Der palästinensische David ist in der Wahl seines Widerstands gegen den israelischen Goliath sehr erfinderisch. Davon legt die Geschichte des Widerstands gegen ein übermächtiges Unterdrückungsregime ein beeindruckendes Zeugnis ab. Politische Wandmalerei und Graffiti sind seit der ersten Intifada 1987 nirgends weiter verbreitet als in Palästina. Israel hat den palästinensischen Künstlern dazu mit dem Bau des Zionistischen Schutzwalles eine perfekte Projektionsfläche für ihren Widerstand geliefert.
Die Sammlung liefert eine Fülle von beeindruckenden Bildern, die von der Kreativität und Vielfältigkeit des Widerstandes des palästinensischen Volkes zeugen. Der Steine werfende Jugendliche und die Bäuerin, die in ihrem Tragetuch die ganze Last eines geknechteten Volkes trägt, sind zu Symbolen der Standhaftigkeit (Sumud) geworden.
Die Graffiti seinen zu politischen Manifestationen gegen die israelische Besatzungs- und Vertreibungspolitik und für den Kampf um Selbstbestimmung des palästinensischen Volkes geworden, schreibt Fritz Edlinger, Generalsekretär der Österreichisch-Arabischen Gesellschaft in seinem Vorwort. Mit einigen einleitenden Sätzen stellt Edlinger die Beiträge von Silman Mansour über die politischen Einflüsse in der palästinensischen Kunst, von Samiha Abdeldjebar über weibliche Straßenkunst in Palästina und von Lamis Rahbani über "das Blau meiner Angst" vor.
Letztere Autorin schreibt unter Pseudonym, das ihr als Schutz vor Repressalien dienen soll. Sie beschreibt anhand des in Bethlehem gelegenen Flüchtlingslagers al-Azza die Bedeutung der Kunst und Kultur für Jugendliche, um die Tristesse des Lagerlebens besser ertragen zu können, soweit dies überhaupt möglich ist. In einem Abschnitt geht Rahbani auf den Komik- und Karikaturenzeichner Naji Ali ein, der den Flüchtlingsjungen "Handala" geschaffen hat. Naji Ali wurde wie Ghassan Kanafani vom israelischen Geheimdienst Mossad ermordet.
Nicht nur das israelische Besatzungsregime drangsaliert kritische Künstler in Palästina, sondern auch islamistische fanatische Gruppen sind zu einer Bedrohung des freien und kritischen Denkens und der Künste in dieser Region geworden. Die Bilder zeigen, wie das politische Auf und Ab gerade die Kunst in Palästina beeinflusst. Trotz brutaler Unterdrückung durch den israelischen Besatzer und der Rechtlosigkeit in den besetzten Gebieten bleibt der Wunsch der Menschen nach Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung in Palästina ungebrochen. Dies wird durch die umfangreiche Sammlung beeindruckender Wandmalereien und Graffiti dokumentiert.
Fritz Edlinger (Hg.), Mit Spraydose und Pinsel gegen die Besatzung, ProMedia, Wien 2016, 24 Euro.
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