Armut versus Triumphalismus in der katholischen Kirche. |
Roma locuta, causa non finita! Papst Franziskus hat die diplomatischste aller möglichen Entscheidungen in der Causa Tebartz-van Elst getroffen. Dem im Luxus schwelgenden und dem Triumphalismus huldigenden Borgia-Bischof wurde nun eine „Auszeit“ auf unbestimmte Zeit verordnet. Und was geschieht dann? Soll Franz-Peter danach als wiedergeborener franziskanischer Minderbruder auf seinen Bischofsthron in Limburg zurückkehren? Soll alles nur ein Sturm im Wasserglas gewesen sein? In der Zwischenzeit wird der designierte Generalvikar Wolfgang Rösch, der sein Amt erst am 1. Januar 2014 hätte antreten sollen, die zeitliche Sedisvakanz überbrücken. Soll nach dieser „Auszeit“ Tebartz-van Elst dann einfach so weitermachen, als sei nichts geschehen? Es ist eher unwahrscheinlich, dass bis dahin Gras über die Causa Tebartz-van Elst gewachsen sein wird. Die Funktionäre im Vatikan scheinen noch nicht alle zu begreifen, wie diskreditiert dieser Bischof in seinem Bistum ist.
Mit dieser Entscheidung hat Papst Franziskus höchst selbst seine Armen-, Demuts- und Bescheidenheits-Rhetorik beschädigt und damit das franziskanische Motto seines ganzen Pontifikats in Frage gestellt. Gegen diesen Kurs gab es von Beginn seines Pontifikats erheblichen Widerstand seitens der konservativen Seilschaft im Vatikan. Diese wurde von Papst Benedikt XVI. als Präfekt der Glaubenskongregation unter Papst Johannes Paul II. installiert, und er hat diesen Kurs als Papst weiter gefestigt. Seine Bischofsernennungen sprechen Bände. Als seinen Nachfolger als Präfekt der Glaubenskongregation hat er Bischof Gerhard Ludwig Müller von Regensburg eingesetzt, der zur konservativen Riege im deutschen Episkopat gehört. Dieser oberste Glaubenshüter hat die Berichterstattung über die Prunk- und Verschwendungssucht des Limburger Bischofs als eine „Medienkampange“ in einer Predigt abgetan. So kann nur jemand denken, der bar jeder Kenntnis der Realität sich hinter den Mauern des Vatikans verschanzt und den Teufel mit Beelzebub austreiben will.
Ein schlechtes Zeichen für die Gläubigen der Diözese Limburg war die überraschende Audienz von Kardinal Joachim Meisner justament bevor Tebartz-van Elst beim Papst vorsprechen durfte. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Verbrämt wurde diese Privataudienz für Meisner damit, dass diese schon Monate zuvor anberaumt gewesen sein soll! Kardinal Meisner gilt als kirchenpolitisch reaktionär, aber bestens vernetzt im Vatikan, was auch über seinen Zögling Tebartz-van Elst berichtet wird. Meisner gilt als Strippenzieher hinter den Kulissen und hat schon viele gute Initiativen des deutschen Episkopats versucht zu torpedieren. Tebartz-van Elst galt bis zur Aufdeckung seiner Prunksucht als sein heimlicher Nachfolger. Will Papst Franziskus womöglich den Limburger Bischof als Bischof von Köln inthronisieren? Das Kölner Erzbistum ist Protest erprobt. Jahrelang protestierten die Gläubigen erst gegen die Ernennung von Meisner und dann gegen seine kirchenpolitischen Entscheidungen, dieser hat jedoch alle Proteste ausgesessen. Soll Tebartz-van Elst es ihm gleichtun?
Musste sich Papst Franziskus eventuell dem Druck der superreichen katholischen Kirche in Deutschland beugen? Keine andere Kirche verfügt über ein solch unermessliches Vermögen wie die deutsche Ortskirche. Das Erzbistum Köln ist nach der Diözese Chicago die zweitreichste der Welt. Geld bedeutet Macht. Wer wüsste dies nicht besser als der Vatikan, der doch selbst eine Skandal umwitterte Bank sein eigen nennt. Sinnigerweise nennt sich die „Vatikanbank“ „Institut für die religiösen Werke“! Oder hat der Vatikan in der Causa Tebartz-van Elst selber Dreck am Stecken? Waren die Müllers, Gänsweins und andere umfassend darüber informiert, was der Limburger Bischof so alles trieb? Aber vielleicht kommt das Hamburger Amtsgericht der katholischen Kirche zur Hilfe und leitet ein Strafverfahren wegen eidesstattlicher Falschaussage gegen den Bischof ein. Dies wäre ein Novum in der deutschen Justizgeschichte. Auch liegen bei der Staatsanwaltschaft Limburg einige Anzeigen wegen Untreue gegen den Bischof vor.
Das Pontifikat von Papst Franziskus steht jetzt nicht mehr unter einem guten Stern, weil er eine Provinzposse innerhalb der deutschen Ortskirche nicht lösen konnte. Wie viel schwerer wird es für ihn werden, den vatikanischen „Augiasstall“ auszumisten. Mit der Demutsrhetorik eines heiligen Franz von Assisi wird dies nicht gelingen. Als Gegenentwurf steht ihm die „Tempelreinigung“ des Rabbis Jesus zur Verfügung. Wie alle verkrusteten Bürokratien wird dies der Vatikan auch überleben, frei nach dem Motto: Der römischen Kurie kann es egal sein, wer unter ihr Papst ist!