch an die gesellschaftlichen Veränderungs- und Modernisierungsprozesse. 

Für die deutsche Leserschaft besonders aufschlussreich sind die Beiträge von Michael Hochgeschwender, Professor für Nordamerikanische Kulturgeschichte an der Universität München, über den sozialen Katholizismus und sozialen Protestantismus in den USA. Der Katholizismus hatte es im einstigen Kernland der „White Anglo-Saxon Protestants“ sehr schwer, Fuß zu fassen. Der Durchbruch gelang erst mit der Wahl John F. Kennedys zum US-Präsidenten. Der Autor beschreibt detailliert die Geschichte des Katholizismus und stellt die Frage, ob sich denn das katholisch-soziale Denken unter den Laien etablieren konnte. Dies scheinen Umfragen zu bestätigen, „nach denen Katholiken immer noch zu der Konfession zählen, die (…) staatliche Regulationen und Interventionen befürworten.“ Die Fürsorge für die Armen und eine aktive Sozialpolitik zählten weiterhin zu den Bestandteilen katholischer Identität in den USA. Unter der spanischen Bevölkerung, den Hispanics, dürfte die Soziallehre jedoch „reges Interesse hervorrufen“. 

Vor ähnlichen Problemen wie der soziale Katholizismus habe auch die protestantische Sozialbewegung, der Social Gospel, im 19. Jahrhundert gestanden. Ihre Anhänger entstammten der progressistischen Bewegung, die sich aus einer Vielzahl von heterogenen bürgerlichen Reformgruppen zusammensetzte und auf lokaler oder der Ebene der Gliedstaaten eine reformorientierte Weltanschauung pflegten. Einigen Vertreter dieser Bewegung wurde „Marxismus“ unterstellt, da sie die Exzesse des US-amerikanischen Kapitalismus in marxistischer Terminologie anprangerten. Innerhalb dieser Bewegung gab es zahlreiche antikatholische Vorbehalte, weil ihnen das Engagement des sozialen Katholizismus in den Slums und Ghettos der Arbeiter ein Dorn im Auge war, schreibt der Autor. Letztendlich konnte sich die Social Gospel-Bewegung gegen den individualistischen Evangelikalismus und Fundamentalismus, die in ihrem Bekenntnis eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus anstelle einer abstrakten sittlichen Weltordnung vertreten, nicht durchsetzen. Folglich blieben „die staatsinterventionistisch-karitativen Ideale der katholischen Soziallehre innerhalb des amerikanischen Katholizismus wesentlich präsenter als der Social Gospel im Protestantismus“.

Ebenfalls sehr lesenswert sind die Beiträge von Nils Goldschmidt über „Protestantische Wurzeln und katholische Zweige der Sozialen Marktwirtschaft“ und von Jörg Althammer über „Soziale Marktwirtschaft und katholische Soziallehre“. Abgerundet wird der Band durch den Beitrag von Detlef Grieswelle, der über lange Jahre im Sozialministerium tätig war und sich als Soziologe immer für den Ausbau, aber auch für eine Reform der sozialen Sicherungssysteme eingesetzt hat, weil ohne den Abbau des Reformstaus die sozialen Sicherungssysteme keine Zukunft haben. 

Der Sammelband zeigt den ganzen Reichtum des christlich-sozialen Denkens und dessen Einfluss auf die Gestaltung und den Aufbau einer sozialen Gesellschaft. Umso verwunderlicher ist es, dass es der christlichen Sozialethik nicht gelungen zu sein scheint, sich in der öffentlichen Diskussion zu behaupten, in der der Mensch zunehmend zum Spielball ökonomischer Interessen wird, ohne ihn auch in seinen anderen Funktionen wahrzunehmen. Alle Beiträge zeigen, dass die Ideen der Sozialethik offensiver in der öffentlichen Debatte vertreten werden sollten, damit sie auch für künftige Generationen inspirierend wirken können.

Dienstag, 23. April 2013

Unterwegs zu den Menschen

Wenn man als „Ausländer“ über Israel in die Besetzten Palästinensischen Gebiete reisen will, ist man selbst gegenüber Israelis privilegiert. Man darf sich nur nicht durch die israelische Hasbara (Propaganda) ins Bockshorn jagen lassen, dass ein solcher Besuch „gefährlich“ sei. Dies ist er nicht, weil dort Menschen leben und keine von der israelischen Propaganda geschaffene „Monster“. „Unterwegs zu den Menschen“ legt dafür das beste Zeugnis ab. So schreibt die Autorin über ein Treffen von Aktivisten/Innen: 

„Kein trennendes Gesetz bildet eine Barriere zwischen uns, Palästinenserinnen, Israelinnen und mir, der Deutschen. Es war, als ob die Besatzung plötzlich nicht mehr existierte, keine Mauer, keine Checkpoints, keine Häuserabrisse, keine Inhaftierungen. Hoffentlich geht das, was hier im Kleinen sichtbar wurde, auch bald im Großen in Erfüllung, so dass die Trennung verschwindet und Kommunikation an ihre Stelle tritt.“

Annelise Butterweck gehört zu denjenigen Deutschen, die sich unentwegt für ein friedliches Nebeneinander zwischen Israelis und Palästinensern einsetzen. Sie wurde 1928 in ein gegen den Hitler-Nazismus widerständiges protestantisches Pfarrhaus geboren, studierte an der Universität zu Köln Religion, Latein und Germanistik, darüber hinaus noch Judaistik. Darin erwarb sie die Facultas für Hebräisch, das sie fließend spricht; auch in Arabisch kann sie sich bestens verständigen. Aus Protest gegen die Einseitigkeit der Kölner Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit hat sie diesem Klübchen den Rücken gekehrt und sich den wesentlich fortschrittlicheren „Frauen in Schwarz“ angeschlossen. Innerhalb der nicht-reaktionären Szene in Israel und Palästina ist sie bekannt „wie ein bunter Hund“. 

Die Berichte der Autorin zeichnen sich nicht nur durch eine minutiöse Beobachtungsgabe aus, sondern sie zeigen auch, dass sie sich auf beiden Seiten der Mauer „heimisch“ fühlt. „Annelise Butterweck besitzt eine enorme Sensibilität für die symbolische Bedeutung der von ihr beobachteten Situationen, und sie wird immer ins Schwarze treffen, wenn sie ihre Erlebnisse beschreibt“, so die Israelin Roni Hammerman in ihrem einfühlsamen Vorwort. Die Liste ihrer israelischen und palästinensischen Freunde/Innen liest sich wie das „Who is Who“ der nahöstlichen Friedensbewegung. 

Der überaus detaillierte Erzählstil gibt ihren Berichten ein persönliches Flair. Es scheint, als gäbe es kaum eine Demonstration gegen die Diskriminierung der Palästinenser, an der die Autorin nicht teilgenommen hat. Ihre Berichte kommen nicht moralisierend daher, was sie umso authentischer machen. Diese Haltung hat ihr den Respekt beider Seiten eingebracht. Davon zeugt auch das Nachwort des palästinensischen Journalisten Hakam Abdel-Hadi, der den „großen Optimismus“ und die „ungebrochene Energie“ der über 80-jährigen bewundernd hervorhebt. Aufgelockert werden die Berichte durch Fotobeilagen der israelischen Art-Aktivistin Lael Kline. 

Das politische Engagement von Annelise Butterweck und ihr Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit im Nahen Osten hebt sich wohltuend von dem Politiker-Gerede von der Staatsraison ab. Der Einsatz der Autorin sollte Vorbildcharakter für die Deutschen haben und sich inspirierend auf die junge Generation auswirken, die sich zunehmend frustriert von diesem endlosen Konflikt abwendet.

Montag, 22. April 2013

"Der Pate des Terrorismus"

Barack Obama und Emir Hamad bin Chalifa
Der sogenannte Arabische Frühling hat nicht nur zum Sturz einiger Autokraten in Tunesien, Ägypten, Jemen oder Libyen geführt, sondern auch die absolutistisch regierten Monarchien auf der Arabischen Halbinsel aus ihrem Märchenschlaf gerissen. Völlig verschont von den Aufständen sind aber bisher die Vereinigten Arabischem Emirate (VAE) und Qatar geblieben.

Donnerstag, 18. April 2013

„SPD-Wald“ und Jüdischer Nationalfonds (JNF)

Als die Kampagne öffentlich wurde, konnte man es kaum glauben: Die „alt-ehrwürdige Tante“ SPD ruft zu einer Spendenaktion zusammen mit dem Jüdischen Nationalfonds (JNF) für einen „Wald der deutschen Länder“ in Israel auf. Mit einer solchen Aktion unterstützt die SPD indirekt die diskriminierende Politik der israelischen Regierung, die sich auch gegen die israelisch-palästinensische Bevölkerung im Negev (Beduinen) richtet. Gegen diese Aktion hagelte es massenweise Protestschreiben. 

Der „Wald der deutschen Länder“ geht auf eine Initiative von Johannes Rau aus den frühen 1990er-Jahren zurück und steht sinnbildlich für die deutsch-israelische Freundschaft. Dieser „Wald der deutschen Länder“ wird nun noch durch einen Annex, den „SPD-Wald“, ergänzt.

Ursprünglich sollte durch die SPD-Kampagne bis zum 65. Jahrestag der Staatsgründung Israels, am 14. Mai, 50 000 Euro gesammelt werden, tatsächlich kamen aber nur 9 281,12 Euro zusammen. Die blaue „Blechbox“ des JNF ist also noch nicht voll. Die zehn Euro können die SPD-Mitglieder noch „steuerbegünstigt“ beim JNF einzahlen, wie es der Werbespot verheißt. Hat dieses magere Ergebnis vielleicht auch etwas damit zu tun, dass der moralische Kompass des einfachen SPD-Mitglieds noch intakter ist als das der Parteielite? Hat die heutige SPD ihre ruhmreiche Tradition, die sich einst u. a. gegen Kolonialismus und Unterdrückung gerichtet hat, vergessen und deshalb gemeinsame Sache mit dem JNF gemacht? Nostalgisch klingt das so: „Wann wir schreiten Seit an Seit …!“ 

Hat die SPD eigentlich einmal gegen die massive illegale Abholzung von palästinensischen Olivenbäumen durch die israelische Besatzungsarmee protestiert? Eine Spendenaktion für die Neuanpflanzung dieser Bäume, die für viele palästinensische Familien die Existenzgrundlage bilden, wäre wesentlich sinnvoller gewesen und hätte „ein Zeichen der Verbundenheit setzen“ können, „das für lange Zeit Bestand haben wird“, wie dies so treffen die SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles und der Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion Christian Lange formuliert haben. 

Der JNF ist weder eine „gemeinnützige“ Organisation noch eine weitere „grüne“ Nichtregierungsorganisation (NGO). Sie wurde 1901 gegründet und bezeichnet sich selbstreferenziell als „Wohltätigkeitsorganisation“. Ihre tatsächliche Funktion und Aufgabe ist jedoch parastaatlich. So fungiert der JNF als Grundbesitzer, erfüllt Regierungsaufgaben und teilt sich die Verantwortung für die Verwaltung des Grundbesitzes in Israel zusammen mit dem Staat. Der JNF versteht sich als „Verwalter des Landes Israel, im Namen ihrer Besitzer – des jüdischen Volkes überall“ (caretaker of the land of Israel, on behalf of its owners – Jewish people everywhere). Weder ist historisch geklärt, wem Palästina oder das „Land Israel“ gehört, noch ob es überhaupt ein „jüdisches Volk“ gibt, wenn man die Bücher des israelischen Historikers Shlomo Sand liest. Erworbenes Land wird nur an Juden weitergegeben. 

Die israelisch-palästinensische Menschenrechtsorganisation Adalah – The Legal Center for Arab Minority Rights in Israel - mit Sitz in Haifa - schreibt in ihrer Publikation „Land controlled by Jewish National Fund for Jews only“ vom 29. Juli 2007: „The JNF, in relation to being an owner of land, is not a public body that works for the benefit of all citizens of the state. The loyalty of the JNF is given to the Jewish people and only to them is the JNF obligated. The JNF, as the owner of the JNF land, does not have a duty to practice equality towards all citizens of the state.” Der JNF arbeitet also nicht für die Gleichberechtigung aller Staatsbürger Israels. Wer hat die SPD-Oberen beraten, als sie sich auf eine solche Kooperation eingelassen haben? Das Geschenk unterstützt die Diskriminierung und Vertreibung der israelischen Palästinenser. Susanne Knaul nannte es in der Printausgabe „der tageszeitung“: „SPD-Wald zementiert Vertreibung“, online heißt die Schlagzeile dagegen "SPD-Wald besetzt Beduinenland". 

Der JNF ist vom Finanzamt für Körperschaften in Düsseldorf als „gemeinnütziger Verein“ anerkannt. Nach Deutschem Recht müssen alle Tätigkeiten eines Vereins, der eine Steuerfreistellung erhält, „gemeinnützig“ sein. Der JNF ist in dem Sinne einzigartig, dass er palästinensisches in israelisches Land umwandelt. Ist die Arbeit des JNF, die nur einer ethnischen Gruppe in Israel dient, im Sinne des deutschen Steuerrechts „gemeinnützig“? Der JNF schafft durchaus viel „Gutes“, wie die israelische Menschenrechtsaktivistin Yeela Raanan ironisch betont: „Er schafft grüne Inseln der Erholung für Israelis, Wander- und Velowege über Berg und Tal. Doch in der Hand unserer Regierung ist er auch ein Instrument, um die Beduinen ihres Landes zu berauben“, wie Marlène Schnieper in ihrem Beitrag für die Tageszeitung „WOZ“ vom 18. April 2013 Raanan zitiert. Besteht spätestens nicht jetzt Handlungsbedarf sowohl seitens der deutschen Finanzbehörden als auch der SPD gegenüber dem JNF? 

Dienstag, 16. April 2013

Zu beiden Seiten der Mauer

Der Polit-Slogan „Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land“ der zionistischen Bewegung ignorierte von Beginn der Kolonisierung Palästinas die Existenz und die Rechte des dort lebenden palästinensischen Volkes. Diese koloniale Eroberung fremden Landes hält bis heute an, hat aber nicht zur völligen Zerstörung der Gesellschaft der autochthonen Bevölkerung wie in den USA oder Australien geführt. In Israel und Palästina fordert dagegen das palästinensische Volk seine nationalen Rechte. Daran konnte auch ein „Friedensprozess“ nichts ändern, der 1993 ausgebrochen ist und sich in einer Art politischer Auf-und-Ab-Bewegung bis heute fortsetzt. Dieser Prozess hat die anhaltende Kolonisierung des im Sechstagekrieg von 1967 eroberten Rest-Palästinas nicht gestoppt, sondern sogar noch beschleunigt. Diese Art des „Friedensprozesses“ hat aber auch dazu geführt, dass die PLO das Stigma einer „Terrorbewegung“ losgeworden ist. Überspitzt könnte man formulieren, dass sich seitdem eine Befreiungsbewegung zum Komplizen einer Kolonialbewegung gemacht habe. Das Ergebnis einer solchen „Liebesheirat“ zeigt sich in Palästina. Dieser Prozess hatte aber auch etwas Gutes: Erstmalig konnten sich Israelis mit Palästinensern frei treffen. 

Im Frühling 1997 traf sich eine Gruppe palästinensischer und israelischer Akademiker, um über Möglichkeiten zu diskutieren, gemeinsam die Geschichte Israels und Palästinas zu studieren und zu erforschen. Die Gruppe gab sich den Namen PALISAD, Palästinensisch-Israelischer Akademischer Dialog, und traf sich im Wechsel einmal im Monat entweder in Ramallah oder in Jerusalem. Das politische Bewusstsein einer auf Antonio Gramsci beruhenden Betrachtungsweise von der „Einheit des historischen Prozesses“ ermöglichte es den Teilnehmern, sich von einer „nationalistischen Dichotomie zu befreien“ und das „Paradigma der Gleichheit“ zurückzuweisen, das im Westen so verhätschelt wird, weil es von einer irreführenden These ausgeht, dass es in Palästina zwei Konfliktparteien gäbe, die die gleiche Verantwortung sowohl für den Ausbruch als auch die Lösung dieses Konfliktes trügen. Dass es sich bei einer solchen Annahme um eine politische Augenwischerei mit dem Ziel handelt, Täter und Opfer eindeutig zu benennen, so steht diese historische Irreführung auf der gleichen Stufe mit der Annahme, dass die Kolonisierten mit dem Kolonisator „gleichberechtigt“ über ihre Befreiung vom kolonialen Joch verhandeln könnten. Das Ergebnis eines wirklichen gleichberechtigten Dialog- und tatsächlichen Friedensprozesses liegt nun auch in Buchform auf Deutsch vor. 

Das Buch enthält Artikel renommierter israelischer und palästinensischer Wissenschaftler, denen eines gemeinsam ist: Sie transzendieren die Vorurteile, die den jeweiligen nationalen Narrativen inhärent sind. Es soll nicht verschwiegen werden, dass auch die meisten der israelischen Wissenschaftler den zionistischen Narrativen mehr als kritisch gegenüberstehen. Zu diesem Kreis gehören: Ilan Pappe, Jamil Hilal, Ehud Adiv, Dan Rabinowitz, Moshe Zuckermann, Salim Tamari, Nur Masalha, Issam Nassar, Rema Hammami, Oren Yiftachel, Musa Budeiri, Lev Grinberg and Uri Davis. 

Avid, Rabinowitz und Zuckermann versuchen, den dominanten zionistischen Narrative zu dekonstruieren. Sie zeigen, wie frühe israelische anthropologische Studien über Palästinenser und ihre Manipulationen in der zionistischen Darstellung der Realität in Israel und Palästina eingebettet sind. Diese „kulturell bedingte“ Sicht und das Festhalten an Teilen der zionistischen Ideologie und Denkweise hatte für die erste Generation der Anthropologen tiefgreifende politische und intellektuelle Auswirkungen, schreibt Rabinowitz. „Es hinderte sie daran, ihre Empathie und ihre Kenntnis der Palästinenser aus erster Hand, ihre Einblicke in die die Härten des täglichen Lebens der Palästinenser und ihr Verständnis für die Belastung, die es bedeutet, Palästinenser in Israel zu sein, dazu zu benutzen, eine brauchbare Kritik der israelischen Soziologie hervorzubringen, ganz zu schweigen von einer Kritik des Zionismus im allgemeinen.“ In seinem kurzen Beitrag „Die Shoah auf dem Prüfstand“ zeigt Zuckermann die politische Instrumentalisierung dieses historischen Ereignisses für politische Zwecke in Israel auf und fordert, dass das Andenken an den Holocaust „von den ideologischen Ketten seiner Instrumentalisierung“ befreit werden müsse. 

Die Lösung des palästinensischen Flüchtlingsproblems harrt bis heute einer Lösung. Im ersten Jahrzehnt nach der Staatsgründung habe Israel nach Nur Masalha mehrere Lösungs- oder Auflösungsvorschläge dazu unterbreitet. So schlug das israelische „Transfer-Komitee“ eine „Ansiedlung im Königreich Irak“ vor; nur 3 000 Palästinenser landeten im Irak. Weitere Pläne bezogen sich auf den Gaza-Streifen, die Ansiedelung im Königreich Libyen oder einer Umsiedelung von Gaza in den Sinai, den Israel zusammen mit Frankreich und Großbritannien 1956 in einem Überfall auf Ägypten erobert hatte. Durch diese politisch unrealistischen Vorschläge wollte Israel „die Flüchtlingsfrage als Kernproblem des arabisch-israelischen Konflikts zu Verschwinden bringen“, schreibt der Autor.

Ilan Pappes Beitrag setzt sich mit den israelischen Ängsten, Israels Opferrolle, seinem Selbstbildnis und dem Image des Anderen auseinander, während Jamil Hilal die Auseinandersetzung mit der palästinensischen Zeitgeschichte beschreibt. Bevor es zu einer Aussöhnung zwischen Palästinensern und Israelis kommen könne, müsse es zu einem innerisraelischen „nationalen Diskurs“ kommen, der einige der israelischen politischen Selbstzuschreibungen korrigieren müsse. Dazu gehören Israels permanent beanspruchte Opferrolle, gleich wie aggressiv sich das Land gegenüber den Palästinensern und seinen Nachbarn verhält, oder seine Sichtweise vom kleinen David, der gegen einen übermächtigen Goliath kämpft. Tatsächlich ist Israel heute ein waffenstarrender Goliath, der einen wehrlosen „David“ unterdrückt und kolonisiert. Versöhnung könne es nach Pappe nur geben, wenn „Israel aufhört, die Palästinenser zu unterdrücken, seine Rolle als Täter anerkennt und die palästinensischen Anderen im nationalen Diskurs akzeptiert.“

Die palästinensische Geschichtsschreibung kann nach Jamil Hilal in zwei Zweige aufgeteilt werden: Der eine ist von „der Kapitulation und der Niederlage“ geprägt, der andere von „Heldentum und Widerstand“. Keines von beiden lässt eine „pluralistische Darstellung der Geschichte“ zu. Nötig sei vielmehr, die palästinensische Geschichte so zu erzählen, indem die verschiedenen Ereignisse mit einbezogen werden, die die diversen , ineinander überschneidenden Beziehungen herausarbeitet und die den unterschiedlichen Zusammenhängen gerecht wird und so aus der Vergangenheit eine neue Bedeutung für die Zukunft gewinnt. Hilal beschreibt die einzelnen Stationen der palästinensischen Nationalbewegung, deren „Herzstück“ immer die Schaffung eines unabhängigen Staates gewesen sei. Sein Fazit: „Heute scheint ein unabhängiges, souveränes Palästina in ebenso weiter Ferne zu liegen wie vor Oslo.“ 

Uri Davis und Ilan Pappe plädieren noch einmal für einen Staat für beide Völker. Dieses Modell für einen Staat Palästina müsse ein freier und souveräner, demokratischer und unabhängiger Staat für alle seine Bürger sein, so Pappe. Davis verweist auf eine Alternative und schreibt, „dass der zukünftige demokratische Staat Palästina oder der zukünftige demokratische Staat Israel oder der zukünftige demokratische föderalistische Staat Palästina und Israel nach der Aufhebung des Gesetzes über das Eigentum Abwesender von 1950 und des israelischen Rückkehrgesetzes von 1950 das palästinensisch-hebräische Volk, das heißt, alle gegenwärtigen Staatsbürger des Staates Israel, die als ´Juden` klassifiziert sind, sowie ihre Nachkommen anerkennen wird, nicht als Kolonialvolk, nicht als Siedler, nicht als Besatzer, sondern als gleichberechtigte Staatsbürger nach dem Gesetz und mit gleichen Rechten wie das palästinensisch-arabische Volk, einschließlich aller gegenwärtigen arabischen Staatsbürger Israels und aller Araber, die gegenwärtig von Israel als ´Abwesende` klassifiziert werden.“ 

Das Buch liefert eine detaillierte Analyse der zentralen Fragen des israelisch-palästinensischen Konflikts. Eine kleine Minderheit von Wissenschaftlern hat ihre Ergebnisse in einem ansprechenden Buch veröffentlicht. Wo aber sind die politischen und gesellschaftlichen Kräfte, die diese fortschrittlichen Ideen in die Praxis umsetzen und sie somit Realität werden lassen? Das Buch kann sehr inspirierend für alle am Nahostkonflikt Interessierten sein, wenn diese das „öffentliche Interesse für die Ein-Staaten-Lösung als einzige Alternative zur Beendigung der Gewalt, die beiden Völkern ein Leben in Frieden ermöglichen kann“, politisch unterstützen.

Mittwoch, 10. April 2013

Henryk M. Broder als „Chefredakteur“ zum Spiegel

Henryk M. Broder hat es seinem „Lieblingsfeind“ Jakob Augstein wieder einmal auf seine zynische Art und Weise heimgezahlt, indem er ihn als Chefredakteur des Magazins „Der Spiegel“ ins Gespräch gebracht hat. Nachdem er mit seiner Antisemitismus-„Expertise“ den politisch ahnungslosen Rabbi Abraham Copper vom Simon-Wiesenthal-Zentrum gefoppt und der Lächerlichkeit preisgegeben hat und gleichzeitig die berechtigte Kritik an Israels brutaler Besatzungspolitik vom Makel des „Antisemitismus“-Vorwurfes freigesprochen hat, versucht er sich nun selber, als „Chefredakteur“ des Spiegels ins Gespräch zu bringen. Aus dem ehemaligen „Sturmgeschütz der Demokratie“ würde ein „Sturmgeschütz des Zionismus“ werden. 

Broder lamentiert, dass „weit und breit niemand in Sicht“ sei, der in die Fußspuren von Paul Sethe, Friedrich Sieburg, Sebastian Haffner, Henri Nannen, Joachim Fest und Rudolf Augstein treten könnte, außer ihm natürlich, versteht sich. Nach dem Abstieg Broders vom „Spiegel“ zur „Welt“ muss jetzt die neue „Aliya“ (Aufstieg) folgen. 

Obgleich er Augstein en passant vom Vorwurf exkulpiert, ein „lupenreiner Antisemit“ gewesen zu sein und man einige seiner Artikel „als antisemitisch interpretieren könnte“, bleibt Augstein für ihn ein Opportunist, der sein Fähnchen nach dem Winde richtet. „Wäre die allgemeine Stimmung proisraelisch, würde auch er sich auf die Seite des Judenstaates schlagen.“

Broders Freunde, die US-Amerikaner, nennen dies neudeutsch „character assassination“, sprich Rufmord. Dazu passt seine folgende Charakterisierung: „Einer Republik, in der führende Sozialdemokraten in Wein baden, während sie dem Volk Wassertreten verordnen, in der Grüne und Schwarze eine Energiewende vorantreiben, deren Kosten sie denjenigen aufbürden, die es sich am wenigsten leisten können, in der die Idee der Gleichheit vor dem Primat der Freiheit rangiert, in der niemand hungern und frieren muss, aber die meisten davon überzeugt sind, dass die Armut ein noch nie da gewesenes Ausmaß erreicht hat, in der Millionäre und Millionenerben Kommentare über die soziale Kälte schreiben, unter der sie leiden wie ausgesetzte Kinder.“ Jetzt wird auch klar, warum er den neonazistischen Kommentar eines selbsthassenden Muslims auf der neokonservativ-rassistischen Website „Achse des Guten“ veröffentlicht hat. 

Wo Broder Recht hat, da hat er Recht: „Diese Republik braucht“ Henryk M. Broder „und er braucht sie. Bevor er beschließt, in die Politik zu gehen, sollte ihm der ´Spiegel` einen Vertrag als Chefredakteur anbieten. Und sei es nur, um Schlimmeres zu verhüten.“

Montag, 8. April 2013

Neokonservativer Nazirassismus auf der „Achse des Guten“

Nein, Broders mehrmalige positive Erwähnung im Manifest des norwegischen Massenmörders Breivik war kein Betriebsunfall. Beide könnte man jetzt doch als Brüder im Geiste bezeichnen. Der eine hantiert mit spitzer und Ressentiment geladener Feder, der andere mit einem Schnellfeuergewehr. Die so genannte Achse des Guten, treffender wäre die Bush-Charakterisierung, „Axis of Evil“, hat einen Text eines „Schriftstellers“ namens Akif Pirincci veröffentlicht, bei dem alle Nazis die Sektkorken knallen lassen werden.  

Was fällt den Verantwortlichen der Achse ein, wenn sie den publizistischen Müll  von Pirincci passieren lassen? Aber dieser migrationsdrapierte neudeutsche Neo-Faschismus passt perfekt ins neokonservativ-rassistische Weltbild. „Die Tat reiht sich ein in eine Serie von immer mehr und in immer kürzeren Abständen erfolgenden Bestialität, die zumeist von jungen Männern moslemischen Glaubens an deutschen Männern begangen werden. (Es befinden sich unter den Opfern nie Frauen. Die werden in der Regel vergewaltigt, was auch banal evolutionär zu erklären ist.“ (sic!) Von wem? Meint dieser „Schriftsteller“ die NSU-Geheimdienst-Connection? Meint er die hinduistischen Banden, die ihre Opfer vergewaltigen und dann aus dem Bus werfen? Oder meint er den täglichen voyeuristischen Sexismus in einigen deutschen Massenmedien? Oder hat er seine Geisteshaltung nur nach außen gekehrt? 

Gott sei Dank, dass wir diesen deutsch-türkischen „Schriftsteller“ haben, der die Deutschen auf die neonazistische Spur bringen will, wenn er schreibt: „Die Zahl der solcherlei Weise ermordeten Deutschen wird von offiziellen Stellen bewusst geheim gehalten, es ist aber wohl nicht übertrieben, wenn man taxiert, dass es sich um die Opferanzahl eines veritablen Bürgerkrieges handelt.“ Denken nicht auch die NPD, die Neue Rechte und andere Neo-Konservative so, die diese Art von Verschwörungstheorien verbreiten oder wie letztere sich zu fein dafür sind? Dies ist die Perversion des neokonservativen Bürgerkriegsszenarios, das Desperados in Palästina, Irak, Afghanistan, Syrien, Libyen bereits umgesetzt haben und später in Iran verwirklichen wollen? Der Autor unterschlägt dabei, dass auch Moslems und Juden Opfer dieses wachsenden Terrors sind. 

Die Achgut-Redaktion hat diesen fäkalhaltigen Text passieren lassen. Dies geschieht nur, wenn man die rassistischen Aussagen billigend in Kauf nimmt. Diese „Axis of Evil“ vertritt einen Neokonservatismus, der elitär-rassistische Züge trägt. Von dort ist es nur ein kleiner Schritt und man ist beim Rassismus des „Schriftstellers“ Pirincci. Als einziges Achsen-Mitglied hat Tobias Kaufmann dagegen völlig zu Recht protestiert. Kaufmann scheint aber trotzdem auf einer anderen Galaxis zu leben, wenn er Broder, Miersch und Maxeiner als die drei  "profiliertesten Journalisten dieses Landes“ bezeichnet. Träfe dies zu, wäre die Veröffentlichung dieses Artikels noch skandalöser als es jetzt schon ist. Aber „Profile“ der besonderen Art haben diese Journalisten durchaus, wie dieser Text zeigt. Dieser Text hätte kongenial die Broder-Texte in seinem Hausblatt ergänzen können. Aber noch ist die Welt-Redaktion nicht auf diesem Niveau angekommen.  

Oder hat das Ganze nicht doch Methode? Reiht sich diese Veröffentlichung nicht ein in eine mediale Kriegsvorbereitung, die von der neokonservativen oder "liberalen" Presse und anderen so genannten „opinion leaders“ in Deutschland in Verbindung mit der New York Times und Washington Post, die maßgeblich bei der Vorbereitung des Irak-Überfalls beteiligt waren, seit Monaten vorbereitet wird? Bei diesem „Great Game“ müssen auch die Fußkranken der Journaille mit von der Partie sein. Wie lange wollen die wenigen seriösen und „anständigen“ Journalisten oder Gast-Autoren für diesen Rassismus auf der so genannten Achse des Guten ihre Reputation verpfänden?