George Friedman before The Chicago Council on Global Affairs. |
Die Rede von George Friedman, dem Gründer des Think Tanks "Stratfor", vor dem Council on Global Affairs in Chicago macht deutlich, wo die politische Musik spielt und wer sie intoniert. Europa und die Europäische Union spielen im geopolitischen Machtkampf zwischen dem US-Imperium, Russland und China keine Rolle. Für Friedman ist nur die Rolle Deutschlands und die bilateralen Beziehungen zwischen Russland und Deutschland von Wichtigkeit. Die Entwicklung dieser Beziehungen wird Europas Rolle in den nächsten 20 Jahren bestimmen.
Für Friedman ist Deutschland die unbekannte Größe. Die USA bauen ihren Sicherheitsgürtel vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer auf, und Russland wird es nicht hinnehmen, dass die Ukraine ins westliche Lager abdriftet. Nur Deutschlands Rolle bleibt nebulös. Dies sei immer das Problem Deutschlands gewesen, so der Redner. Seit 1871 ist die deutsche Frage in der Schwebe und eine Frage Europas. Friedman forderte die Zuhörerschaft auf, über diese Frage nachzudenken, den sie komme auf uns zu. Ihr müsse man sich stellen und man wisse nicht wie. "Wir wissen nicht, was die Deutschen tun werden." Hier wird aus machtpolitischen Gründen wieder an die Ängste vor einer "incetitude Allmand" appelliert.
George Friedman macht auch erhellende Ausführungen über die wirklichen Ziele des US-Imperiums, die der deutschen Bundesregierung gar nicht gefallen sollten. Dabei wird deutlich, dass es nicht um Propagandafloskeln wie Freiheit, Demokratie, Selbstbestimmung et cetera zum Beispiel in der Ukraine geht, sondern ausschließlich um geopolitische Macht- und Wirtschaftsinteressen der USA. Es wird klar, dass Friedman von der Europäischen Union als Akteur wenig bis nichts hält.
Ob die politische Laienspielerschaar in Berlin sich darüber im Klaren ist, dass Deutschlands Souveränität eine Selbsttäuschung ist. Das Land ist nichts anderes als ein Vasall im Machtspiel der US-Eliten. Wer sich heute noch für TTIP einsetzt, ist bereit, Europa völlig den USA und ihrer Finanzoligarchie auszuliefern, die ihre Interessen in einer totalitär zu nennenden Art und Weise durchsetzen. Das Abkommen hat nichts mit Freihandel, sondern mit absoluter Kontrolle der europäischen Wirtschaft durch US-Konzerne zu tun, die Europa mit ihren genmanipulierten Produkten überschwemmen wollen.
In diesem Zusammenhang bekommt ein Brief des ehemaligen CDU-MdBs und ehemaligen Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung, Willy Wimmer, an den ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder vom 2. Mai 2000 besonderes Gewicht. Darin schieb Wimmer, der an einer Konferenz in Bratislava teilgenommen hat, die vom US-State Department und den neokonservativen Enterprise Institute organisiert worden ist, u. a. Folgendes:
"Die amerikanische Seite scheint im globalen Kontext und zur Durchsetzung ihrer Ziele bewusst und gewollt die als Ergebnis von 2 Kriegen im letzten Jahrhundert entwickelte internationale Rechtsordnung aushebeln zu wollen. Macht soll Recht vorgehen. Wo internationales Recht im Wege steht, wird es beseitigt. Als eine ähnliche Entwicklung den Völkerbund traf, war der Zweite Weltkrieg nicht mehr fern. Ein Denken, das die eigenen Interessen so absolut sieht, kann nur totalitär genannt werden." Den kompletten Brief findet man hier.
Im Vortrag werden Ausführungen über die Außenpolitik der USA gemacht, die als zynisch und menschenverachtend klassifiziert werden können und die zu Hunderttausenden von Toten geführt haben, allein im letzten Jahrzehnt. Es scheint, als seien die US-Eliten bereit, Deutschland ein drittes Mal zu zerstören, wenn es ihrem Hegemonialstreben im Wege steht. Das Fazit lässt sich in einem Satz zusammenfassen: "Der Tod kommt aus Amerika." Folglich sollte Deutschland eine Allianz mit Russland eingehen.