Die autobiographischen Notizen der deutsch-israelischen Menschrechtsanwältin Felicia Langer sind nicht „mit letzter Tinte“ geschrieben. Kämpferisch - wie eh und je - tritt sie für die Rechte der unter dem Wahnsinn und der Brutalität der 45-jährigen israelischen Besatzungsherrschaft leidenden Menschen ein. Kein anderes Erlebnis kann den dauerhaften Einsatz für die palästinensische Sache besser ausdrücken als ihr Schwur, den sie abgelegt hatte, als sie zum ersten Mal 1967 die zerstörten palästinensischen Dörfer in der Gegend von Latrun gesehen hat: „Damals schwor ich mir, die Rechte der Palästinenser bedingungslos zu verteidigen.“ Und dort habe sie erstmalig verstanden, was es bedeute „Kein Stein bleibt auf dem anderen.“ Folglich ist alles, was sie sagt und tut, authentisch. Sie hat die israelische Okkupation nicht nur hautnah miterlebt und sich als erste israelische Anwältin für deren Opfer eingesetzt, sondern auch persönlich durch litten. Ihre konsequente Schlussfolgerung: „Persönliche Empörung hat mein Handeln jahrzehntelang bestimmt.“
Ihr Engagement steht mit vielen anderen israelischen Friedensaktivisten/innen für das „andere“ Israel. Dafür wurde sie nicht nur in Israel verleumdet, sondern noch übler in ihrer neuen Heimat Deutschland, deren Staatbürgerin sie geworden ist. Es gibt jenseits dieser Hetzer und Verleumder aber auch das „gute“ Deutschland, das sie mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse für ihre Verdienste und unermüdlichen Einsatz für die Menschenrechte des geknechteten palästinensischen Volkes ausgezeichnet hat.
Neben dieser Ehrung hat Frau Langer weitere zahlreiche internationale Auszeichnungen erhalten wie zum Beispiel den Alternativen Nobelpreis, auf den sie besonders stolz ist, weil dieser Preis solche Personen auszeichnet, die sich tatsächlich für den Frieden und die Erhaltung der Lebensgrundlagen der Menschen einsetzen. Oder kann man sich Felicia Langer zwischen solchen Friedensnobelpreisträgern wie Menachem Begin, Yasser Arafat, Yitzhak Rabin, Shimon Peres, Henry Kissinger oder Barack Hussein Obama vorstellen, die mit der Verleihung auch implizit für ihre kriegerischen- und terroristischen „Leistungen“ ausgezeichnet worden sind? Als „Botschafterin für das andere Israel“ fehlt nur noch der Israel-Preis.
In zwölf kurzen Kapiteln werden nicht nur persönliche Ereignisse wie die „Diamantene Hochzeit“, nationale und internationale Ehrungen, sondern auch ihre Anfeindungen durch Vertreter der „Israellobby“ und ihre politischen Interventionen wie im Falle des israelischen Massakers im Gaza-Streifen um die Jahreswende 2008/09 und ihre Enttäuschung über die Widerrufung des so genannten Goldstone-Berichts durch seinen Namensgeber beschrieben. In einem Brief an den südafrikanischen Richter schrieb Felicia Langer: „Die Wahrheit ist hartnäckig, Richter Goldstone, und ihre Verfechter unermüdlich. Vergessen Sie das nicht.“ Die Wertschätzung, die ihr seitens des palästinensischen Volkes entgegengebracht wird, drückte die Ordensverleihung durch Präsident Mahmoud Abbas in Berlin aus.
Unermüdlich ist ihr Einsatz für die Erhaltung des Friedens, deshalb gehörte sie auch zu den wenigen Mutigen in Deutschland, die das Gedicht „Was gesagt werden muss“ von Günter Grass verteidigt haben. Ihre „persönliche Empörung“ kommt auch in ihrem Engagement gegen einen israelischen Überfall auf die Atomanlagen Irans zum Ausdruck: „Benjamin Netanyahu, der Kriegstreiber, instrumentalisiert in den USA den Holocaust, um für den Angriffskrieg gegen Iran zu werben. Er missbraucht dazu unsere Toten! Ich empfinde das als Beleidigung und als tiefe Kränkung (…) Hände weg von den Toten des Holocaust, Opfer des Faschismus! Sie schänden ihr Andenken!“
Felicia Langer hat bei ihrem Einsatz für die Palästinenser immer versucht, ihnen die „Pforte zur Hölle“ zu versperren und die „Pforte des Lebens“ zu öffnen. Eine bessere Botschafterin könnte sich der Staat Israel eigentlich nicht wünschen!