Jedem Tierchen sein Pläsierchen. |
Es gibt Ewiggestrige und solche, die so tun, als ob sie es nicht seien, aber tatsächlich durchgeknallt sind. "Ein Pegida-Mann posiert als Hitler, und alle reden von einer Schande für Deutschland. Dabei täte es den Deutschen gut, ab und zu den Führer zu veralbern. Denn Ironie ist eine Form der Aufarbeitung", so leitet die Tageszeitung "Die Welt" den Artikel ihres Autors Henryk M. Broder ein.
Die beste Verhonepiepelung des Massenmörders ist jedoch Charlie Chaplin gelungen. Alle anderen können nur dilettieren. Durch die unprofessionelle Nachäffung hat der "führende Kopf" der Pegida-Bewegung nicht nur seine politische Unterbelichtung offenbart, sondern dieser Bewegung vermutlich auch den Todesstoß versetzt. Für diese politische Steilvorlage sollte ihm die politische und mediale Klasse dankbar sein.
Die publizistische Verleumdung wie "Den Adolf machen" fällt laut Urteil der Zivilkammer des Frankfurter Landgerichts unter "Meinungsfreiheit". Als vor urdenklichen Zeiten ein angetrunkener Musiker eine Barrechnung in Israel mit "Heil Hitler" unterschrieb, brach "in Deutschland (...) der Aufstand der Anständigen aus", wie Broder es formuliert. Alle seien sich einig gewesen , "der Musiker sei ´eine Schande für Deutschland`". Damals habe es "noch keine Pegida und keine Legida" gegeben, aber bereits "eine Antifa, die umso heftiger gegen Adolf Hitler und die Seinen kämpfte, je länger das Dritte Reich tot war. Der Mann verlor seinen Job, seine bürgerliche Existenz und ward nie mehr gesehen oder gehört." So wird es vermutlich auch Bachmann ergehen. Könnte er sich noch retten, wenn er sich auf Broder beriefe?
Liest man Broders Artikel, so scheint es, als habe er einen Faible für die Anliegen von Pegida. Hat nicht der Justizminister Heiko Maas die Bewegung als "Schande für Deutschland" bezeichnet? "Und schon ist wieder von einer Schande für Deutschland die Rede, die Aufrechten treten zum letzten Gefecht gegen die Rechten an", so Deutschlands bekanntester Polemiker gegen den Islam. Davon zeugt nicht nur sein anti-islamisches Pamphlet "Hurra, wir kapitulieren. Von der Lust am Einknicken", sondern auch die Tatsache, dass sich der norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik in seinem über 1.000 Seiten starken Pamphlet mehrere Male auf Broders antiislamisches Geschreibsel berufen hat. Broders "Hurra, wir kapitulieren!" wurde doch tatsächlich mit Steuergeldern als ein "Beitrag" zur Bildung unters Volk gestreut.
Nach Broder scheinen die Deutschen auch "im Jahre 70 n. A..sich selbst nicht über den Weg" zu trauen. Jetzt habe es Lutz Bachmann "erwischt". "Solche periodischen Anfälle von Hysterie kann man nur damit erklären, dass Hitler den Deutschen peinlich ist." Obgleich Adolf eine Reizfigur bleibe, an der sich die Deutschen "lustvoll und nachhaltig" abarbeiteten, so fänden deutsche Politiker nichts dabei, in den Iran zu reisen, um dort mit Politikern zu reden, "die sich nichts sehnlicher wünschen, als das 'zionistische Gebilde' auf dem Müllhaufen der Geschichte zu sehen". In Deutschland fänden Demos statt, auf denen Parolen wie "Hamas, Hamas, Juden ins Gas" und "Tod Israel" gerufen würden, stellt Broder fest.
Insinuiert er durch diese schrägen Vergleiche nicht, dass man sich in Deutschland einerseits über Pegida und einen Nobody aus Dresden erregt, aber über die wirklichen heimlichen Sehnsüchte der Deutschen mit Nonchalance hinweggeht? Wird die islamophobe Karte von Broder und den Pegida-Leute nicht auch gespielt, um die permanente Kriegspropanda des Westens gegen die islamische Welt fest im Bewusstsein der Menschen in Deutschland und Europa festzusetzen? Durch die Dauerpräsentation von islamfeindlichen Karikaturen setzt man die Bevölkerung bewusst einer "islamischen Gefahr" aus, um der politischen Klasse einen Vorwand zu liefern, auch Deutschland und Europa in einen Überwachungs- und Polizeistaat à la USA zu verwandeln, um den Krieg gegen die Islamisten und auch möglicherweise gegen den Iran weiterführen zu können?
Broder hat in seinem Hausblatt, "Die Welt", folgende Strategie empfohlen: Deutsche sollten sich massenweise ein "Hitlerbärtchen" ankleben und "einen Seitenscheitel" ziehen und sich ein Schild mit der Aufschrift um den Hals hängen "Wir sind Adolf".
Unterdessen verlassen weitere Journalisten das sinkende Schiff namens "Achse des Guten". Michael Miersch hat mit Aplomb seine Mitarbeit aufgekündigt, immerhin einer von drei Gründungsmitgliedern. "Auf der Achse hat sich eine Stimmung breit gemacht, der (die sic!) kaum noch etwas gemein hat mit der ursprünglich liberalen, weltoffenen und aufgeklärten Haltung dieses Autorenblogs." Die differenzierte Betrachtung sei einem kruden "Freund-Feind-Denken" gewichen, oftmals drapiert als "Verteidigung der Meinungsfreiheit".
Miersch ist nicht der erste und hoffentlich nicht der letzte, dem die intolerante und agitatorische Art dieser neokonservativen und rechten Schreiberlinge auf die Nerven geht. Vor ihm haben schon der Zukunftsforscher Matthias Horx und die Journalisten Alan Posener und Tobias Kaufmann diesem Blog Adieu gesagt. Zuletzt war es Kaufmann, der massiven Widerspruch gegen einen unterirdischen Artikel eines hyperventilierenden Vorzeige Deutsch-Türken namens Akif Pirincci erhoben hatte. Kaufmann schreibt: "Er argumentiert wie die Nazis, also muss er auch damit leben, dass sie ihm zustimmen. Ich bin über diesen Text empört und erschreckt." Kaufmann wolle mit diesem Text " nicht gemein gemacht werden, nicht einmal im Ansatz, unter keinen Umständen". Das Princci-Buch "Deutschland von Sinnen" zeigt, wie von Sinnen der Autor ist. War er nicht auf der "Achse" unter seines Gleichen?
Die Schrägheit scheint zum Markenzeichen der "Achse" zu gehören, wenn man sich die Erklärung an die "lieben Leser" zu Gemüte führt. Mierschs Abschied wird zwar von der Redaktion "bedauert", aber er bleibt dem publizistischen Obskuranten-Stadel weiter als "Gesellschafter und Miteigentümer" erhalten. Den "treuen Lesern" wird versichert, dass so weitergemacht wird wie bisher. Und jetzt kommt der Gipfel der publizistischen Heuchelei: Die Achse des Guten biete Raum für "unabhängiges Denken". Ihre Autoren/innen "lieben die Freiheit und schätzen die Werte der Aufklärung"(!), und sie versuchten, "populären Mythen auf den Grund zu gehen, und sind skeptisch gegenüber Ideologien". Wohl bekomms!