Montag, 30. Juni 2014

Jean-Claude Juncker: The political Gravedigger of the EU

Representative of Europe's last days!
The EU leaders have chosen the worst of all options and confirmed the alcoholic Jean-Claude Juncker as the next President of the EU Commission. Against massive opposition from Britain’s David Cameron and Viktor Orban from Hungary, Juncker was pushed through against all the odds. For an organization that is close to collapse, an alcoholic and heavy smoker is an optimal choice to lead the EU in the abyss. Not all the EU leaders who have voted for this outdated politician are happy with him, such as the German Chancellor Angela Merkel. Originally, she was against him but yielded to the pressure of the Social Democrats that wanted to save the benefice of their candidate Martin Schulz. 

Not only the European Union but also the European Parliament is an undemocratic institution. The first resembles more the former Soviet Union, and the latter is elected undemocratically because the votes of the electoral votes do not have the same weight. The candidates of the European Parliament are elected according to 28 national electoral laws. Judging by democratic standards, the EU is a farce. Germany receives for its 82 million inhabitants, only 96 deputies, and smallest states such as Malta or Cyprus get six seats. Would the EU have anything to do with democracy, Luxembourg with its 530 000 inhabitants would not get any representative, but the country, which, under the Premiership of Jean-Claude Juncker was a haven for tax dodgers, provides the mighty President of the EU Commission! 

According to the Lisbon Treaty, the President of the EU Commission is chosen by the EU leaders who can take the election result for the European Parliament into account. The European Parliament must confirm their chosen candidate. The Lisbon Treaty does not know such a thing like “front-runners” for the European Election. In the last European election, the fractions of the European Parliament have unilaterally nominated top candidates and derived from the fact that the one, who gets the most votes, should be the next President of the EU Commission. 

The EU leaders, however, have underestimated this power struggle between the EU Parliament and the Council of EU leaders. They should have intervened against the nomination of top candidates immediately. Now, they are stuck with Juncker, who is a politician from the last century and “wrong for Europe”, like Cameron called it. Juncker has no democratic mandate because only 9.7 per cent of the European electorate voted for the centre-right party backing Juncker’s candidacy. He can only be elected with the votes of the socialist fraction which is dominated by Martin Schulz, the so-called other front-runner. By the way; except in Germany and Austria nobody knew these so-called top candidates! 

The last European Election swept a lot of representatives into the European Parliament who are skeptical of the EU. They promote a radical reform of the EU. Juncker, however, symbolizes stagnation and more of the same. That is why; he will be the perfect scapegoat for politicians like Nigel Farage from the right-wing United Kingdom Independence Party (UKIP) and all EU skeptics. With Juncker, “the last days of Europe” have come. Juncker is not only anti-German, he tried to counteract the policy of Chancellor Angela Merkel during the European monetary crisis, but also calls for the introduction of euro bonds and for the pooling of debt, which goes solely at the expense of the German taxpayer. Although Angela Merkel did not support Juncker’s candidacy at the first meeting of the EU leaders after the European election, she succumbed, however, to the pressure of her coalition partner, the Social Democratic Party, and the EU-friendly German media, which created a “shitstorm” because of her indifferent attitude towards Juncker. 

One does not need to be a prophet, but Juncker will have no joy at his job. Cameron has not been humiliated for nothing. That is also why; the Brits should leave the EU. The EU leaders should impose a program upon Juncker’s EU Commission that will be like a political straitjacket for him. Maybe he will just chuck the job after some time. To reform the EU, the EU leaders should have chosen the former president of the Czech Republic, Vaclav Claus, who has preserved a realistic look at the EU. With a democratic deficit and a third of EU skeptical MPs the EU will get into dire straits. On top of all this, the euro crisis is unresolved and may engulf even states like Italy or France in the abyss. In view of the inability to act in the Ukrainian crisis, the future of the EU is more uncertain than ever.

First published herehere and here.

Donnerstag, 12. Juni 2014

Ganz Oben Ganz Unten: Ein politischer Notar rechnet ab

Christian Wulff, Ex-Bundespräsident, arbeitet persönlich seine eigene „Affäre“ auf. Der publizistische Flop seiner „fahnenflüchtigen“ Gattin hätte Warnung genug sein sollen. Mit diesem Buch wolle Wulff einen Beitrag zur politischen Kultur in Deutschland leisten. Herausgekommen ist jedoch das genaue Gegenteil. Deutschland wäre mit einer politischen Kultur à la Christian Wulff arm dran. „Der Rücktritt war falsch – ich wäre heute noch der Richtige im Amt“. Was sagen Joachim Gauck oder Angela Merkel zu dieser Hybris? 

Wie ein Notar listet er penibel seine zahlreichen moralischen und politischen Verfehlungen auf, die eines Bundespräsidenten einfach nicht würdig sind. Sie waren zwar nicht justiziabel, wie man weiß, aber politisch-kulturell inakzeptabel. Die Person des Bundespräsidenten sollte es nicht nötig haben, sich von schillernden Highsociety-Figuren seinen Hotelupgrade oder andere Vergünstigungen sponsern zu lassen. Wie man sieht, scheint Wulff diese politisch-moralischen no-goes auch heute noch nicht begriffen zu haben. Letztendlich waren es die Summe dieser lächerlichen Quisquilien und sein politisch-taktisch falsches Changieren, die Wulff sein Amt als Bundespräsident gekostet haben. Darüber im Nachhinein zu lamentieren, bringt ihm die verlorene „Ehre der Katharina Blum“ nicht mehr zurück. 

Wulff stilisiert sich als Opfer einer Medienkampagne. Er arbeitet mit Unterstellungen, Vermutungen und Verschwörungstheorien, für die er keine Belege liefert. So sei es eine Intrige zwischen Medien und Justiz gewesen, die ihn zu Fall gebracht habe. Regie sei in den einschlägig bekannten Verlagshäusern geführt worden. Auch sein Vorgänger im Amt, Horst Köhler, sei an dieser Macht gescheitert. Über dessen Rücktritt gibt es aber andere glaubwürdigere Versionen, die in der Tat das Potenzial zu einem politischen Skandal hätten. Gauck sei der Liebling einer Handvoll Politiker und Journalisten gewesen. 

Den Unterstellungen und Verschwörungstheorien noch nicht genug, unterstellt er dem damaligen niedersächsischen Justizminister Bernd Busemann, den er als Ministerpräsident Niedersachsens vom Kulturminister zum Justizminister „degradiert“ habe, für seine persönliche Malaise verantwortlich zu sein, ohne dazu auch nur den geringsten Beweis zu liefern. „Dass ausgerechnet das niedersächsische Justizministerium eines Tages von entscheidender Bedeutung für mich persönlich werden würde, konnte ich nicht ahnen.“ „Stuff happens“, wie einst der ehemalige US-Kriegsminister Donald Rumsfeld in seiner zynischen Art zu sagen pflegte.

Christian Wulff und seine exaltierte Gattin haben die Nähe zu den Medien nicht nur gesucht, sondern sich ihnen geradezu aufgedrängt. Wer sich so politisch prostituiert, darf sich nicht wundern, dass er bei der ersten passenden Gelegenheit fallen gelassen wird, wie dies Marianne Faithful in ihrem legendären Song „Falling from Grace“ für ihre Situation ergreifend besungen hat. Wulffs Drohanruf aus dem Ausland auf die Mailbox des Bild-Chefredakteurs Kai Dickmann war eines Bundespräsidenten unwürdig.

Wulff war bei der Präsentation seines Buches medial nicht optimal beraten. Die Unterscheidung zwischen „Qualitätsjournalismus“ und anderen Medien, die sich an die Stelle der Justiz setzen, wird keine Mitleidstränen unter ersten hervorrufen, weil in der „Causa Wulff“ sich alle einige waren: Dieser Bundespräsident war für das höchste Amt im Staate moralisch nicht geeignet. Da er sich selber für das dritthöchste Amt, dass des Bundeskanzlers, für nicht gewachsen gehalten habe, fragt man sich verwundert, wie er sich dann für das höchste Amt als qualifiziert habe halten können. 

Christian Wulff wurde von Bundeskanzlerin Angela Merkel inthronisiert. Dass er in seinem Buch über einen bisher vertraulichen Besuch der Kanzlerin bei dem „Delinquenten“ in seiner Dienstvilla plaudert, dürfte seine Hoffnung auf ein mögliches politisches Recycling endgültig erledigt haben. Die Bundeskanzlerin hat noch niemals das Ausplaudern von Interna goutiert, noch hat sie politische Loser gefördert. 

Niemand interessiert das Selbstmitleid von Gescheiterten, die ihr Scheitern auch noch größtenteils selbst verursacht haben. Übrigens: Mit einer jährlichen politischen „Apanage“ von 200 000 Euro kann man nie „Ganz Unten“ sein. Was sollten da Hartz-IV-Empfänger sagen?

Mittwoch, 4. Juni 2014

Frau Bundeskanzlerin: Dump Jean-Claude Juncker!

Liegt Jean-Claude Junckers Zukunft wirklich in Europa?
Die Wahlen zum Europaparlament sollten eigentlich den politisch Verantwortlichen die Augen geöffnet haben. Erstmalig besteht diese Versammlung zu einem Drittel aus europäischen Realisten. Dieser Machtverschiebung sollte auch seitens der Staats- und Regierungschefs in der Person eines EU-Kommissionspräsidenten Rechnung getragen werden. Dass dafür weder Jean-Claude Juncker noch Martin Schulz in Frage kommen, versteht sich von selbst. Ersterer hat seine politische Karriere bereits hinter sich, letztere wäre der geeignete Kandidat für den EU-Botschafterposten in der Ukraine. 

Ursprünglich hatte die Bundeskanzlerin ihren „Parteifreund“ Juncker bereits beim ersten Treffen der Staats- und Regierungschefs nach der Wahl fallengelassen. Nur aufgrund des massiven Protestes der EU-Lobbyisten und der SPD hat es sich die Kanzlerin noch einmal „überlegt“ und sich wieder hinter Juncker gestellt! Wer glaubt, dass sich an ihrer ersten Entscheidung etwas ändern könnte, verkennt Merkels Machtinstinkt. Hat sie nicht schon schwergewichtige „Parteifreunde“ aus der CDU weiland Alt-Kanzler Helmut Kohl oder den CDU-Vorsitzenden Wolfgang Schäuble abserviert? 

Mit Juncker verbindet Merkel gar nichts. Juncker war es, der die Bundeskanzlerin immer wieder wegen ihrer Euro-Rettungspolitik kritisiert hat und ihr politisch in den Rücken gefallen ist. Auch sollten die Staats- und Regierungschefs, die das alleinige Vorschlagsrecht für den Posten des EU-Kommissionspräsidenten haben, nicht vergessen, dass sie durch die Show von Juncker und Schulz in ihrer Eitelkeit verletzt worden sind, weil die beiden so getan haben, als habe das EU-Volk eine Wahl, über irgendetwas zu entscheiden. Vielleicht dämmert es der EU-Bevölkerung, dass sie zu einer Wahl gerufen worden ist, die eigentlich einem Hütchenspieler-Trick auf einem Kirmes-Rummel ähnlicher war als einer demokratischen Wahl. Die Europawahl 2014 war Demokratie á la EU. Als einer der wenigen hat der Publizist Henryk M. Broder in seinen beiden Publikationen gegen diese Farce mobil gemacht. 

Wenn jetzt die Medien-Claqueure so tun, als würde hier gegen den „Wählerwillen“ eines EU-Wahlvolkes verstoßen, so zeigen sie nur ihre parteiische Rolle in diesem manipulativen Machtspiel. Nur den Staats- und Regierungschefs kommt nach den EU-Verträgen das Recht zu, den Kommissionspräsidenten zu ernennen, der dann vom EU-Parlament abzunicken ist. Ein Wählervotum in Sachen EU-Kommissionspräsident hat es jedenfalls laut EU-Verträgen bei der Europawahl nicht gegeben. Ein solches gab nur virtuell in den Köpfen von Juncker, Schulz und den medialen EU-Ideologen. 

Juncker ist wahrlich kein Freund der Deutschen. Oder wie es Jan Fleischhauer auf Spiegel-Online treffend formuliert vielleicht auch nur so lange, „wie sie für die Schulden ihrer Nachbarn aufkommen, ohne darüber zu laut zu murren“. Dass die Bundeskanzlerin sich überhaupt für solch einen „Spitzenkandidaten“ hatte erwärmen können, scheint nur ihrem unergründlichen Machtkalkül geschuldet zu sein. Man kann politisch einen unbequemen Kandidaten auch dadurch abservieren, dass man ihm seine vermeindliche Unterstützung zusichert, wohl wissend, dass er niemals durchsetzbar sein wird.

Um seiner antideutschen Haltung noch die Krone aufzusetzen, erklärte Junker auf dem Höhepunkt der Euro-Krise zur Haltung der deutschen Regierung: „Das ist Teil des Problems, so zu tun, als ob Deutschland das einzige tugendhafte Land der Welt wäre, als ob Deutschland die Zeche für alle anderen Länder bezahlen müsste. Das ist in hohem Maße beleidigend für die anderen." Vielleicht leitet Juncker seine Befähigung zum EU-Kommissionspräsidenten aus dieser Funktion ab. „Seine eigentliche Leistung besteht darin, 18 Jahre lang Regierungschef eines Landes gewesen zu sein, dessen Geschäftsmodell darauf beruhte, Steuerflüchtigen aus Nachbarländern einen sicheren Hafen zu bieten. Wie man von dem Geld anderer Leute lebt, davon versteht der Mann also etwas.“ Und süffisant fragt Jan Fleischhauer, warum sich gerade die SPD für solch eine fragwürdige Person stark mache? Könnte das etwa etwas mit dem plötzlich entstandenen „Versorgungsfall“ Martin Schulz zu tun haben? 

Juncker gehört zu denjenigen Politikern, die aus der Währungsunion eine Schuldenunion zu Lasten Deutschlands machen wollen. Dass ihn gerade der italienische Regierungschef Matteo Renzi unterstützt, dürfte niemanden verwundern. Wenn sich Kanzlerin Merkel zwischen Juncker und dem britischen Regierungschef David Cameron entscheiden muss, kann Merkels Antwort auf Junckers Ehrgeiz nur „Nein“ lauten. Vaclav Claus, der ehemalige tschechische Präsident, wäre für die augenblicklichen Machtverhältnisse in Europa und seinem „Parlament“ eine realistische Alternative zum Merkel-kritischen Juncker.

Pope Francis in Occupied Palestine

Pope Francis prays at the Wall.
For three days in May, Pope Francis paid a visit to Jordan, Palestine and Israel. In the homeland of Jesus Christ, Christians are a discriminated minority. Every time the Pope goes on a state visit, he wears two hats on his head: First, he is the religious leader of Catholics around the world and secondly, he is head of the Vatican City State. Besides his religious program there is always an official one that is brokered between the two political parties. 

Because Pope Francis wanted to visit Jordan and the Palestinian people, he avoided to land in Tel Aviv. He flew directly by helicopter from Amman to occupied Bethlehem where he said Mass in attendance of the Palestinian political and religious dignitaries. On his way to Jerusalem, he stopped at the “Apartheid Wall” for a short prayer. With his right hand and his forehead he touched the wall. This symbolic gesture is worth a thousand words and made Netanyahu furious. 

Already, the Israeli government was extremely dissatisfied with the papal itinerary and tried to save what could be saved. The Pope had to see Israel’s President Shimon Peres who is considered by most Israelis as an icon of hypocrisy. He is loved by the Israeli voters so much that he has never won an election. Of course, Pope Francis had also meet Prime Minister Benyamin Netanyahu who probably dragged him to the grave of Theodor Herzl. 

How could allow Vatican diplomacy Pope Francis to make such a political Faupax? Not even the heads of state visit Herzl’s grave and lay down a wreath in his honor. “It is not the Tomb of the Unknown Soldier in Paris”, as Uri Avnery rightly mentioned. Herzl is not only considered the spiritus rector of the State of Israel but also of its racist Zionist ideology. By his visit, Pope Francis has not only paid tribute to this racist ideology but has devalued his grand spiritual gesture toward the Palestinians. Was Pope Francis ill advised by his religiously naïve acolytes or was his visit done with intent? That each head of state has to visit Yad Vashem, is needless to say. 

Pope Francis should have skipped his visit to Israel in the first place, which would have been a strong symbolic gesture. According to its teachings, the Catholic Church cannot recognize an occupation regime. The social doctrine of the Catholic Church legitimizes resistance against any occupation and oppression that has been going on for 47 years. Besides religious rhetoric, Pope Francis should have talked about legitimate resistance against Israel’s occupation in Palestine. Why didn’t he say to Netanyahu: “Mister Netanyahu, tear down this wall.”

First published here, here and here

Montag, 2. Juni 2014

Manufactured Crisis

Die Krise um das virtuelle iranisches Nuklearprogramm war von Beginn an fabriziert, und zwar zuerst von neokonservativen Kräften in den USA, die erst später durch die rechtsnationalistische zionistische Regierung unter Benyamin Netanyahu verstärkt worden sind, so die zentrale These des Buches von Gareth Porter, Journalist, Autor und Experte für US-Sicherheitspolitik; promoviert wurde Porter an der Cornell Universität. Die politische Klasse der USA folgte also einer „hidden agenda“, was seit dem Verlust ihres Einflusses nach dem Sturz des Shah-Regimes nicht verwundert. 

Die so genannte „Iranische Bedrohung“ habe es nie gegeben, sie war schlicht und einfach gefälscht und erfunden. Porters Buch dokumentiert dies auf eindrucksvolle Weise. Spätestens mit der Wahl von Präsident Hassan Rohani und dem Abschluss eines Zwischenabkommens zwischen Iran und den fünf Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates plus Deutschlands ist ein Angriff auf Irans Atomanlagen vom Tisch. Dies sehr zum Leidwesen von Netanyahu und seinen Claqueuren im US-Kongress und seinen zionistischen Extremisten und Israelfans in Deutschland. 

Was die zionistische Israellobby unter der Führung von AIPAC (American Israeli Public Affairs Committee) zusammen mit einer großen Anzahl von US-Abgeordneten in beiden Häusern des US-Kongresses jedoch erreicht haben, war Druck auf Präsident Obama auszuüben, damit er völkerrechtswidrige und tödliche Sanktionen verhängt. Parallel dazu wurden iranische Atomwissenschaftler durch Auftragskiller liquidiert; diese Blutspur trage die Handschrift des israelischen Mossad, aber auch, wie Experten vermuten, der US-amerikanischen Geheimdienste. Die NSA war vermutlich verantwortlich für den Stuxnet-Angriff auf die iranischen Atomanlagen. 

Nach Porter haben die USA bis heute noch keinen einzigen Beweis für die Existenz eines iranischen militärischen Nuklearprogramms vorlegen können. Ein so genannter Beweis beruhe auf Dokumenten, die von einem angeblich aus Iran geschmuggelten Laptop stammen sollen. Der Autor arbeitet die Widersprüche zwischen diesen „Dokumenten“ und den nachprüfbaren Fakten heraus und kommt zu dem Schluss, dass diese angeblichen Dokumente eine Fälschung seien. Haben sich vielleicht die USA auf „Dokumente“ verlassen, die ihnen vom israelischen Geheimdienst zur Verfügung gestellt worden sind? Niemand würde sich darüber wundern. 

Die US-amerikanische politische Klasse - und die israelische schon gar nicht - hat jemals die legitimen Rechte des Iran auf friedliche Nutzung der Atomenergie anerkannt. Man unterstellte der iranischen Führung, nach der Bombe zu streben, um Israel von der Landkarte zu tilgen. Dies war jedoch ein Propagandatrick und fand keinerlei Entsprechung in den Verlautbarungen der iranischen Führung. Die iranische Führung hatte immer betont, jede Vereinbarung, welche die Palästinenser mit der israelischen Regierung abschließen würde, anzuerkennen. Wenn es in Iran einen angeblichen Antisemitismus geben würde, warum leben dann immer noch über 30 000 jüdische Iraner in diesem Land? Wahrscheinlich haben die iranischen Juden gehört, dass ihre Glaubensbrüder aus muslimischen Ländern in Israel massiven Diskriminierungen ausgesetzt sind.

In seiner Einführung gesteht der Autor zu, dass „U.S.-Israeli strategy was aimed at using the International Atomic Energy Agency (IAEA) to build a case that Iran’s nuclear program had been merely a cover for a nuclear weapons program. That case would serve as the basis for United Nations Security Council actions that would punish Iran, or even for unilateral US military action against Iran. As a result the IAEA, which had previously been a relatively nonpolitical actor performing technical analysis of nuclear programs, was transformed over the 2003–8 period into an adjunct of the anti-Iran strategy.“ 

Porter beschreibt drei Eskalationsstufen: Die erste Stufe sei durch die iranische Terrororganisation Mujahedeen-e-Khalq (MEK) ausgelöst worden, die 2002 die Existenz der iranischen Anreicherungsanlage in Natanz öffentlich gemacht habe. Erst vor einem Jahr wurde MEK auf Druck der Neokonservativen von der „Terrorliste“ der USA gestrichen. Die zweite Stufe wurde ausgelöst, als die USA von einer „unbekannten“ Quelle gestohlene Dokumente über das virtuelle Nuklearprogramm des Iran zugespielt bekommen haben. 2011 wurde die dritte Phase gestartet, als die USA ihre tödlichen Sanktionen gegen den iranischen Banken- und Rohölsektor erlassen hatten. Diese Sanktionen wurden auf der Grundlage eines Berichts der Internationalen Atomenergie-Organisation in Wien verhängt, der auf israelischen Quellen beruhte, was natürlich in der westlichen Regierungspresse keine Erwähnung fand. 

In Kapitel vier zeigt der Autor, dass unter der Clinton-Administration Israel als Faktor im Kampf gegen Iran erst ins Spiel gebracht worden ist. Folglich haben die nachfolgenden israelischen Regierungen von Yitzhak Rabin bis Benyamin Netanyahu nur die Steilvorlage der USA politisch aufgenommen und in ihrem Sinne instrumentalisiert. Dafür habe Israel aber auch einen politischen Preis zahlen müssen, da Iran seither Israel als militärische Bedrohung empfunden habe, so Porter. In Parenthese sei angemerkt, dass Israel traditionell immer gute Beziehungen zu Iran unterhalten hat, insbesondere unter der Diktatur des Shahs. Aber selbst unter Khomeini hat Israel immer noch das Regime der Mullahs militärisch unterstützt, insbesondere nach dem von den USA und seinen westlichen Vasallen unterstützten Angriff Saddam Husseins auf Iran. 

Bis zum Ende der Präsidentschaft von Mahmud Ahmadinedschad hatten die USA und Israel versucht, Iran zur Kapitulation zu zwingen. Nach der Wahl von Rohani funktioniert dieser Mechanismus nicht mehr. Israel hat sich durch seine Forderung nach noch strengeren Sanktionen, nachdem die Verhandlungen begonnen hatten, völlig isoliert und lächerlich gemacht. US-Präsident Obama nahm den extremistischen Stimmen in den USA den Wind aus den Segeln, als er in seiner „Ansprache an die Nation“ Verhandlungen mit Iran als im nationalen Interesse der USA liegend definiert hatte. Danach verstummte selbst die zionistische Israellobby AIPAC. 

Mit Porters Buch liegt erstmals ein Alternative zur der Mainstream-Propaganda der israelischen und US-amerikanischen Regierung und deren Hilfstruppen in den führenden Medien vor. Für letztere ist dies ein Armutszeugnis, obliegt es ihnen doch, Aufklärung zu betreiben und sich nicht als willfährige Handlanger von Regierungen missbrauchen zu lassen. Nach Lektüre dieses Buches bekommt man den Eindruck, dass das „Problem Iran“ eigentlich ein US-amerikanisches ist. Anders formuliert: Das Hauptproblem für die USA stellt seine Allianz mit Israel und der politischen Klasse in Washington dar.

Gareth Porters exzellent recherchiertes Buch bietet den Lesern und Leserinnen einen klaren Leitfaden, anhand dessen sie sich durch das ausgeklüngelte Netz, bestehend aus Lügen, Täuschungen und falschen Anschuldigungen, hindurch schlängeln müssen, um die wirklichen Feinde des Friedens zu entdecken. Eine mehr als überfälliges und spannendes Buch.

Sonntag, 1. Juni 2014

Das Modell Deutschland und die europäische Krise

Eine solche „Liebeserklärung“ an Deutschland und für eine „deutsche Hegemonie“ in Europa hätte sich kein deutscher Intellektueller jemals gewagt zu schreiben. Die Pressestimmen und die Besprechungen des Buches sind folglich eher verhalten, wenig überschwänglich und sehr rar, weil die Thesen des italienischen Politologen Angelo Bolaffi gegen die politischen Denkbarrieren in Deutschland verstoßen. Da Deutschland seine tragische Vergangenheit verarbeitet habe, sei es verpflichtet, die Verantwortung für die Zukunft Europas zu übernehmen, so eine zentrale These des Autors.

Soll also am „deutschen Wesen“ dieses Mal Europa genesen? Glaubt man den Verlautbarungen der EU-Enthusiasten und deren medialen Verstärkern, soll nun die die deutsche Kanzlerin Angela Merkel Jean-Claude Juncker als EU-Kommissionspräsident auf den Schild heben, nachdem sie ihn noch auf der ersten Sitzung der Staats- und Regierungschefs nach der Europawahl im Regen hat stehen lassen. Nachdem ihr Lavieren zu heftiger Kritik geführt hat, war Juncker plötzlich wieder Merkels Kandidat. Aber bei Merkel weiß man nie, woran man politisch ist.

Gab es da nicht eine Europawahl, bei der angeblich der EU-Kommissionspräsident hätte gewählt werden sollen? Mit der Präsentation von so genannten Spitzenkandidaten, die im EU-Vertrag gar nicht vorgesehen sind, haben die Parteien die Wähler verhohnepiepelt. Jetzt soll aber plötzlich die Kanzlerin entscheiden. Entschied in der ehemaligen Sowjetunion letztendlich nicht auch der Generalsekretär eigenmächtig an allen Gremien vorbei? Was werden wohl die 27 anderen Staats- und Regierungschefs dazu sagen?

Premierminister David Cameron hat schon einmal vorsorglich Merkel und der EU den Fehdehandschuh hingeworfen. Juncker könne nur über die britische Leiche inthronisiert werden, sprich, Cameron droht mit dem Austritt Großbritanniens aus der EU. „Ein Gesicht der Achtzigerjahre kann nicht die Probleme der nächsten fünf Jahre lösen“, so der britische Premierminister. Die politische Zusammensetzung des EU-Parlaments und die katastrophale Lage, in der sich die EU befindet, verlangt nach einem Realisten und keinem Utopisten an seiner Spitze. Der ehemalige tschechische Präsident Vaclav Claus wäre am geeignetsten, um die EU an Haupt und Gliedern zu reformieren.

Die Einführung des Euro war als ein Geniestreich der deutschen politischen Klasse gegen das eigene Land und seine dominante Bundesbank gedacht. Wieder alle ökonomische Vernunft wurden hochentwickelte Industrie- und Schwellenländer in einer Art Schicksalsgemeinschaft zwangsvereinigt. Was als ein Fortschritt an Integration bejubelt worden ist, hat sich als Sprengsatz für die EU entpuppt. Über die Hälfte der Euro-Länder steht vor dem Staatsbankrott und kann nur mit Hilfe der Europäischen Zentralbank (EZB) finanziell am Leben erhalten werden. Zu diesem Zweck kauft die EZB wertlose Staatsanleihen dieser Länder auf, indem es die Euro-Notenpresse anwirft. Darüber hinaus werden marode Banken vor der Pleite gerettet, wohingegen den Bürgern einiger EU-Staaten Sparprogramme oktroyiert werden, die zu Massenarmut führen wie in Griechenland. Für diese Misere wird Deutschland verantwortlich gemacht, was in dem Schlagwort von der „Germanophobie“ seinen Ausdruck findet. Wie es zu dieser „Germanophobie“ gekommen ist, zeichnet der Autor in seinem Buch „Deutsches Herz“ nach. 

Nach Bolaffi sei der Euro die Ursache der Krise in Europa. Er habe nicht Einheit stiftend, sondern eher spaltend gewirkt. Für diese Spaltung macht der germanophile Autor aber nicht Deutschland sondern Frankreich verantwortlich. Dies trifft in der Tat zu. Da die politische Klasse in Deutschland nicht willens ist, klar die nationale Interesse des Landes zu definieren, stimmte man einer Währungsunion zu, obgleich es Mitterand nur darum ging, die Dominanz Frankreichs über Europa zu perpetuieren, indem er seine Zustimmung zur Wiedervereinigung Deutschlands von der Aufgabe der D-Mark abhängig machte. Neben Mitterand war auch Margret Thatcher, die britische Premierministerin, gegen eine Wiedervereinigung. Diese konnte nur zusammen mit der Sowjetunion und den USA durchgesetzt werden. 

Frankreich sei nicht bereit gewesen, Souveränität zu teilen. Folglich wurde eine geopolitisch motivierte Währungsunion nur wirtschaftlich umgesetzt, was sie zum Spielball des internationalen Finanzkapitalismus gemacht habe. Um das Projekt „Europa“ vor dem Kollaps zu retten, fordert Bolaffi die Schaffung einer politischen Union. Zu diesem Zweck, müsse Deutschland die Führung übernehmen. Ein „deutsches Europa“ sei in dem Sinne angesagt, wie „Deutschland europäisch“ geworden sei. Ob die deutsche politische Klasse die dazu nötige „Klugheit“ und „Weisheit“ aufbringt, um diese „Hegemonie“ nutzbringend für Europa auszufüllen, darf bei dem politischen Bewusstsein des Personals bezweifelt werden, das eher provinziell gestrickt ist. 

Die Wahlergebnisse der Europawahl sollten Bolaffi aber eines Besseren belehren. Wer unter diesen Umständen für mehr Europa wirbt und für die Aufnahme der Ukraine, Moldawien und Georgien plädiert, zeigt, wie abgehoben von der Realität die politische Nomenklatura in Brüssel bereits ist. Wie weiland sich die DDR-Nomenklatura zum vierzigsten Geburtstag selbst feierte und beklatschte, wo sich vor ihren Augen das Ende ihres Staates ankündigte, so bar jeder Realität verhalten sich auch die Funktionäre der EU. Eine bessere „Kriegserklärung“ an Russland könnte man nicht abgeben, wie dies der EU-Erweiterungskommissare Stefan Füle getan hat: „Wenn wir Ernst damit machen wollen, die Länder in Osteuropa zu transformieren, dann müssen wir auch ernsthaft das mächtigste Instrument, das wir haben, zur Umgestaltung nutzen: die Erweiterung.“ Kurz vor dem Abgrund kann so nur ein „politischer“ Selbstmörder argumentieren. 

Gott sei Dank gibt es auch besonnenere Stimme wie diejenige von Angelo Bolaffi, der sowohl die Widersprüche der EU seit der Unterzeichnung der Maastrichter Verträge als auch die Verantwortlichen für die Misere für das Desaster benannt hat. Damit die Politiker die politischen Zusammenhänge begreifen und offen darüber diskutieren, seien der deutschen und der europäischen politischen Klasse „Deutsches Herz“ wärmstens empfohlen.

Erschienen hier.