Freitag, 20. Januar 2012

Felicia Langer: ein Leben für Gerechtigkeit und Freiheit für Palästina

Am 17. Januar 2012 überreichte der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas im Berliner Adlon-Hotel den Orden „metal of excellence“ der israelischen Menschrechtsanwältin Felicia Langer. Sie gehörte zu den ersten Kritikern der Osloer-Verträge, die Abbas u. a. im Auftrage Yasser Arafats für die Palästinenser ausgehandelt hatten. Abbas befand sich auf Staatsbesuch in Deutschland, um mit führenden Politikern Fragen des Nahostkonfliktes, des „Friedensprozesses“ sowie der Aufnahme „Palästinas“ als 194. Mitgliedstaat in die Vereinten Nationen zu erörtern.

Hoffentlich konnte er die politische Elite in Berlin überzeugen, Palästinas Anspruch auf Mitgliedschaft in der UNO zu unterstützen. Formal gehört Deutschlands immer noch zu einer Ablehnungsfront, die von den USA und Israel angeführt wird, und die sich einer offiziellen Aufnahme widersetzt, obwohl sich Deutschland auch hier noch nicht endgültig festgelegt hat. Unabhängig von politischen Überlegungen ist die deutsche finanzielle Unterstützung für die Palästinenser erheblich.

Es ist zu hoffen, dass Präsident Abbas die deutsche Führung daran erinnert hat, die, solange Deutschland geteilt war, das Recht auf Selbstbestimmung des deutschen Volkes international immer wieder eingefordert hatte. Jedem Volk steht gemäß Völkerrecht das Recht zu, über seine Zukunft selbst zu bestimmen, ohne von den Lauen Dritter abhängig zu sein.

Frau Langer war über Jahre die einzige Israelin, die den Mut hatte, nicht nur Palästinenser vor israelischen Militärgerichten zu verteidigen, sondern auch kritische Israelis vor regulären Gerichten in Israel. Ihr ganzes Leben ist durch ihren Einsatz für die Unterdrückten gekennzeichnet. Für diesen unermüdlichen Kampf im Namen des Rechts eines kolonisierten, brutal unterdrückten und enteigneten Volkes wurde sie von Abbas im Beisein ihres Mannes und Freunden ausgezeichnet. In ihrem bisherigen juristischen und politischen Schaffen setzt sie sich unaufhörlich für einen gerechten Frieden zwischen Palästinensern und Israelis ein. Für diesen ehrenvollen und tapfereren Einsatz wurde sie jedoch von ihren Landsleuten verleumdet. Man kann nie wissen: Vielleicht schlagen einige Israels sie als Kandidatin für den nächsten Israel-Preis vor.

Im Jahr 1990 schloss sie ihre Anwaltskanzlei aus Frustration darüber, für ihre Klienten vor israelischen Gerichten nichts mehr ausrichten zu können. Sie wanderte nach Deutschland aus und erhielt nach einigen Jahren zu ihrer israelischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft. 2009 wurde ihr vom damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse zugesprochen. Gegen diese Entscheidung protestierten einige Vertreter der zionistischen „Israellobby“ lautstark.

In ihrer Dankesrede sagte Frau Langer: „Ich habe versucht, so gut ich konnte, den Opfern der israelischen kolonialen Besatzung sowohl in den Gefängnissen als auch außerhalb beizustehen und die Wahrheit über die israelische Unterdrückung aufzudecken. Überall habe ich mich für Frieden und Gerechtigkeit zwischen beiden Völkern eingesetzt. Sollte Israel nicht seine destruktive, friedensresistente Politik aufgeben, wird es eine Insel der Apartheid im Nahen Osten bleiben, ohne irgendeine Zukunft.“ Sie beendete ihre Rede mit den Worten: „Das palästinensische Volk hat nach Völkerrecht ein legitimes Recht auf Selbstbestimmung, wie jedes andere Volk auf der Welt, ebenso berechtigt ist sein Anspruch auf Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen. Der Tsunami der Palästinenser in ihrem Bemühen um Freiheit wird nicht aufhören; er ist unbesiegbar.“ Weiter äußerte sie die Überzeugung, dass der „Wind of Change“, der die arabischen Revolutionen beflügelt, „die Palästinenser nicht links liegen lassen wird“.

Zu Beginn des Jahres fanden zwischen Israelis und Palästinensern Verhandlungen über die Aufnahme möglicher Verhandlungen in Jordanien über Gebietsteile statt, die Israel bereitwillig den Palästinensern für die Bildung ihres „Staates“ Palästina schon früher angeboten hatte. Auf der palästinensischen Seite finden sich die gleichen Personen, die sich bereits selbst als „Stellvertreter“ Israels kompromittiert haben, wenn man den „Palestine papers“ Glauben schenkt. Als ein Ergebnis von politischen Gesprächen in Deutschland bekam Abbas Rückendeckung für solche Gespräche. Die augenblicklich in Ramallah Regierenden können ebenso von einem Tsunami erschüttert werden wie die syrischen. Hatte die Preisträgerin ein solches Szenario im Hinterkopf oder eher eines, das den Palästinensern endlich ihre Freiheit von Israel Besatzung bringen könnte? Letzteres ist sicherlich ihr innigster Wunsch.

Leicht verändert zuerst erschienen auf Englisch hier, hier, hier, hier und hier.