Die Lage der Menschenrechte in den Ländern des Nahen und Mittleren Ostens ist überall prekär. Dies machen immer wieder die Berichte von Menschrechtsorganisationen deutlich. Soeben hat die US-amerikanische Menschrechtsorganisation „Human Rights Watch“ (HRW) einen Bericht über 27 „Folterzentren“ in Syrien veröffentlicht, die über das gesamte Land verstreut sind. Sie werden von den zahlreichen berühmt-berüchtigten Geheimdiensten betrieben, besser bekannt unter der arabischen Bezeichnung „mukhabarat“. Zu den vier wichtigsten zählen: das „Department of Military Intelligence“; das „Political Security Directorate“; das „General Intelligence Directorate“ und das „Air Force Intelligence Directorate“. Neben Damaskus unterhalten die Geheimdienste Filialen in allen größeren Orten.
Der Bericht basiert auf über 200 Interviews, die HRW seit Ausbruch des Widerstandes gegen die Regierung von Baschar al-Assad im März 2011 mit ehemaligen Folteropfern geführt hat. Die staatlich praktizierte Misshandlung von Regimegegnern stellt nach HRW „ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ dar. Die Gefangenen würden mit Stöcken und Kabeln geschlagen, mit Säure übergossen, sexuell belästigt, Exekutionen vorgetäuscht, und ihre Fingernägel würden ihnen herausgerissen. HRW identifizierte 20 Foltermethoden. Tausende von Syrern befänden sich in den Händen der allmächtigen Geheimdienste. HRW appelliert an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, diese Angelegenheit vor den Internationalen Strafgerichtshof (ICC) zu bringen.
Mit folgenden Worten beschrieb ein Gefangener sein „Behandlung“: „Sie zwangen mich, dass ich mich entkleide. Dann quetschten sie meine Finger mit einer Zange. Sie steckten Heftklammern in meine Finger, Brust und Ohren. Ich durfte sie nur herausnehmen, wenn ich sprach. Die Klammern in den Ohren waren die schmerzhaftesten. Sie benutzten zwei Drähte, die an einer Autobatterie angeschlossen waren, um mir Elektroschocks zu verpassen.“ Diese seien auch im Genitalbereich angewendet worden.
Der Bericht zeigt, in welchen Orten sich die Folterzentren befinden. Ebenso werden Abbildungen von Zellen gezeigt, die vier mal fünf Meter betragen, und in denen bis zu 290 Häftlinge untergebracht sind. Graphische Darstellungen von Folterszenen und eine Aufstellungen über die einzelnen Zentren sowie die dafür verantwortlichen Geheimdienste und deren Kommandeure runden den Bericht ab.
Dass die Verantwortlichen für diese Folterungen zur Rechenschaft gezogen werden müssen, ist eine Selbstverständlichkeit. Diese Forderungen betreffen nicht nur Syrien, sondern auch die Länder Irak, Afghanistan, Bahrein, Saudi-Arabien, Israel und Palästina, Libyen, Jemen und auch die USA. Die Menschenrechte gelten universell und sollten nicht durch ein Freund-Feind-Denken relativiert werden.