Die Militäroperation „Gegossenes Blei“ der israelischen Armee gegen eine gefangengehaltene palästinensische Bevölkerung im Gaza-Streifen um die Jahreswende 2008/09 harrt immer noch der Aufarbeitung und Verurteilung durch den UN-Sicherheitsrat, vor den die „Autonomiebehörde“ endlich den „Goldstone-Bericht“ bringen sollte. Bei diesem Massaker wurden in 21 Tagen 1 400 Menschen getötet, 1 000 waren Zivilisten, davon über die Hälfte Frauen und Kinder. 13 israelische Soldaten starben, vier davon durch eigenen Beschuss. Fast die komplette Infrastruktur in Gaza wurde dem Erdboden gleichgemacht – darunter Schulen, Krankhäuser, Moscheen, Einrichtungen der UNRWA, Klärwerke, das einzige Kraftwerk und was sonst noch als Ziel nützlich erschien. Die israelische Armee setzt darüber hinaus Phosphorbomben ein. Das Ziel, die Hamas zu zerstören, wurde nicht erreicht; die Organisation scheint gestärkt aus diesem Angriff hervorgegangen zu sein.
Der US-Politologe Norman G. Finkelstein hat in seinem Buch neben dem "Goldstone-Bericht" auch die Berichte von Human Rights Watch, Amnesty International, B´Tselem und Zeugenberichte israelischer Soldaten verarbeitet; alle diese Dokumente sprechen eine eindeutige Sprache. Am 2. April 2011 hat der südafrikanische Richter Richard Goldstone einen Beitrag in der „Washington Post“ veröffentlicht, in dem er eine kleine Relativierung des Berichtes, der inoffiziell seinen Namen trägt, vorgenommen hat. Er nennt zwar keine konkreten Gründe, sondern behauptet, jetzt klüger zu sein als zur Zeit der Abfassung des Berichtes. Es darf nicht verschwiegen werden, dass die israelische Regierung jegliche Zusammenarbeit mit der UN-Menschenrechtskommission, die neben Goldstone noch drei andere hochrangige Mitglieder umfasste, strikt abgelehnt hatte. Nachdem dieser Bericht veröffentlicht worden war, brach über Goldstone die Hölle herein. Er sah sich einer üblen Diffamierungskampage ausgesetzt, die letztendlich mit dazu beigetragen haben könnte, dass der Richter diesen selbstkritischen Artikel publiziert hat. Sein „Rückzug“ ändert jedoch kein Jota am Bericht der UN-Menschrechtskommission, da noch drei andere Experten daran beteiligt waren.
Norman Finkelstein, der bereits einige wichtige Bücher über die dramatische Lange der kolonisierten Palästinenser sowie über die Rolle US-amerikanisch-jüdischer Organisationen in den USA verfasst hat, gilt der US-amerikanisch-zionistischen Lobby in seinem Land als „der Feind“ schlechthin. Dies kann man nur schwer nachvollziehen, zeichnet sich doch das vorliegende Buch geradezu durch eine erschreckende Sachlichkeit aus. Der Autor hat sich immer wieder selbst ein Bild der Lage vor Ort gemacht. So besuchte er den Libanon, nachdem Israel 2006 durch einen Überfall zirka 1 600 Menschen getötet hatte und Teile Beiruts, in denen der Hisbollah das Sagen hat, in Schutt und Asche gelegt hatte; über 160 Israels starben, 44 waren Zivilisten, die durch Raketenbeschuss des Hisbollah ums Leben kamen. Auch den Gaza-Streifen besuchte er nach der Operation „Gegossenes Blei“. Er bekennt freimütige, dass er sich der Hamas-Bewegung anschließen würde, wäre er ein Bewohner des Strips. Damit befindet er sich in prominenter Gesellschaft: Als Ehud Barak, der jetzige Verteidigungsminister Israels, 1999 im israelischen Fernsehen gefragt worden ist, was passiert wäre, wenn er als Palästinenser geboren worden wäre, antwortete dieser ohne zu zögern: „Ich wäre einer Terrororganisation beigetreten.“
Israel hat als Begründung für seinen Angriff auf Gaza „Selbstverteidigung“ genannt, weil die Hamas zahlreiche selbstgebaute Kassam-Raketen gegen einige israelische Städte abgeschossen hatte, die überwiegend nur Sachschaden angerichtet haben. Eine im Juni 2008 mit der Hamas vereinbare Waffenruhe wurde von Israel unter einem inszenierten Vorwand im November gebrochen, so der Autor. Daraufhin reagierte die Hamas wieder mit Raketenbeschuss. Finkelstein weist das Argument von der Selbstverteidigung zurück, da Israel laut B´Tselem im Zeitraum zwischen Anfang Januar bis zum 26. Dezember 2008 455 Palästinenser getötet habe, darunter 175 nicht an Kampfhandlungen Beteiligte; Israel hatte im gleichen Zeitraum 31 Tote zu beklagen, 21 davon waren Zivilisten. Das Argument, dass Israel unverhältnismäßig reagiert habe, erscheint bei diesen Opferzahlen jedoch sehr milde.
Dieses Buch zeichnet sich wie alle Finkelstein Bücher durch einen minutiösen wissenschaftlichen Anmerkungsapparat aus. Dies macht es seinen Kritikern fast unmöglich, seine Argumentation sachlich zu widerlegen; dafür wird er umso heftiger verleumdet und als “jüdischer Selbsthasser“ gebrandmarkt – ein eher bizarres Argument, das mehr über die so genannten Kritiker aussagt, als das es gegen den Autor in Stellung gebracht werden könnte. Das Buch zeigt auf nüchterne und ausgewogene Weise die unbeschreiblichen Zerstörungen des israelischen militärischen Überfalls, die nicht als Kollateralschäden bezeichnet werden können.
Erschienen hier.
Der US-Politologe Norman G. Finkelstein hat in seinem Buch neben dem "Goldstone-Bericht" auch die Berichte von Human Rights Watch, Amnesty International, B´Tselem und Zeugenberichte israelischer Soldaten verarbeitet; alle diese Dokumente sprechen eine eindeutige Sprache. Am 2. April 2011 hat der südafrikanische Richter Richard Goldstone einen Beitrag in der „Washington Post“ veröffentlicht, in dem er eine kleine Relativierung des Berichtes, der inoffiziell seinen Namen trägt, vorgenommen hat. Er nennt zwar keine konkreten Gründe, sondern behauptet, jetzt klüger zu sein als zur Zeit der Abfassung des Berichtes. Es darf nicht verschwiegen werden, dass die israelische Regierung jegliche Zusammenarbeit mit der UN-Menschenrechtskommission, die neben Goldstone noch drei andere hochrangige Mitglieder umfasste, strikt abgelehnt hatte. Nachdem dieser Bericht veröffentlicht worden war, brach über Goldstone die Hölle herein. Er sah sich einer üblen Diffamierungskampage ausgesetzt, die letztendlich mit dazu beigetragen haben könnte, dass der Richter diesen selbstkritischen Artikel publiziert hat. Sein „Rückzug“ ändert jedoch kein Jota am Bericht der UN-Menschrechtskommission, da noch drei andere Experten daran beteiligt waren.
Norman Finkelstein, der bereits einige wichtige Bücher über die dramatische Lange der kolonisierten Palästinenser sowie über die Rolle US-amerikanisch-jüdischer Organisationen in den USA verfasst hat, gilt der US-amerikanisch-zionistischen Lobby in seinem Land als „der Feind“ schlechthin. Dies kann man nur schwer nachvollziehen, zeichnet sich doch das vorliegende Buch geradezu durch eine erschreckende Sachlichkeit aus. Der Autor hat sich immer wieder selbst ein Bild der Lage vor Ort gemacht. So besuchte er den Libanon, nachdem Israel 2006 durch einen Überfall zirka 1 600 Menschen getötet hatte und Teile Beiruts, in denen der Hisbollah das Sagen hat, in Schutt und Asche gelegt hatte; über 160 Israels starben, 44 waren Zivilisten, die durch Raketenbeschuss des Hisbollah ums Leben kamen. Auch den Gaza-Streifen besuchte er nach der Operation „Gegossenes Blei“. Er bekennt freimütige, dass er sich der Hamas-Bewegung anschließen würde, wäre er ein Bewohner des Strips. Damit befindet er sich in prominenter Gesellschaft: Als Ehud Barak, der jetzige Verteidigungsminister Israels, 1999 im israelischen Fernsehen gefragt worden ist, was passiert wäre, wenn er als Palästinenser geboren worden wäre, antwortete dieser ohne zu zögern: „Ich wäre einer Terrororganisation beigetreten.“
Israel hat als Begründung für seinen Angriff auf Gaza „Selbstverteidigung“ genannt, weil die Hamas zahlreiche selbstgebaute Kassam-Raketen gegen einige israelische Städte abgeschossen hatte, die überwiegend nur Sachschaden angerichtet haben. Eine im Juni 2008 mit der Hamas vereinbare Waffenruhe wurde von Israel unter einem inszenierten Vorwand im November gebrochen, so der Autor. Daraufhin reagierte die Hamas wieder mit Raketenbeschuss. Finkelstein weist das Argument von der Selbstverteidigung zurück, da Israel laut B´Tselem im Zeitraum zwischen Anfang Januar bis zum 26. Dezember 2008 455 Palästinenser getötet habe, darunter 175 nicht an Kampfhandlungen Beteiligte; Israel hatte im gleichen Zeitraum 31 Tote zu beklagen, 21 davon waren Zivilisten. Das Argument, dass Israel unverhältnismäßig reagiert habe, erscheint bei diesen Opferzahlen jedoch sehr milde.
Dieses Buch zeichnet sich wie alle Finkelstein Bücher durch einen minutiösen wissenschaftlichen Anmerkungsapparat aus. Dies macht es seinen Kritikern fast unmöglich, seine Argumentation sachlich zu widerlegen; dafür wird er umso heftiger verleumdet und als “jüdischer Selbsthasser“ gebrandmarkt – ein eher bizarres Argument, das mehr über die so genannten Kritiker aussagt, als das es gegen den Autor in Stellung gebracht werden könnte. Das Buch zeigt auf nüchterne und ausgewogene Weise die unbeschreiblichen Zerstörungen des israelischen militärischen Überfalls, die nicht als Kollateralschäden bezeichnet werden können.
Erschienen hier.