Dieses voluminöse Werk liefert die erste umfassende Analyse israelischer Außen- und Sicherheitspolitik seit der Staatsgründung. Es verbindet in hervorragender Weise Geschichte, Theorie und Kritik. Der Autor lässt kein gutes Haar an der Politik Israels. Hybris und Ungeschicklichkeit zeichneten das Verhalten der politischen Elite aus, sodass ein wichtiges Motive für dieses Buch darin bestand, die Fehler und die Unzulänglichkeiten der israelischen Militärdoktrin aufzuzeigen, damit diese behoben werden können.
Zeev Maoz war akademischer Direktor des Master-Studienprogrammes für die IDF am National Defense College. Leiter der Graduate School of Government und Policy and the Jaffee Center for Strategic Studies. Zurzeit lehrt er Politische Wissenschaft an der University of California, Davis. Der Autor argumentiert unkonventionell, und er schlachtet fast alle „heiligen Kühe“ israelischer Geschichtsmythologie in Bezug auf die so genannten „Verteidigungskriege“.
Das Buch gliedert sich in fünf Hauptteile, die sich in 14 Kapitel unterteilen, beginnend mit den „Grundlagen“, der „Anwendung von Gewalt“, „Israels Nuklearpolitik“, „Außenpolitik: geheime und offene Diplomatie“ sowie „Gründe und Auswirkungen des Missmanagements der Sicherheits- und Außenpolitik“. Alle Kapitel sind sehr gut geschrieben. Wiederholungen treten des Öfteren auf, sodass durch eine stringentere Argumentation und Lektorierung das Buch etwas handlicher geworden wäre.
Was Maoz zu den Kriegen Israels schreibt, hat nichts mit der Selbststilisierung Israels als „Opfer“ einer arabischen Aggression zu tun. Im Gegenteil: Nach Ansicht des Autors waren Israels Kriege bewusst herbeigeführte „Aggressionskriege“ (the result of deliberate Israeli aggression). Eine Ausnahme bildet der „Unabhängigkeitskrieg“ von 1948. „None of the wars – with the possible exception of the 1948 War of Independence – was what Israel refers to as Milhemet Ein Brerah (´war of necessity`). They were all wars of choice or wars of folly. Israel´s limited use of force strategy emphasized escalation dominance and excessive force.” Dagegen behauptet Motti Golani, dass selbst der “Unabhängigkeitskrieg” ein “war of choice” war (Wars don`t just happen; nur hebräisch). Er behauptet weiter, dass die israelische Generalität in der Vergangenheit der politischen Elite Bedingungen diktierte und damit eine friedliche Lösung des Nahostkonfliktes des Öfteren verhindert habe. Zusammen mit Maoz beschreibt er den Druck, den die Generäle auf Ministerpräsident Levi Eshkol ausgeübt haben, damit er seine Zustimmung zum Krieg von 1967 geben sollte. Nach Maoz wurde dieser Druck bereits in den anderen Kriegen Israels von 1948, 1956, 1972, 1982, 2006 ausgeübt.
Unter einigen deutschen und österreichischen Wissenschaftlern scheint sich diese Selbstverständlichkeit von Israels „Präventiv- und Angriffskriegen“ noch nicht herumgesprochen zu haben, oder sie befinden sich nicht auf der Höhe der aktuellen Debatte, was nicht überrascht, denn sie verbreiten immer noch den zionistischen Mythos von den israelischen „Selbstverteidigungskriegen“. Sie wollen den „military adventurism“ der politischen Elite nicht wahr haben.
Das Militär hält sich nach Ansicht des Autors also einen Staat, ein „modernes Sparta“, man könnte ergänzen mit Atomraketen. Solange dieses militärische Entscheidungsmonopol nicht gebrochen werde, erscheint Israel nicht „friedensfähig“. Es ermangele dem Land an einer „Friedensdiplomatie“. Die politische Elite muss versuchen, die Kontrolle über das „Sicherheitsestablishment“ zu erlangen, da es sonst um den Frieden nicht gut bestellt sei. „The ascendancy of Israel's security establishment over its foreign policy apparatus led to unnecessary wars and missed opportunites for peace.” Eine Reform dieser Struktur scheint überfällig zu sein. Aber wer soll sie wegen der engen Durchdringung beider Bereiche durchführen?
Maoz stellt resigniert fest, dass nicht nur die politische Elite des Landes, sondern auch die Medien, die wissenschaftliche Elite und die Bevölkerung über wenig Selbstkritik verfügen. „This lack of self-inspection applied not only to politicians and bureaucrats but also to a significant portion of the scholarly community in Israel, the Israeli media, and – of course – public opinion.” Der Autor legt offen, wie gezielt das israelische Militär durch seine Politik der „gezielten Tötungen“ immer wieder zur Eskalation des Konfliktes beigetragen habe, obwohl z. B. Hamas bereits 1997 einen dreißigjährigen Waffenstillstand angeboten hatte, den König Hussein von Jordanien den Israelis überbrachte. „Israel´s principal tactic intended to ignite escalation during the intifada was the policy of targeted assassinations.“
Maoz´ Analyse kann nicht einfach als “antisemitisch” oder durch sonst eine schräge Beschuldigung wie “selbsthassender Jude” abgetan werden, denn er ist ein Mann des Establishments. Darüber hinaus hat er in drei Kriegen gekämpft. Er war kurzeitig Berater von Yitzhak Rabin, und er hat das Buch aus Frustration über die Uneinsichtigkeit des Sicherheitsestablishments geschrieben, das keine Lehren aus ihren Fehlern ziehen will. Seine profunden Kenntnisse über die Wirklichkeit israelischer Politik so wie sie ist und nicht wie sie in den USA und Westeuropa imaginiert wird, machen dieses Buch zu einem eye-opener. Maoz entzaubert nicht nur die politische Elite des Landes, sondern auch deren Politik als wenig „friedensförderlich“. Ein unbedingtes Muss für jeden, der sachgerecht über den Nahostkonflikt mitreden will.
Zeev Maoz war akademischer Direktor des Master-Studienprogrammes für die IDF am National Defense College. Leiter der Graduate School of Government und Policy and the Jaffee Center for Strategic Studies. Zurzeit lehrt er Politische Wissenschaft an der University of California, Davis. Der Autor argumentiert unkonventionell, und er schlachtet fast alle „heiligen Kühe“ israelischer Geschichtsmythologie in Bezug auf die so genannten „Verteidigungskriege“.
Das Buch gliedert sich in fünf Hauptteile, die sich in 14 Kapitel unterteilen, beginnend mit den „Grundlagen“, der „Anwendung von Gewalt“, „Israels Nuklearpolitik“, „Außenpolitik: geheime und offene Diplomatie“ sowie „Gründe und Auswirkungen des Missmanagements der Sicherheits- und Außenpolitik“. Alle Kapitel sind sehr gut geschrieben. Wiederholungen treten des Öfteren auf, sodass durch eine stringentere Argumentation und Lektorierung das Buch etwas handlicher geworden wäre.
Was Maoz zu den Kriegen Israels schreibt, hat nichts mit der Selbststilisierung Israels als „Opfer“ einer arabischen Aggression zu tun. Im Gegenteil: Nach Ansicht des Autors waren Israels Kriege bewusst herbeigeführte „Aggressionskriege“ (the result of deliberate Israeli aggression). Eine Ausnahme bildet der „Unabhängigkeitskrieg“ von 1948. „None of the wars – with the possible exception of the 1948 War of Independence – was what Israel refers to as Milhemet Ein Brerah (´war of necessity`). They were all wars of choice or wars of folly. Israel´s limited use of force strategy emphasized escalation dominance and excessive force.” Dagegen behauptet Motti Golani, dass selbst der “Unabhängigkeitskrieg” ein “war of choice” war (Wars don`t just happen; nur hebräisch). Er behauptet weiter, dass die israelische Generalität in der Vergangenheit der politischen Elite Bedingungen diktierte und damit eine friedliche Lösung des Nahostkonfliktes des Öfteren verhindert habe. Zusammen mit Maoz beschreibt er den Druck, den die Generäle auf Ministerpräsident Levi Eshkol ausgeübt haben, damit er seine Zustimmung zum Krieg von 1967 geben sollte. Nach Maoz wurde dieser Druck bereits in den anderen Kriegen Israels von 1948, 1956, 1972, 1982, 2006 ausgeübt.
Unter einigen deutschen und österreichischen Wissenschaftlern scheint sich diese Selbstverständlichkeit von Israels „Präventiv- und Angriffskriegen“ noch nicht herumgesprochen zu haben, oder sie befinden sich nicht auf der Höhe der aktuellen Debatte, was nicht überrascht, denn sie verbreiten immer noch den zionistischen Mythos von den israelischen „Selbstverteidigungskriegen“. Sie wollen den „military adventurism“ der politischen Elite nicht wahr haben.
Das Militär hält sich nach Ansicht des Autors also einen Staat, ein „modernes Sparta“, man könnte ergänzen mit Atomraketen. Solange dieses militärische Entscheidungsmonopol nicht gebrochen werde, erscheint Israel nicht „friedensfähig“. Es ermangele dem Land an einer „Friedensdiplomatie“. Die politische Elite muss versuchen, die Kontrolle über das „Sicherheitsestablishment“ zu erlangen, da es sonst um den Frieden nicht gut bestellt sei. „The ascendancy of Israel's security establishment over its foreign policy apparatus led to unnecessary wars and missed opportunites for peace.” Eine Reform dieser Struktur scheint überfällig zu sein. Aber wer soll sie wegen der engen Durchdringung beider Bereiche durchführen?
Maoz stellt resigniert fest, dass nicht nur die politische Elite des Landes, sondern auch die Medien, die wissenschaftliche Elite und die Bevölkerung über wenig Selbstkritik verfügen. „This lack of self-inspection applied not only to politicians and bureaucrats but also to a significant portion of the scholarly community in Israel, the Israeli media, and – of course – public opinion.” Der Autor legt offen, wie gezielt das israelische Militär durch seine Politik der „gezielten Tötungen“ immer wieder zur Eskalation des Konfliktes beigetragen habe, obwohl z. B. Hamas bereits 1997 einen dreißigjährigen Waffenstillstand angeboten hatte, den König Hussein von Jordanien den Israelis überbrachte. „Israel´s principal tactic intended to ignite escalation during the intifada was the policy of targeted assassinations.“
Maoz´ Analyse kann nicht einfach als “antisemitisch” oder durch sonst eine schräge Beschuldigung wie “selbsthassender Jude” abgetan werden, denn er ist ein Mann des Establishments. Darüber hinaus hat er in drei Kriegen gekämpft. Er war kurzeitig Berater von Yitzhak Rabin, und er hat das Buch aus Frustration über die Uneinsichtigkeit des Sicherheitsestablishments geschrieben, das keine Lehren aus ihren Fehlern ziehen will. Seine profunden Kenntnisse über die Wirklichkeit israelischer Politik so wie sie ist und nicht wie sie in den USA und Westeuropa imaginiert wird, machen dieses Buch zu einem eye-opener. Maoz entzaubert nicht nur die politische Elite des Landes, sondern auch deren Politik als wenig „friedensförderlich“. Ein unbedingtes Muss für jeden, der sachgerecht über den Nahostkonflikt mitreden will.