Präsident Hollande bekämpft ISIS-Terror mit Bombenterror in Syrien. |
Das bereits im vollen Gange befindliche Flächenbombardement durch die westliche und russische Luftwaffe in Syrien wird letztendlich zu mehr Terrorismus und zur Destabilisierung westlicher Gesellschaften führen. Afghanistan, Irak und Libyen lassen grüßen. Dass sich nach den Anschlägen von Paris jetzt auch noch die Deutschen und Briten bemüßigt gesehen haben, sich in Solidarität mit Frankreich zu üben, bedeutet nur noch mehr Öl ins Feuer zu gießen.
Weder die Anschläge vom 11. September 2001 noch die von Paris vom 13. November 2015 waren hinreichende Gründe, um den Bündnisfall für die NATO oder die EU auszulösen. Weder die USA noch Frankreich wurden durch eine fremde Macht von außen angegriffen. Die Bush-Regierung hatte innerhalb der NATO erstmalig in der Geschichte der Militärallianz den Bündnisfall durchgedrückt. Präsident Hollande hat ähnliches aufgrund Artikel 42 des EU-Vertrages getan. Beide Ereignisse wurden durch ein Lügengebäude gerechtfertigt.
In Afghanistan wollten die Freunde der CIA, die Taliban, Bin Laden, den angeblichen Drahtzieher der Anschläge von 9/11 nicht ohne eindeutige Beweise seitens der USA an Bush ausliefern. Beweise konnten bis heute nicht vorgelegt werden, selbst das FBI nennt Bin Laden nicht als Drahtzieher. Die verhängnisvolle Geschichte der Überfälle auf Afghanistan und Irak ist hinreichend bekannt.
Auch Frankreich hat beim Sturz von Muammer Gaddafi, dem ein Angriff der französischen Luftwaffe am 19. März 2011 vorausging, um angeblich die "Zivilbevölkerung" zu schützen, die aber gar nicht bedroht war, seinen Bombenkrieg auf dieser Lüge aufgebaut. Nachdem das Massaker der westlichen Alliierten - Frankreich, Großbritannien und der USA - zu Ende war, waren 50 000 Zivilisten tot. Soviel zum Schutz der Zivilbevölkerung durch die westlichen Aggressoren. Geradezu frivol hat sich die potenzielle US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton über den Tod Gaddafis auf CBS-News geäußert: "We came, we saw, he died." Sowohl Clinton als auch die Moderatorin brachen in schallendes Gelächter aus.
Wie lange will die westliche Kriegsallianz ISIS bombardieren? 14 Jahre wie in Afghanistan? Der "Erfolg" dort war durchschlagen. Das Ergebnis des Bombenterrors gegen ISIS wird in Form von "blowbacks" den europäischen Staaten um die Ohren fliegen. Wen wollen die westlichen Mächte an Stelle des legitimen Präsident Baschar al-Assad einsetzen? US-Präsident Obama hat bereits vor fünf Jahren lauthals verkündet: "Assad has to go!" Obama wird in knapp einem Jahr Geschichte sein, Assad dagegen wohl noch immer im Amt.
In der Öffentlichkeit geistert die Legende von einer Armee von 70 000 sogenannten moderaten Rebellen umher, auf die der Westen sein Hoffnung setzt. Bisher hat man aber in Syrien von dieser "moderaten" Armee nichts gesehen. Vielleicht sind es aber auch nur 70, wie Robert Fisk im "Independent" süffisant betont. Der vermeintliche Rest kämpft mit der terroristischen Al-Nusra-Front oder innerhalb der anderen 81 Rebellengruppen. Die sogenannten moderaten Rebellen scheinen zum Enthaupten Andersgläubiger nicht den Säbel, sondern "nur" eine Messer zu benutzen, was den gleichen Effekt hat. Diese "guten" Rebellen sind nichts weiter als ein Wunschtraum der westlichen Aggressoren, deshalb fliegt das russische Militär auch Einsätze gegen sie, weil es keinen Unterschied zu ISIS und Al-Nusra gibt.
Dem Westen geht es in Syrien nicht um die Zerstörung von ISIS sondern um den Sturz Assads. Präsident Vladimir Putin hat diesen Plan durch sein Engagement durchkreuzt, dafür wurde er durch den Abschuss eines Kampfbombers durch die Türkei und mit Zustimmung der USA bestraft. Im Gegensatz zu Russland sind die westlichen Mächte als Aggressoren in Syrien eingefallen und verletzen die Souveränität des Landes, weil sie von niemandem eingeladen worden sind. Nur der irakische Ministerpräsident Al-Abadi hat die USA und die Briten eingeladen, ISIS in Irak zu bombardieren.
Die westlichen Militärs wissen nur zu gut, das Bombardements noch nie einen Konflikt entschieden haben. Wenn die ersten Videoaufnahmen von zerfetzten Leichen, verursacht durch die westlichen Bomber, auftauchen werden, werden sich viele Muslime im Westen veranlasst sehen, ihren Glaubensbrüdern in Syrien zur Hilfe zu eilen oder Vergeltung in London, Paris oder Berlin zu üben. Wie werden nach einigen Jahren wohl die westlichen Regierungschefs auf ihre erfolglosen Luftangriffe reagieren? Weder westliche Interventionen in Afghanistan, Irak, Libyen oder Mali haben die Sicherheit des Westens erhöht. Warum sollte dies jetzt gerade in Syrien anders sein?
Nicht-Einmischung ist das Gebot der Stunde. Der Westen sollte Abschied nehmen von der Idee, al-Assad zu stürzen und stattdessen die Waffenlieferungen und Finanzströme aus Saudi-Arabien, Katar und der Türkei stoppen und die Syrer vor Ort gegen ISIS kämpfen lassen. Das Problem ist nicht Al-Assad oder ISIS, sondern Saudi-Arabien, Katar und die Türkei.