Henryk M. Broder hat es seinem „Lieblingsfeind“ Jakob Augstein wieder einmal auf seine zynische Art und Weise heimgezahlt, indem er ihn als Chefredakteur des Magazins „Der Spiegel“ ins Gespräch gebracht hat. Nachdem er mit seiner Antisemitismus-„Expertise“ den politisch ahnungslosen Rabbi Abraham Copper vom Simon-Wiesenthal-Zentrum gefoppt und der Lächerlichkeit preisgegeben hat und gleichzeitig die berechtigte Kritik an Israels brutaler Besatzungspolitik vom Makel des „Antisemitismus“-Vorwurfes freigesprochen hat, versucht er sich nun selber, als „Chefredakteur“ des Spiegels ins Gespräch zu bringen. Aus dem ehemaligen „Sturmgeschütz der Demokratie“ würde ein „Sturmgeschütz des Zionismus“ werden.
Broder lamentiert, dass „weit und breit niemand in Sicht“ sei, der in die Fußspuren von Paul Sethe, Friedrich Sieburg, Sebastian Haffner, Henri Nannen, Joachim Fest und Rudolf Augstein treten könnte, außer ihm natürlich, versteht sich. Nach dem Abstieg Broders vom „Spiegel“ zur „Welt“ muss jetzt die neue „Aliya“ (Aufstieg) folgen.
Obgleich er Augstein en passant vom Vorwurf exkulpiert, ein „lupenreiner Antisemit“ gewesen zu sein und man einige seiner Artikel „als antisemitisch interpretieren könnte“, bleibt Augstein für ihn ein Opportunist, der sein Fähnchen nach dem Winde richtet. „Wäre die allgemeine Stimmung proisraelisch, würde auch er sich auf die Seite des Judenstaates schlagen.“
Broders Freunde, die US-Amerikaner, nennen dies neudeutsch „character assassination“, sprich Rufmord. Dazu passt seine folgende Charakterisierung: „Einer Republik, in der führende Sozialdemokraten in Wein baden, während sie dem Volk Wassertreten verordnen, in der Grüne und Schwarze eine Energiewende vorantreiben, deren Kosten sie denjenigen aufbürden, die es sich am wenigsten leisten können, in der die Idee der Gleichheit vor dem Primat der Freiheit rangiert, in der niemand hungern und frieren muss, aber die meisten davon überzeugt sind, dass die Armut ein noch nie da gewesenes Ausmaß erreicht hat, in der Millionäre und Millionenerben Kommentare über die soziale Kälte schreiben, unter der sie leiden wie ausgesetzte Kinder.“ Jetzt wird auch klar, warum er den neonazistischen Kommentar eines selbsthassenden Muslims auf der neokonservativ-rassistischen Website „Achse des Guten“ veröffentlicht hat.
Wo Broder Recht hat, da hat er Recht: „Diese Republik braucht“ Henryk M. Broder „und er braucht sie. Bevor er beschließt, in die Politik zu gehen, sollte ihm der ´Spiegel` einen Vertrag als Chefredakteur anbieten. Und sei es nur, um Schlimmeres zu verhüten.“