Der Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück geht in diesem Jahr zu gleichen Teilen an den langjährigen Botschafter Palästinas in Deutschland, Abdallah Frangi, und den ehemaligen israelischen Botschafter, Diplomaten und Publizisten Avi Primor. Beide Diplomaten kennen und schätzen sich.
Die Preisträger stünden für die Verständigung zwischen beiden Völkern. Sie seien sehr gute Repräsentanten für Friedensinitiativen, die in der Region bitter nötig seien, betonte Universitätspräsident Claus Rollinger. Der Preis ist mit 25 000 Euro dotiert; er wird am 15. November verliehen. Die Laudatio hält die Journalistin Franziska Augstein. Der mit 5 000 Euro dotierte Sonderpreis geht an EXIT-Deutschland, die versucht, Menschen, die in die Fänge von Neonazis geraten sind, wieder in die bürgerliche Gesellschaft einzugliedern.
Ein Blick auf die Liste der Preisträger zeigt, dass diejenigen, die aus Israel und Palästina stammen, scheinbar nach politisch-korrekten Kriterien ausgewählt werden, um keinen Anlass zur Kritik zu geben. So erhielten 2003 der israelische Wissenschaftler Dan Bar-On und der palästinensische Schriftsteller Mahmud Darwisch den Preis ebenfalls zu gleichen Teilen. Im Falle des israelischen Friedensaktivisten Uri Avnery wich man 1995 von dieser Regel ab. Damals herrschte in Deutschland noch ein liberales Klima, was die Diskussion über den Nahostkonflikt anbelangt.
Abdallah Frangi symbolisiert das tragische Schicksal seines Volkes. Er musste zusammen mit seiner Familie vor dem Terror der zionistischen Kampfverbände von Beer Sheva im Negev in den Gaza-Streifen fliehen; dort lebt er immer noch und wartet auf die Rückkehr in seine Heimatstadt. Sein politisches Leben ist der Gründung eines palästinensischen Nationalstaates und der Rückkehr seines vertriebenen Volkes gewidmet. Seine Autobiographie, „Der Gesandte“ , legt dafür ein beredtes Zeugnis ab. Darin wird deutlich, dass Frangi die Geschichte seines Volkes diplomatisch an vorderster Front mitgestaltet hat. Trotz zahlreicher politischer Rückschläge in Palästina, ist Frangi in Bezug auf Frieden für Palästina immer noch Optimist.
Avi Primor wurde 1935 in Palästina geboren und war vom Schicksal gesegneter als Frangi. Als 13-jähriger erlebte er die Staatsgründung Israels. Der Traum der zionistischen Bewegung ging in Erfüllung, der aber zum Alptraum eines anderen Volkes wurde. Primor diente ebenfalls wie Frangi seinem Land als Diplomat und vertrat die Interessen seines Landes in Deutschland überaus erfolgreich. Welch liberaler Geist 1998 in der israelischen Botschaft in Bonn herrschte, zeigt dieses Interview.
Herzlichen Glückwunsch an die Preisträger!