Fast eine Minute dauerte der Protest-Auftritt der feministischen Punkband „Pussy Riot“ gegen die unheilige Allianz zwischen „Thron und Altar“, dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und der Hierarchie der Orthodoxen Kirche, in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale, wofür die drei Musikerinnen in einem „Schauprozess“ zu zwei Jahren Straflager verurteilt worden sind. Sie wurden wie Schwerstverbrecher in einem Glaskäfig der Weltöffentlichkeit als „subversive“ Elemente vorgeführt. Auch die „unabhängige“ russische Justiz scheint sich für diese Polit-Farce nicht zu schade zu sein.
Die Punkband hatte in ihrem Song die „Jungfrau Maria“ gebeten, eine Feministin zu werden und Putin aus dem Amt zu vertreiben. Daraufhin warf man ihr „Gotteslästerung“ vor, und der Patriarch Kyrill I. verstieg sich sogar darin, den drei Musikerinnen vorzuwerfen, sie „täten das Werk des Statans“! Diese überzogenen Vorwürfe führten zu der völlig unverhältnismäßigen Machtdemonstration des russischen Staates. Übrigens: Jeder kann die „Jungfrau Maria“ auch in der Öffentlichkeit um alles bitten, die Erfüllung des Wunsches obliegt jedoch ausschließlich ihr.
Der Kurzauftritt der drei Punkerinnen war urkomisch aber witzig; er hätte, wenn überhaupt, nur zu einer Ermahnung führen müssen. Aber das Putin-Regime musste Härte nach innen zeigen, wo eigentlich Nonchalance angebracht gewesen wäre. Auch die Leitung der orthodoxen Hierarchie scheint von Milde, Vergebung und Nächstenliebe wenig zu verstehen. Aber nach über siebzigerjähriger Unterdrückung scheint der Hierarchie der russischen Orthodoxie der Schulterschluss mit dem neuen „Zaren“ wichtiger zu sein als demokratische Offenheit, Unabhängigkeit und Toleranz. Nachhilfe in Christlicher Soziallehre täte den orthodoxen Glaubensbrüdern allemal gut, da diese Tradition in der russisch-orthodoxen Kirche so gut wie gar nicht vorhanden ist.
Putin sollte die nun „rechtskräftig“ Verurteilten begnadigen. Dies würde seiner umstrittenen Stellung in der russischen Gesellschaft bestimmt nicht schaden. Die Unzufriedenheit nach dem Ämtertausch sitzt tief, und unter der Oberfläche bildet sich eine Protestbewegung, die sich vielleicht zu einem „russischen Frühling“ auswachsen könnte. Feindliche Kräfte von außen, heizen diese Stimmung weiter an und arbeiten auf einen „regime change“ hin.
Dabei sind doch die außenpolitischen Herausforderungen durch die permanente Expansion und Aggression des US-Imperiums und seiner westlichen Satrapen gegen Iran und Syrien zu wichtig für die Geopolitik und den politischen Einfluss Russlands, als dass sich Putin an der innenpolitischen Front unnötig eine nicht zu unterschätzende Opposition heranzüchten sollte. In Washington gibt es eine Handvoll durch geknallte Neokonservative, die sich für einen nuklearen Angriff auf Russland und China aussprechen. Die Obama-Administration unterstützt und finanziert die „Opposition“ gegen Putin. Mit der Aggression gegen Syrien und Iran sollen die letzten Hürden aus dem Weg geräumt werden, bevor es gegen Russland und China geht, um die absolute Hegemonie zu erringen. Vielleicht sollte Putins deutscher „Buddy“ ihm nicht nur eine Lehrstunde in lupenreiner Demokratie, sondern auch in geopolitischer Bedrohung durch das US-Imperium und seine Verbündeten erteilen, um vom russischen „Rechtsstatt“ und der verbliebenen Weltmachtstellung des Landes noch zu retten, was zu retten ist.