Kann die israelische Regierung die Sicherheit von Papst Franziskus vor „Hebrew neo-Nazis“ (Amos Oz) garantieren? Der Besuch findet vom 24. bis 26. Mai 2014 statt. Der Papst wird Jordanien, das besetzte Palästina und Israel besuchen. Im Vorfeld des Papst-Besuches ist es immer wieder zu anti-christlichen Hassparolen und Schmierereien an christlichen Einrichtungen wie Kirchen und Klöstern gekommen. Sogar Todesdrohungen wurden an das Päpstliche Zentrum Notre Dame in Jerusalem geschmiert: „Death to Arabs and Christians and to everyone who hates Israel.“ Todesdrohungen gab es auch in Galiläa. Selbst israelische Sicherheitsbehörden befürchten Attentatsversuche rechtsextremer Siedler.
Seit Beginn des Jahres wurden bereits 20 solcher Hassattacken gezählt. Am 9. Mai konnte man Folgendes an den Wänden der Rumänisch-Orthodoxen Kirche lesen: „König David für die Juden“ und „Jesus ist Müll“. Andere Parolen lauteten: „Tod den Arabern“, „Amerika ist Nazi-Deutschland“, „Jesus Affe, Maria Kuh“. Ebenso fanden sich Hakenkreuz-Schmierereien an Jerusalemer Häuserwänden. Israel hat nicht nur ein Rechtsextremismus-Problem, sondern ein neo-nazistisches.
Kein geringerer als der Schriftsteller Amos Oz machte laut „ynet“ vom 10. Mai darauf aufmerksam. Die verniedlichenden Bezeichnungen wie „price tag“ oder „hill top youths“ seinen ein politisch-korrekter Euphemismus. Diese Bezeichnungen seien „sweet names for a monster that needs to be called what it is: Hebrew neo-Nazi groups” (…) Our neo-Nazi groups enjoy the support of numerous nationalist or even racist legislators, as well as rabbis who give them what is in my view pseudo-religious justification”. Der lateinische Patriarch von Jerusalem forderte die israelische Regierung auf, die Christen in Israel zu schützen.
Dass Israel ein gravierendes Extremismus- und Rassismus-Problem hat, ist seit Jahrzehnten bekannt und wird immer wieder selbst von israelischen Autoren betont, aber in den westlichen Medien unter den Teppich gekehrt. Diese Phänomene finden sich insbesondere unter den nationalreligiösen Siedlern in den besetzten Gebieten. Der ehemalige israelische Professor für organische Chemie an der Hebräischen Universität von Jerusalem, Israel Shahak, hat die Wurzeln dieses Rassismus in der jüdischen Religion verortet, wie er in seinem bahnbrechenden Buch „Jewish History, Jewish Religion“ dargelegt hat.
Obgleich es sich beim Besuch von Papst Franziskus um einen reinen Pastoralbesuch in Erinnerung an den ersten Besuch von Papst Paul VI. vor 50 Jahren handelt, sollte es der römische Pontifex nicht versäumen, in seinen Gesprächen mit Israels führenden Politikern darauf hinzuweisen, dass das israelische Besatzungsregime die Menschenrechte der Palästinenser zu achten hat und ihnen das Recht auf Selbstbestimmung zugestehen muss. In einer seiner Reden vor israelischen Politikern sollte er in Anlehnung an den berühmten Satz von US-Präsident Ronald Reagan erklären: „Mister Netanyahu, tear down this wall.“