Die Geschichte der USA ist eine Geschichte von unendlichen Kriegen. Es gibt keine anderes Land der Welt, das sich fast permanent im Krieg mit anderen Ländern befindet und nach Hegemonie strebt als die Vereinigten Staaten von Amerika. Am Beispiel der USA lässt sich zeigen, dass Demokratien, und hier die US-Demokratie, zu den kriegslüsternsten Staatsformen gehören. Der "democratic way of war" ist der "American way of war." Oder anders gewendet: "Krieg ist der American Way of Life", wie es Paul T. Atwood in seinem Buch "War and Empire" genannt hat. Die politische Floskel des US-Präsidenten Woodrow Wilson, dass "The world must be made safe for democracy", wurde auch immer als eine missionarische Aufforderung nach geopolitischer Hegemonie verstanden, obgleich die USA bis zum Eintritt in den Ersten Weltkrieg mit Eroberungen im pazifischen Raum beschäftigt waren.
Es ist verdienstvoll, dass erstmals eine Übersicht über die unzähligen Kriege der USA auf Deutsch vorliegt. Der Krieg gehört zu den USA wie der Apple Pie. Demzufolge sind Krieg und Demokratie keine kontradiktorischen Gegensätze, sondern ergänzen sich kongenial. Im Falle der USA sind sie zwei Seiten einer Medaille.
Alexander Emmerich und Philipp Gassert geben einen chronologischen Überblick über Amerikas wichtigste Kriege. Dabei werden zahlreiche historische Parallelen und politisch-religiöse Rechtfertigungen zu Tage gefördert, die zeigen, dass es den USA scheinbar immer um die Verfolgung von Freiheit, Demokratie, Menschenrechten und dem "pursuit of happiness" geht. Gemäß der offiziellen Propaganda sind die USA "friedliebend", tatsächlich sind sie "süchtig nach permanentem Krieg und Gewalt", wie dies der Journalist Stephen Lendman formuliert hat. Dabei fallen die eigentlichen Kriegsziele wie geopolitische Expansion und ökonomische Interessen und Dominanz unter den Tisch. Die Autoren zeigen auch, dass über die Frage von Krieg und Frieden heftig gestritten worden ist, und die US-Demokratie immer auch zu radikalen Kurskorrekturen in der Lage war, was für autoritäre Regime nicht zutrifft, die auch weniger aggressiv sind.
Als kriegswillige Nation bedurften die USA auch immer eines Feindbildes, das je nach Lage sowie historischen und zeitlichen Umständen wechselte. Nach dem Verschwinden des Kommunismus bedurften die USA und ihre Nato-Verbündeten schnellstens eines neuen Feindbildes, um ihren militärisch-industriellen Komplex am Laufen zu halten. Mit den bisher nicht aufgeklärten Anschlägen vom 11. September 2001 avancierte der Islam zum Feind Nummer Eins. Da dieser "Feind" den USA bisher keine geopolitischen Vorteile gebracht hat, basteln die Pentagon- und Think-Tank-Strategen an einem neuen Feindbild: Putins Russland und China.
Das Buch ist für einen politisch-interessierten Leserkreis geschrieben, was sein Duktus, der fehlende Anmerkungsapparat und das magere und überholte Literaturverzeichnis nahelegt. Dies ist jedoch nicht von Nachteil, weil die Ausführungen nicht nur Schönfärbereien der US-Aggressionen darstellen, sondern auch die Stimmen der kritischen Opposition gegen das weltpolitische Abenteurertum im Inneren zu Wort kommen lassen. So entsteht für deutsche Verhältnisse eine differenzierte Darstellung der Geschichte der USA, die jedoch für die jüngste historische Epoche immer seichter und journalistischer wird. Wer sich über die permanente Kriegswilligkeit der westlichen Führungsmacht informieren will, ist mit dem Buch bestens bedient.