In diesem Buch wird der Diskurs der israelisch-zionistischen Linken über den "jüdischen und demokratischen" Staat Israel mit allen seinen Verästelungen dargestellt. Ein solches Unterfangen war mehr als überfällig, weil es zeigt, wie scheinheilig die zionistischen linken Intellektuellen agieren. Es war nicht die israelische Rechte, die die "schmutzige" Arbeit der Legitimierung von Kolonisierung, Unterdrückung, Vertreibung, Enteignung und Diskriminierung der Palästinenser geleistet hat, sondern "liberale" zionistische Intellektuelle, vor allem diejenigen, die sich der Arbeitspartei zugehörig fühlen. Durch ihre intellektuellen Kapriolen haben sie den Grundstein für eine Regierungspolitik gelegt, die "einen zionistischen Kolonialismus in einem Apartheid-Siedlerstaat Israel ermöglicht hat", schreibt Tikva Honig-Parnass. Ihre Abrechnung mit diesen vom Westen verhätschelten „liberalen“ Zionisten ist formidabel.
Die Autorin wurde in Palästina geboren. Sie kämpfte im ersten israelisch-arabischen Krieg 1948 und arbeitete für die damals noch radikale links-zionistische Partei Mapam (Vereinigte Arbeiterpartei) in der Knesset. Im Jahr 1960 brach sie mit dem Zionismus und schloss sich der israelischen Sozialistischen Organisation "Matzpen=Kompass" an. Seitdem spielt sie eine führende Rolle in der Bewegung gegen die Besatzung von 1967 sowie im Kampf um die nationalen Rechte der Palästinenser, vor allem für die Rechte der palästinensischen Israelis, die seit 1948 als Bürger zweiter Klasse in Israel leben.
Nach Ansicht der Autorin sei die zionistische Ideologie nicht in der Lage, Empathie für das Leiden der Opfer von Besatzung und Unterdrückung zu empfinden. Folglich werde die Entmenschlichung des palästinensischen Feindes weitergehen, und dies fördere ebenso die Verrohung und Entmenschlichung der Unterdrücker.
In neun Kapiteln widerlegt die Autorin jede Behauptung der zionistischen Linken, dass Israel ein "jüdischer und demokratischer" Staat sei sowie deren Begründungen für die Behandlung der israelischen Palästinenser als Bürger zweiter Klasse. Die Trennlinie zwischen der nicht-zionistischen kritischen israelischen Linken und der jegliche Regierungspolitik legitimierenden zionistischen Linken verläuft zwischen der Bewertung der historischen Ereignisse von 1948 und 1967. Die Vertreter der nicht-zionistischen israelischen Linken, die eine kleine Minderheit darstellt, sieht die Ungerechtigkeiten des Jahres 1948 als Ursache des Konflikts zwischen Juden und Arabern ("Israel wurde in Sünde geboren"), während die zionistische Linke die Ursache des Konflikts im Juni-Krieg von 1967 und der anschließenden Besetzung palästinensischen Landes verortet. Die so genannte zionistische Linke weist auch die Vorstellung von Israel als eines "kolonialen Siedlerstaates" und seine Existenz als eines westlichen hegemonialen kolonialen Projekts zurück.
"False Prophets of Peace" fördert auch die Wahrheit über die zentrale Rolle der israelischen Linken zutage, die sie in der Begründung des kolonialen Siedlerprojekts und in der Kampagne bei der Enteignung der Palästinenser gespielt hat. Nach Ansicht der Autorin klammern sich amerikanische und europäischen Liberale immer noch an den Mythos des "progressiven" zionistischen israelischen Intellektuellen. Honig-Parnass analysiert deren Unterstützung für einen „exklusiven“ jüdischen Staat, der als zentrale Prämisse der zionistischen Führung Israels offizielle Ideologie ist, und die „intellektuellen“ Versuche, dieses ethnozentrische Konzept mit der Definition von Israel als Demokratie zu versöhnen. Die zionistische Linke tue alles, damit westliche Liberale Israel als "jüdischen Staat" akzeptieren, der sowohl "jüdisch" als auch "demokratisch" sein könne. Für jeden westlichen Demokraten stellt dies jedoch einen Widerspruch in sich dar.
Im Kapitel “The Zionist Left and `Peace`” zeigt die Autorin, wie unaufrichtig die zionistische Linke in Bezug auf die Frage des Friedens reagiert. Die zionistische Linke war von dem so genannten Oslo-Friedensprozess begeistert, obwohl für weitsichtige Beobachter klar war, dass diese Art des "Friedensprozesses" nicht zum Frieden führen werde, sondern vielmehr zu einer Zusammenarbeit von Kolonisierten und Kolonisatoren. Zum Zusammenbruch des zionistischen „Friedenslagers“ habe das Scheitern von Camp David im August 2000 geführt. Ehud Baraks berühmt-berüchtigter Ausspruch „there is no partner for peace” entpuppte sich als Sargnagel für die Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser. Der wirkliche „Feind des Friedens“ war nicht Yassir Arafat, wie Barak und Bill Clinton der Öffentlichkeit weismachen wollten, sondern diese beiden „Friedensfreunde“ waren die eigentlichen „Friedensfeinde“, weil sie Arafat ein Abkommen oktroyieren wollten, das dieser nicht akzeptieren konnte.
Dieses Buch stellt zum ersten Mal eine umfassende Kritik der Weltanschauung der linken Zionisten in Israel dar, die im Westen, wie „jemand von uns" wahrgenommen werden. Westliche Demokraten wären sicherlich empört über das undemokratische Weltbild der israelischen zionistischen Linken und ihrer Verteidigung des ethnozentrischen Systems in Israel. Diesem herausragenden Buch sind viele Leser zu wünschen.
Erschienen auch hier.
Erschienen auch hier.