Der „Spiegel“ scheint heil froh gewesen zu sein, dass er seinen „Star“-Journalisten los geworden ist, und die „Welt“ ist überaus glücklich darüber, dass sie ihn "einkaufen" konnte. Auf „Welt“-Niveau war kein besserer zu finden als HMB. So darf er seinem Hobby nachgehen und Andersdenkende versuchen, politisch zur Strecke zu bringen, die er für „Antisemiten“ hält. Dieses Mal hat er sich den Sohn des legendären Spiegel-Gründers, Rudolf Augstein, als Jagdopfer ausgesucht, was nur allgemeines Gelächter oder beredtes Schweigen ausgelöst hat. Es scheint, als könne noch nicht einmal der Zentralrat darüber lachen. Er kennt ja seinen schrägen Pappenheimer.
Jakob Augstein hat nicht nur die intellektuelle Unabhängigkeit, um über die israelischen Verbrechen gegenüber dem palästinensischen Volk oder über die Gefahr der Trivialisierung des Antisemitismus so zu schreiben, wie es eigentlich alle Journalisten in Deutschland tun sollten, sondern er ist darüber hinaus auch finanziell unabhängig, also nicht einzuschüchtern oder gar zu erpressen.
HMB kann also schreinen so laut er will, außer einigen verwirrten Lobbyisten wird ihn niemand zur Kenntnis nehmen. Wie eine Zeitung, die als seriös betrachtet werden will, solch einen degoutanten Artikel veröffentlichen kann, scheint nur mit ihrem vorauseilenden Gehorsam gegenüber Israel und den USA erklärbar zu sein. Sich mit diesem Kommentar intellektuell auseinanderzusetzen, würde bedeuten, Perlen vor die Säue zu werfen.
Diese Pseudodebatte zeigt, wie realitätsblind ein Teil des deutschen publizistischen Establishments ist. Was HMB hier betreibt, ist die Verniedlichung des virulenten Antisemitismus in weiten Kreisen der bundesrepublikanischen Bevölkerung. Betreibt er nicht durch seine maßlos überzogenen Attacken, die völlig aus der Luft gegriffen sind, gegen einfach nur denkende Journalisten das wirkliche Geschäft der Antisemiten? Gibt es in der Chefetage des Springerkonzerns niemanden, der ihm den Persilschein entzieht? Oder ist es vielleicht sogar die Politik dieses Medienkonzerns, einen Kritiker der israelischen Unterdrückungspolitik gegenüber den Palästinensern nach dem anderen als „Antisemiten“ öffentlich an den Pranger zu stellen?
Die bundesrepublikanische Medienklasse sollte einmal über das Faktum nachdenken, warum ein Nicht-Semit (HMB) einen Journalisten, der nur seiner alltägliche Pflicht zur Information der Öffentlichkeit nachgeht, einen ‚“Antisemiten“ nennen darf, nur weil dieser die Regierungspolitik Israels und ihre Verstöße gegen Völker- und Menschenrechte erwähnt oder die Inflationierung des Antisemitismusvorwurfes beklagt? Dieser ganze alltägliche Wahnsinn ist nur möglich, weil die mediale Klasse keine Zivilcourage besitzt. Sie sollte den Journalisten in die Zirkusmanege schicken, in der er all die „Antisemiten“ zu politisch korrekten Neutra dressieren könnte. Wer hier tatsächlich den Antisemitismus fördert, darüber haben sich die Leserinnen und Leser schon lange ein Urteil gebildet.