Die arabische Welt ist aus den Fugen geraten, weil entschlossene Bürger sich für Veränderungen eingesetzt haben. Seit 15 Jahren veranstaltet die Quandt-Stiftung den „Trialog der Kulturen“, an dem sie namhafte Experten zu Wort kommen lässt, unter anderen den Direktor des GIGA-Institutes (German Institutes for Global and Area Studies), Henner Fürtig, und den NZZ-Auslandsredaktor Eric Gujer.
Alle Beiträge zeichnen sich durch einen politischen Realismus aus und halten zu einer differenzierten Betrachtung der komplexen Realität dieser Länder an. Die Grundlagen legten die Beiträge von Fürtig und Gujer. Gelinge die Transformation in Tunesien, Ägypten und Libyen, könne man von einer Revolution sprechen, erklärt Fürtig. Scheitere sie, bleibe es bei einer Revolte. Er definierte die neuen Regime als „islamistisch“, deren Vorgänger seien „republikanisch“ gewesen und hätten sich über den antikolonialen Kampf legitimiert.
Gujers geostrategische Überlegungen für den Westen oszillieren zwischen Militäreinsätzen und kluger Nichteinmischung in unkalkulierbare Konflikte. Der Militäreinsatz gegen Libyen sei trotz allen Unkenrufen erfolgreich gewesen. Aufgrund der syrischen Schutzmächte scheide eine Militärintervention dort aus, wichtiger sei die Isolation Irans.
Auch die Beiträge über die Macht der Zivilgesellschaft und der digitalen Medien sind spannend. Die Veränderungen begannen als Protest der Jugend, doch nun dominiert die Farbe des Propheten: Grün. Gleichwohl ist der demokratische Geist aus der Flasche entwichen und lässt sich nicht mehr eingefangen.
Erstveröffentlichung hier.