Israel sei eine von Ängsten besessene Gesellschaft, und die größte Angst bestehe vor dem Frieden, so Moshe Zimmermann, Leiter des Richard-Koebner-Zentrums für deutsche Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem. Die Zustandsbeschreibung Israels durch den Autor lässt die Selbstdefinition als der „einzigen Demokratie im Nahen Osten“ als hohle Worthülse erscheinen. Die inneren Widersprüche zum eigenen historischen Narrativ und die Verhaltensweisen dieser Gesellschaft würden Psychologen als „schizophren“ und „paranoid“ bezeichnen, vermutet der Autor.
Israel ist eine regionale Supermacht mit begrenzten Ambitionen. Das Land verfügt - dank der USA und auch Deutschlands - über die modernsten Waffensysteme der Welt, hat ein riesiges Atomwaffenarsenal, plus biologischer und chemischer Waffen, hat mehrere Kriege gegen seine Nachbarn geführt und alle gewonnen, gleichwohl fühlt Israel sich als das ewige Opfer, das immer am Abgrund steht. Diesen „Opfernarrative“ habe der ehemalige Ministerpräsident Levi Eshkol zutreffend mit den Worten des „armseligen Samson“ karikiert.
Zimmermann weist darauf hin, dass sich Israel bewusst als Gegenbild zur zweitausendjährigen Galut (Diaspora) begreife und den „stolzen, neuen Juden“ verkörpere, seine Politiker aber glaubten nicht an eine „Aussichtslosigkeit des Antisemitismus nach der Gründung des Staates Israel“, obgleich gerade die Eliminierung des Antisemitismus das treibende Movens der zionistischen Staatsgründungsidee gewesen sei. Dadurch entlarvten sie sich „praktisch als paranoid“. Die vorhandenen Ängste würden nicht nur verbreitet, sondern „ganz bewusst und zynisch aus Eigeninteresse“ instrumentalisiert, „um die Mehrheit der Gesellschaft als Geisel mit in den endlosen Zustand des Unfriedens zu reißen“. Von einer politischen „Instrumentalisierung“ des Antisemitismus schreibt auch Moshe Zuckermann in seinem jüngsten Buch „Antisemit“. Ein Vorwurf als Herrschaftsinstrument“, das im ProMedia Verlag in Wien erschienen ist.
Die augenblickliche israelische Regierung setzte sich aus den extremsten Elementen der israelischen Gesellschaft zusammen, die zunehmend orthodox und russisch geworden sei, obgleich zirka 55 Prozent sephardische Juden sind. Die moderaten Zionisten seinen zunehmend an den Rand gedrängt und durch die wirklichen „Postzionisten“, d. h. die „ethnozentrischen“ und „religiösen“ Zionisten, ersetzt worden. Dabei handele es sich um eine „Dekonstruktion des traditionellen Zionismus“. Der eigentliche Inhalt dieses wahren Postzionismus sei „das Jüdische im religiös-orthodoxen Sinne“.
Die meisten Israelis wollen wie alle anderen Menschen auch ein modernes „gutes Leben“ führen. Sie würden aber durch „Angst-Botschaften“ wie die vor „den Arabern“, „dem Terror“, den „ABC-Waffen“ oder der „Alle-sind-Gegen-uns-Mentalität“ beherrscht, die zur völligen Kompromisslosigkeit führten. Die israelische Gesellschaft würde jedweder Art von Friedensbestrebungen immer unzugänglicher. Das Schüren von Hass auf Araber oder Gojim (Nicht-Juden) gehöre eigentlich nicht zu den eigentlichen Aufgaben eines Außenministers oder der Akademie seines Amtes. Aber Israel leistet sich beides. „In Israel bemühen sich in jüngster Zeit beide Institutionen eher um das Schüren von Hass auf die arabische Welt. Frieden mit den Arabern wird in ihren Reihen entweder als pure Illusion oder gar als Albtraum betrachtet.“ Der Außenminister halte Bemühungen um Frieden mit den Palästinensern prinzipiell für aussichtslos und irrelevant, so Zimmermann. „Überhaupt neigt Lieberman dazu, die Haltung Israels gegenüber Arabern, auch gegenüber anderen ´Gojim` als Kriecherei zu bezeichnen.“
Die Radikalisierung Israels habe beängstigende Ausmaße erreicht. Maßgeblich an deren Verbreitung seien die Siedler, die „Hügeljugend“, das Militär, die Orthodoxie und wesentliche Teile der Medien beteiligt. Diese Radikalisierung wende sich gegen diejenigen, die der Autor „Israels Geiseln“ nennt: die Juden in der Diaspora, den Westen und das Gedächtnis an den Holocaust. Dieser Hass auf alles Muslimische sei in den Westen importiert worden. Für diese hasserfüllte und intolerante Haltung stehen jüdische Organisationen, Blogger, Journalisten und andere Extremisten, die meinen die brutale israelische Politik gegen alle Vernunft verteidigen zu müssen. Da eine solche Politik mit rationalen Argumenten nicht verteidigt werden kann, greifen diese Organisationen und diese extremistische Szene zu den Mitteln der Verleumdung, Denunziation, Verdrehung der Wahrheit und anderen antidemokratischen Methoden, um jeden „Israelkritiker“ als „Antisemiten“ oder „jüdischen Selbsthasser“ mundtot zu machen. Angeblich delegitimiere diese Spezies Israel. Kein geringer als Uri Avnery hat in einem Beitrag für die „Junge Welt“ vom 10. August 2010 deutlich gemacht, wer die eigentlichen „Delegitimierer“ Israels seien, und zwar der Außen-, Verteidigungs- und der Innenminister des Landes. Das Erschreckende ist, dass sich die jeweiligen nicht-jüdischen Mehrheitsgesellschaften vor den Karren dieser Extremisten und ihrer absurden Vorwürfe spannen lassen. Die Inflationierung des „Antisemitismusvorwurfs“ seitens der israelischen Regierung und ihrer „willigen Helfershelfer“ führe nach Zimmermann dazu, wenn Israelkritik tatsächlich in eine antisemitische Variante übergehe, die Öffentlichkeit nicht mehr wachsam genug reagiere.
Zimmermanns Buch lüftet ein wenig den Schleier seines Landes und gibt Einblicke in die intellektuelle Verfasstheit seiner politischen Elite, welche die uniform berichtenden westlichen Medien nicht den Mut haben zu tun. Diese schreckliche Entwicklung und Geisteshaltung wird von Lobbyisten in die westlichen Demokratien getragen und mit brutalen, antidemokratischen Methoden durchgesetzt und verteidigt, so dass das Recht auf Meinungs- und Redefreiheit aus falsch verstandener Solidarität immer stärker unter die Räder kommt. Bei dem Fanatismus in der israelischen Gesellschaft und ihren Lautsprechern im Westen ist für die Zukunft dieser Gesellschaften nichts Gutes zu erwarten.
Zuerst veröffentlicht, in: Der Semit.
Israel ist eine regionale Supermacht mit begrenzten Ambitionen. Das Land verfügt - dank der USA und auch Deutschlands - über die modernsten Waffensysteme der Welt, hat ein riesiges Atomwaffenarsenal, plus biologischer und chemischer Waffen, hat mehrere Kriege gegen seine Nachbarn geführt und alle gewonnen, gleichwohl fühlt Israel sich als das ewige Opfer, das immer am Abgrund steht. Diesen „Opfernarrative“ habe der ehemalige Ministerpräsident Levi Eshkol zutreffend mit den Worten des „armseligen Samson“ karikiert.
Zimmermann weist darauf hin, dass sich Israel bewusst als Gegenbild zur zweitausendjährigen Galut (Diaspora) begreife und den „stolzen, neuen Juden“ verkörpere, seine Politiker aber glaubten nicht an eine „Aussichtslosigkeit des Antisemitismus nach der Gründung des Staates Israel“, obgleich gerade die Eliminierung des Antisemitismus das treibende Movens der zionistischen Staatsgründungsidee gewesen sei. Dadurch entlarvten sie sich „praktisch als paranoid“. Die vorhandenen Ängste würden nicht nur verbreitet, sondern „ganz bewusst und zynisch aus Eigeninteresse“ instrumentalisiert, „um die Mehrheit der Gesellschaft als Geisel mit in den endlosen Zustand des Unfriedens zu reißen“. Von einer politischen „Instrumentalisierung“ des Antisemitismus schreibt auch Moshe Zuckermann in seinem jüngsten Buch „Antisemit“. Ein Vorwurf als Herrschaftsinstrument“, das im ProMedia Verlag in Wien erschienen ist.
Die augenblickliche israelische Regierung setzte sich aus den extremsten Elementen der israelischen Gesellschaft zusammen, die zunehmend orthodox und russisch geworden sei, obgleich zirka 55 Prozent sephardische Juden sind. Die moderaten Zionisten seinen zunehmend an den Rand gedrängt und durch die wirklichen „Postzionisten“, d. h. die „ethnozentrischen“ und „religiösen“ Zionisten, ersetzt worden. Dabei handele es sich um eine „Dekonstruktion des traditionellen Zionismus“. Der eigentliche Inhalt dieses wahren Postzionismus sei „das Jüdische im religiös-orthodoxen Sinne“.
Die meisten Israelis wollen wie alle anderen Menschen auch ein modernes „gutes Leben“ führen. Sie würden aber durch „Angst-Botschaften“ wie die vor „den Arabern“, „dem Terror“, den „ABC-Waffen“ oder der „Alle-sind-Gegen-uns-Mentalität“ beherrscht, die zur völligen Kompromisslosigkeit führten. Die israelische Gesellschaft würde jedweder Art von Friedensbestrebungen immer unzugänglicher. Das Schüren von Hass auf Araber oder Gojim (Nicht-Juden) gehöre eigentlich nicht zu den eigentlichen Aufgaben eines Außenministers oder der Akademie seines Amtes. Aber Israel leistet sich beides. „In Israel bemühen sich in jüngster Zeit beide Institutionen eher um das Schüren von Hass auf die arabische Welt. Frieden mit den Arabern wird in ihren Reihen entweder als pure Illusion oder gar als Albtraum betrachtet.“ Der Außenminister halte Bemühungen um Frieden mit den Palästinensern prinzipiell für aussichtslos und irrelevant, so Zimmermann. „Überhaupt neigt Lieberman dazu, die Haltung Israels gegenüber Arabern, auch gegenüber anderen ´Gojim` als Kriecherei zu bezeichnen.“
Die Radikalisierung Israels habe beängstigende Ausmaße erreicht. Maßgeblich an deren Verbreitung seien die Siedler, die „Hügeljugend“, das Militär, die Orthodoxie und wesentliche Teile der Medien beteiligt. Diese Radikalisierung wende sich gegen diejenigen, die der Autor „Israels Geiseln“ nennt: die Juden in der Diaspora, den Westen und das Gedächtnis an den Holocaust. Dieser Hass auf alles Muslimische sei in den Westen importiert worden. Für diese hasserfüllte und intolerante Haltung stehen jüdische Organisationen, Blogger, Journalisten und andere Extremisten, die meinen die brutale israelische Politik gegen alle Vernunft verteidigen zu müssen. Da eine solche Politik mit rationalen Argumenten nicht verteidigt werden kann, greifen diese Organisationen und diese extremistische Szene zu den Mitteln der Verleumdung, Denunziation, Verdrehung der Wahrheit und anderen antidemokratischen Methoden, um jeden „Israelkritiker“ als „Antisemiten“ oder „jüdischen Selbsthasser“ mundtot zu machen. Angeblich delegitimiere diese Spezies Israel. Kein geringer als Uri Avnery hat in einem Beitrag für die „Junge Welt“ vom 10. August 2010 deutlich gemacht, wer die eigentlichen „Delegitimierer“ Israels seien, und zwar der Außen-, Verteidigungs- und der Innenminister des Landes. Das Erschreckende ist, dass sich die jeweiligen nicht-jüdischen Mehrheitsgesellschaften vor den Karren dieser Extremisten und ihrer absurden Vorwürfe spannen lassen. Die Inflationierung des „Antisemitismusvorwurfs“ seitens der israelischen Regierung und ihrer „willigen Helfershelfer“ führe nach Zimmermann dazu, wenn Israelkritik tatsächlich in eine antisemitische Variante übergehe, die Öffentlichkeit nicht mehr wachsam genug reagiere.
Zimmermanns Buch lüftet ein wenig den Schleier seines Landes und gibt Einblicke in die intellektuelle Verfasstheit seiner politischen Elite, welche die uniform berichtenden westlichen Medien nicht den Mut haben zu tun. Diese schreckliche Entwicklung und Geisteshaltung wird von Lobbyisten in die westlichen Demokratien getragen und mit brutalen, antidemokratischen Methoden durchgesetzt und verteidigt, so dass das Recht auf Meinungs- und Redefreiheit aus falsch verstandener Solidarität immer stärker unter die Räder kommt. Bei dem Fanatismus in der israelischen Gesellschaft und ihren Lautsprechern im Westen ist für die Zukunft dieser Gesellschaften nichts Gutes zu erwarten.
Zuerst veröffentlicht, in: Der Semit.