Who is the "lunatic"? |
Nach Vladimir Putins wegweisender geopolitischen Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz in 2007 hielt der russische Präsident auf der diesjährigen Valdai-Konferenz in Sotchi eine weitere richtungsweisende Rede, die aber in den deutschen Medien nur auf Ablehnung gestoßen ist, wenn sie überhaupt zur Kenntnis genommen wurde. In den führenden US-Medien wird Putin schon seit Jahren als "lunatic" karikiert, obgleich die "lunatics" eher in der US-Administration, insbesondere jedoch im US-Kongress beheimatet sind, wenn man deren aggressive Reden und Statements lauscht.
Putin sieht die USA als die größte Bedrohung für den Weltfrieden an, was der Realität entspricht, wenn man sich das Chaos ansieht, das die USA und ihre Klientel-Staaten in Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien und in weiten Teilen Afrikas angerichtet haben. Die USA strebten die Vorherrschaft über die Welt an und versuchten, alles zu zerstören, um auf diesen Trümmern ihre neuen Ordnungsvorstellungen aufzubauen. Die USA wollten der Welt ihr Diktat einer neuen Weltordnung auferlegen. Der tatsächliche Sündenkatalog der USA ist sehr lang und geht noch weit darüber hinaus, was der russische Präsident aufgezählt hat. Gleichwohl hat er die Hand zum politischen Dialog gegenüber dem US-Imperium ausgestreckt, aber nur auf Augenhöhe versteht sich. Russland betrachtet sich nicht als Vasallen-Staat der USA, wie dies die anderen EU-Staaten tun.
Russland hat, nachdem es dem US-Putsch in der Ukraine die Stirn geboten hat, wieder eine schlechte Presse. Zur Differenzierung scheinen westliche Journalisten nicht mehr fähig zu sein, wenn es um das Russland des Vladimir Putins geht. Alte Klischees feiern fröhliche Urstände. Dass es sich bei den USA um den "Leading Terrorist State" handelt, wollen die Pentagon-Journalisten der führen Medien in Deutschland nicht wahrhaben. Die Liste der Terrorakte und Verbrechen, die Noam Chomsky in seinen Artikel aufmacht, übersteigt die von Putin erhobenen Vorwürfe um Längen. Zahllose Bücher wie "War and Empire" oder "The Crimes of Empire" dokumentieren diesen US-Expansionismus seit Bestehen der USA. Krieg führen scheint zur zweiten Natur der US-Politik geworden zu sein. Diesen Eindruck gewinnt man nach der Lektüre beider Bücher.
Die Lehrmeister-Attitüde des Westens gegenüber Russland wird von Putin zu Recht zurückgewiesen. Mit dieser Haltung können die USA und ihre europäischen Klientel-Staaten mit Bananenrepubliken umspringen, aber nicht mit einer Großmacht. Das Assoziierungsabkommen zwischen der EU und der Ukraine hat Putin als einen Verrat der ukrainischen Politikerklasse am gemeinsamen historischen slawischen Erbe angesehen und als einen ersten Schritt zur Mitgliedschaft in der Nato. Die Mitgliedschaft der Ukraine in diesem aggressiven Expansionsbündnis, das gegen Russland gerichtet ist, stellt für Putin eine "rote Linie" dar, die von der Ukraine nicht überschritten werden darf.
Zu den Verwerfungen zwischen dem Westen und Russland kommt noch erschwerend hinzu, dass ein führender Politiker Europas meint, seine psychischen Probleme auf Kosten eines Landes therapieren zu wollen, was den nationalen Interessen des Landes erheblichen Schaden zufügt, weil es das Land noch stärker in die Abhängigkeit vom US-Imperium führt. Das Vertrauensverhältnis und die exzellenten deutsch-russischen Beziehungen, die der ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder aufgebaut hat, sind auf dem Altar der deutsch-amerikanischen "Freundschaft" geopfert worden.
Wer von einer größeren Verantwortung Deutschlands in der Welt schwadroniert, sollte zuerst sein eigenes Haus in Ordnung bringen. Der desolate Zustand der Bundeswehr kann nicht mit einigen Kita-Plätzen und familienfreundlichen Maßnahmen behoben werden. Von einem erneuten deutschen Sonderweg wollen die europäischen Verbündeten nichts mehr hören. Die deutsche Russlandpolitik sollte wieder dort anknüpfen, wo Gerhard Schröder aufgehört hat. Dazu gehört auch, den Übergriffen der USA durch ihre weltumspannende NSA-Spionage und ihren Militärstützpunkten in Deutschland endlich die rote Karte zu zeigen.