Diese Anthologie von Aufsätzen ist von einem ehemaligen israelischen Aktivisten in der Zeit von 1962 bis 2012 geschrieben worden. Moshe Machover, führender Kopf und Mitbegründer der Sozialistischen Organisation in Israel, besser bekannt unter dem Namen ihrer Zeitschrift Matzpen (Compass), ist Anti-Zionist. Er war es, der die antizionistische Kritik an der Politik des Staates Israel international bekannt gemacht hat. Folglich wurde die Gruppe geächtet und litt unter zunehmender politischer Verfolgung seitens des zionistischen Establishments. 1968 ging Machover nach Großbritannien ins Exil.
In dieser Anthologie werden die vielfältigen Aspekte des israelisch-palästinensischen Konflikts und der israelischen Gesellschaft behandelt. Der Autor analysiert den Konflikt in seinem regionalen Umfeld und verbindet den Kampf für die Befreiung Palästinas mit dem Kampf für den Sozialismus in der ganzen Region. Seine zentralen Thesen sind: Beide Völker können sich nur vom imperialistischen Joch befreien, wenn die Massen die herrschende Klasse in Israel und Palästina zerschlagen. Der Kampf zwischen den beiden Völkern gehe nicht in erster Linie um Territorium, sondern sei ein sozialer Kampf, und erst in zweiter Linie ein nationaler. Zur Lösung des Konflikts bedarf es der Beantwortung der sozialen Frage, weil erst über eine soziale Revolution die Lösung der nationalen Frage erfolgen könne.
Das Buch gliedert sich in sechs Kapitel, die sich mit dem Befreiungskampf des palästinensischen Volkes im arabischen Osten, mit dem vorherrschenden Rassismus in Bezug auf die nationale Frage, der Wirklichkeit in Israel sowie der Heuchelei nicht nur seitens der „zionistischen Linken“, sondern auch der „Kriegstreiberei“ der Linken im Westen, befassen. Von den „Peace-Now-Zionisten“, den „Zionisten Light“ oder den „Halb“-Zionisten von Gush Shalom hält er nichts, die alle vom Westen verhätschelt werden. Den so genannten Friedensaktivisten schreibt er ins folgendes Stammbuch: „Der Friede wird eine Folge der Befreiung sein, nicht ihre Ausgangsbasis.“ Die Verhandlungsführer der Palästinenser sollten sich diese Aussage zu Herzen nehmen und die Farce der „Friedensverhandlungen“ umgehend beenden. Oder in den Worten Machovers: Bei diesem „Friedensprozess“ handele „es sich um eine von Scharlatanen veranstaltete Charade“.
Besonders empfehlenswerte ist der Beitrag „Der Klassencharakter der israelischen Gesellschaft“, den Machover zusammen mit Haim Hanegbi und Akiva Orr veröffentlich hat, und der bereits mehrmals auf Deutsch und in anderen Sprachen erschienen ist. Die Autoren zeigen darin auf, dass Israel keine normale kapitalistische Gesellschaft ist, sondern eine, die vom Siedlerkolonialismus zutiefst geprägte und deformierte Gesellschaft sei. Resümierend fordern die Autoren dazu auf, „die zionistische Natur des Regimes auszumerzen“.
Der politische Wert dieser Anthologie liegt in den Ideen, die Machover für die Lösung des Nahostkonflikts bereithält. Sie sind teilweise über 50 Jahre alt, aber immer noch aktueller als alles, was die so genannten israelischen Friedensaktivisten der westlichen Öffentlichkeit als angebliche Lösung vorgaukeln. Diese Anthologie zeigt, auf welchem Holzweg sich der Westen in Sachen „Frieden“ in Israel und Palästina befinden.
In Englisch hier.