Wenn man als „Ausländer“ über Israel in die Besetzten Palästinensischen Gebiete reisen will, ist man selbst gegenüber Israelis privilegiert. Man darf sich nur nicht durch die israelische Hasbara (Propaganda) ins Bockshorn jagen lassen, dass ein solcher Besuch „gefährlich“ sei. Dies ist er nicht, weil dort Menschen leben und keine von der israelischen Propaganda geschaffene „Monster“. „Unterwegs zu den Menschen“ legt dafür das beste Zeugnis ab. So schreibt die Autorin über ein Treffen von Aktivisten/Innen:
„Kein trennendes Gesetz bildet eine Barriere zwischen uns, Palästinenserinnen, Israelinnen und mir, der Deutschen. Es war, als ob die Besatzung plötzlich nicht mehr existierte, keine Mauer, keine Checkpoints, keine Häuserabrisse, keine Inhaftierungen. Hoffentlich geht das, was hier im Kleinen sichtbar wurde, auch bald im Großen in Erfüllung, so dass die Trennung verschwindet und Kommunikation an ihre Stelle tritt.“
Annelise Butterweck gehört zu denjenigen Deutschen, die sich unentwegt für ein friedliches Nebeneinander zwischen Israelis und Palästinensern einsetzen. Sie wurde 1928 in ein gegen den Hitler-Nazismus widerständiges protestantisches Pfarrhaus geboren, studierte an der Universität zu Köln Religion, Latein und Germanistik, darüber hinaus noch Judaistik. Darin erwarb sie die Facultas für Hebräisch, das sie fließend spricht; auch in Arabisch kann sie sich bestens verständigen. Aus Protest gegen die Einseitigkeit der Kölner Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit hat sie diesem Klübchen den Rücken gekehrt und sich den wesentlich fortschrittlicheren „Frauen in Schwarz“ angeschlossen. Innerhalb der nicht-reaktionären Szene in Israel und Palästina ist sie bekannt „wie ein bunter Hund“.
Die Berichte der Autorin zeichnen sich nicht nur durch eine minutiöse Beobachtungsgabe aus, sondern sie zeigen auch, dass sie sich auf beiden Seiten der Mauer „heimisch“ fühlt. „Annelise Butterweck besitzt eine enorme Sensibilität für die symbolische Bedeutung der von ihr beobachteten Situationen, und sie wird immer ins Schwarze treffen, wenn sie ihre Erlebnisse beschreibt“, so die Israelin Roni Hammerman in ihrem einfühlsamen Vorwort. Die Liste ihrer israelischen und palästinensischen Freunde/Innen liest sich wie das „Who is Who“ der nahöstlichen Friedensbewegung.
Der überaus detaillierte Erzählstil gibt ihren Berichten ein persönliches Flair. Es scheint, als gäbe es kaum eine Demonstration gegen die Diskriminierung der Palästinenser, an der die Autorin nicht teilgenommen hat. Ihre Berichte kommen nicht moralisierend daher, was sie umso authentischer machen. Diese Haltung hat ihr den Respekt beider Seiten eingebracht. Davon zeugt auch das Nachwort des palästinensischen Journalisten Hakam Abdel-Hadi, der den „großen Optimismus“ und die „ungebrochene Energie“ der über 80-jährigen bewundernd hervorhebt. Aufgelockert werden die Berichte durch Fotobeilagen der israelischen Art-Aktivistin Lael Kline.
Das politische Engagement von Annelise Butterweck und ihr Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit im Nahen Osten hebt sich wohltuend von dem Politiker-Gerede von der Staatsraison ab. Der Einsatz der Autorin sollte Vorbildcharakter für die Deutschen haben und sich inspirierend auf die junge Generation auswirken, die sich zunehmend frustriert von diesem endlosen Konflikt abwendet.