Sonntag, 9. Dezember 2012

Palästina-Solidaritätspreis 2012 für „Palästina-Portal“

Palästina-Solidaritätspreis 2012 für Palästina-Portal
Zum ersten Mal wurde am 8. Dezember 2012 der Palästina-Solidaritätspreis an den Betreiber des „Palästina-Portals“, den Dortmunder Künstler Erhard Arendt, durch die "Palästinensische Gemeinde Deutschland“ verliehen. Die Preisverleihung fand vor weit über einhundert Besuchern in der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin statt und stand unter der Schirmherrschaft des Palästinensischen Botschafters in Deutschland, S. E. Botschafter Salah Abdel Shafi.

Das „Palästina-Portal“ existiert seit 10 Jahren. Seit dieser Zeit ist der Künstler „Kriegsteilnehmer“. Dass sich Arendt kurz nach seiner Pensionierung dem Nahostkonflikt zu- und von seinen diversen Kunst-Projekten, die er sich für seinen „Unruhestand“ vorgenommen hatte, abwendete, hatte auch mit seiner Neigung zu sozial- und zeitkritischen Fragen zu tun, die ihn zeitlebens künstlerisch beschäftigt haben. 

Erhard Arendt nennt folgende Beweggründe für sein Israel-Palästina-Engagement: 

Erstens sehe er Parallelen zwischen seinem Wirken und dem seines Großvaters. Ihm sei es primär zu verdanken gewesen, dass er kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges die bereits vom Kommandanten beschlossene Zerstörung der Stadt Hemer abwenden konnte; sie wurde kampflos übergeben. Ebenfalls sollten auf Befehl die russischen Kriegsgefangenen getötet werden, was er ebenfalls verhindert habe.

Zweitens musste Arendt als dreijähriger von der Wohnung aus mit ansehen, wie Kriegsgefangene bittend und bettelnd vorbeigetrieben worden seien. 

Drittens kam die über Jahrzehnte dauernde Verarbeitung der Naziverbrechen an den europäischen Juden hinzu. „Als im Jahre 1941 Geborener musste ich aber lernen zu verstehen, dass eigentlich fast alle um mich herum durch ihr Schweigen, ihr Nicht-Sehen- und Nicht-Wissen-Wollen sich an den unvorstellbaren Verbrechen mitschuldig gemacht haben.“ Aus der Wahrnehmung der Lüge „Wir haben es nicht gewusst“, wurde für Arendt ein „Nie Wieder“ und auch, dass „Schweigen ein Verbrechen sein kann.“ 

Viertens war die Bekanntschaft mit einem Palästinenser überaus prägend. Vorher habe Arendt die Palästinenser immer nur als „Terroristen“ wahrgenommen, so wie es durch die elektronische Berichterstattung vermittelt worden sei. Durch Gespräche wurde ihm bewusst, dass nicht die Israelis immer nur die Opfer und die Palästinenser immer nur die Täter seien, sondern durch eine Umkehrung käme man der Wahrheit wesentlich näher. Eine der Hauptursachen des Konflikts zwischen „dem Westen“ und der islamischen Welt liege im ungelösten Nahostkonflikt. An der Entstehung und Fortdauer dieses Konfliktes trage „der Westen“ durch sein „Nichthandeln, Schweigen und Verschweigen maßgeblich bei“.

„Wider alle Menschenrechte wird seit Jahrzehnten den Palästinensern unsagbares, verbrecherisches Unrecht angetan. Aus dem verinnerlichten ‚Nie Wieder‘, das sich auf alle Gesellschaften und Religionen bezieht, war es für mich ein Beweggrund, ja sogar ein inneres Muss, über das Geschehen aufzuklären. Das ‚Nie Wieder‘ endet nicht in der Anerkennung unserer Schuld den Juden gegenüber. Wenn wir wirklich unsere Lehren aus dem Holocaust gezogen haben, dürfen wir nie wieder zu neuem Unrecht schweigen.“ Mit dieser Haltung steht er exemplarisch für einen wirklich gerechten Frieden zwischen Israel und Palästina.

In seinem einführenden Worten ging Botschafter Abdel Shafi auf die prekäre Lage seines Volkes unter israelischer Besatzung ein. Er bedauerte den „Wankelmut der deutschen Regierung bei der Abstimmung in der UN-Generalversammlung". Wenig Hoffnung bestehe noch für eine Zwei-Staaten-Lösung; dafür sei es fünf vor zwölf, so der Botschafter. 

In seiner Laudatio wies Nazih Musharbash, ehemaliger Landtagsabgeordneter im niedersächsischen Landtag, auf die großen Verdienste Arendts hin, die er sich mit seinem „Palästina-Portal“ auch über die Grenzen Deutschlands hinaus erworben habe. Das „Palästina-Portal“ zeichne sich durch seinen „hohen dokumentarischen Wert“ und seine enorme Informationsfülle in deutscher und englischer Sprache aus. „Vor allem für seine beispielhafte Haltung und nicht hinter dem Berg gehaltenen Meinung, macht sich Erhard Arendt bei Palästina-Kritikern und vor allem bei Israel-Freunden angreifbar.“ Dadurch habe es sich nicht immer nur Freunde gemacht. Musharbash erwähnte nur einige der Kritiker, wie z. B. die israelische Botschaft, den Zentralrat der Juden in Deutschland sowie einen „gewissen Henryk Broder“.

„Die Kritik, die Arendt artikuliert, gilt primär der politischen und militärischen Macht in Israel, die das palästinensische Volk unterdrücken und seit Jahren als Besatzer misshandeln. Bedauerlicherweise können viele Menschen, vor allem in Deutschland, diese Kritik nicht nachvollziehen. Und weil ihnen Sachargumente fehlen, greifen sie zu der üblichen Methode, die des Antisemitismus-Vorwurfes.“ Dies bedeute, so der Laudator, die wahre Situation auf den Kopf zu stellen, um Israel weiterhin „Immunität“ zu sichern. Dagegen wehre sich Arendt seit Jahren, „dem unser Dank und der Dank des palästinensischen Volkes gebühren. Er gibt ein leuchtendes Beispiel für eine couragierte Haltung, für eine Gesinnung pro Menschenrechte und Selbstbestimmung.“ 

In seiner Dankesrede erwähnte Erhard Arendt u. a. die massiven Anfeindungen, Verleumdungen und Diffamierungen seitens aggressiver rechtszionistischer Extremisten der „Israellobby“, die jegliche Kritik an den Menschenverachtenden Methoden der israelischen Besatzungsmacht als „Antisemitismus“ diffamieren. Diese Attacken werden noch gesteigert durch schriftliche und telefonische Morddrohungen. 

Andere Extremisten zeigten den Betreiber des „Palästina-Portals“ wegen „Volksverhetzung“ (!) und anderer unsinniger Vorwürfe an, die aber alle von der Staatsanwaltschaft als unbegründet eingestellt worden seien. Bei dieser Schmierenkampagne täte sich ein „Schauspieler“ aus Köln als eifernd-geifernder “Schmierenkomödianten“ besonders hervor. Arendt betonte auch, dass er neben der Informationsverbreitung über Palästina ebenso über die niederträchtigen Machenschaften eines pro-israelischen Netzwerkes aufkläre, das sich besonders an Rufmordkampagnen sowie Verleumdungen Andersdenkender beteilige, dazu zähle an vorderster Front „honestly concerned“. 

Mit der Auszeichnung des „Palästina-Portals“ hat die Jury politisches Gespür bewiesen. Erhard Arendt hat sich über ein Jahrzehnt für die Rechte der Palästinenser eingesetzt. Diese gelebte Solidarität dient dem Ziel eines wirklichen Friedens im Nahen Osten mehr als alle inhaltsleeren Sonntagsreden.

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